Rettet das Laborbuch!

23. April 2012 von Laborjournal

(Der Beitrag war bereits am 17.4. für etwa fünf Stunden an dieser Stelle veröffentlicht, wurde dann aber nochmals überarbeitet und neu gepostet.)

Das gute, alte Laborbuch. Jetzt soll jeder auch dieses noch komplett digital führen und im Web per Open Access online frei zugänglich machen. Entsprechende Vorschläge der sogenannten Science 2.0-Jünger (oder sind wir schon bei „3.0“?) werden jedenfalls immer lauter.

Nicht nur fertige, logisch durchdachte und schlüssig aufbereitete Paper — nein, auch das sympathisch impulsive, hastig hingekritzelte, herrlich chaotische und gerade deswegen irgendwie kreative Sammelsurium der täglichen Laborbuch-Einträge soll nach deren Vision die weltweite Internetgemeinde einsehen können.

Aber warum eigentlich?

Dass das Web die Möglichkeit bietet, die statischen Momentaufnahmen geschriebener Paper am gleichen Ort aktiv weiter zu diskutieren und zu modifizieren — ja, das ist toll und erstrebenswert. Endlich wieder dynamische (wenn auch virtuelle) Real Time-Diskussionen; und im Ideallfall tatsächlich Ideen und Daten teilen, vorschlagen und kritisieren. Alles das also, was die Wissenschaft im Innersten zusammen halten sollte — und zuletzt durch egoistisches „Credit and Priority“-Denken doch arg verloren gegangen ist.

Aber braucht man dazu tatsächlich auch noch die zusammenhanglosen Rohdaten der Laborbücher? Diesen Beitrag weiterlesen »

Analytica-Tagebuch 2012 (II)

19. April 2012 von Laborjournal

Es ist Mittwoch abend, und soviel ist schon mal klar: Der Besucherandrang hat enorm zugenommen. Seit Stunden drängen sich die Massen über die bunten Teppiche, und per Flurfunk gelangen immer neue Geschichten an die Ohren der anwesenden Laborjournal-Redakteure.

Ein herrlich komisches, doch leider namenloses Duo: Wer kann helfen?

Etwa die, dass es das frühere Schwergewicht aus Heidelberg, den Gerätebauer Febit, tatsächlich noch gibt – zumindest als dramatisch geschrumpfte Nachfolgefirma und ohne Gerätebau. Dies ist zwar schon seit dem 1. Dezember 2011 der Fall, doch so richtig mitbekommen hat es außerhalb Heidelbergs kaum jemand.

Also: Die Restmasse der Febit Biomed GmbH nennt sich jetzt „Comprehensive Biomarker Center Gmbh“ (CBC) und analysiert für ihre Kunden microRNA-Biomarker. Der Apparatebau rund um die einst hochgelobte Geniom-Plattform hingegen ist endgültig passé. Die um ihr Gründerduo Peer und Cord Stähler sowie 65 deutsche Mitarbeiter erleichterte Firma Diesen Beitrag weiterlesen »

Analytica-Tagebuch 2012 (I)

17. April 2012 von Laborjournal

Gerüstet für den Besucheransturm ...

München, Messestadt West, erster Tag der Analytica-Fachmesse. Vier Laborjournal-Redakteure haben am Vortag pfundschwere Heftpakete durch die Luft gewuchtet und dem verlagseigenen Stand (Nr. 308) den letzten Feinschliff verpasst. Nun sitzt man auf weinrotem Kunstflorteppich und guckt den Besuchern nach, die in Halle B1 hereintröpfeln. Der erste Besucher ist ein Stammleser, Abonnent seit vielen Jahren, und er verblüfft uns mit der Aussage, dass wir in letzter Zeit „böser“ geworden seien. „Böse“ meine er ganz klar als Kompliment, versichert er, denn die meisten anderen würden sich an heiße Eisen wie Datenmanipulation und Hochschulkonflikte zwischen Doktorand und Betreuer eben nicht herantrauen, sagt er, und dann sagt er noch: „Weiter so!“

Im Moment ist das jedoch eine Einzelmeinung, denn die Gänge zwischen den Messeständen sind auch jetzt, am frühen Nachmittag, noch nicht so richtig gefüllt. Die Zahl der Standbetreuer überwiegt noch eindeutig die der herumschlendernden Besucher, zumindest hier in Halle B1. Anderswo ist mehr Gedränge; der Wirtschaftsredakteur etwa treibt sich knapp drei Stunden in der „Biotechhalle“ A3 herum. Diesen Beitrag weiterlesen »

Super-ferrari-multi-digitalo-WiFi-pH-Meter

29. März 2012 von Laborjournal

Meist verdrehen Jungforscher die Augen, wenn ergraute Laborveteranen von alten Zeiten schwärmen. Wie zum Beispiel jener, der — nachdenklich die neueste elektronische Mehrkanal-Digital-Mikropipette in der Hand wiegend — plötzlich seinen Diplomanden von damals zu erzählen beginnt. Damals, ja damals, so säuselt der alte Haudegen verklärt, da hätten sie noch Glaspipetten über der Bunsenbrennerflamme zu Kapillaren ausgezogen, um damit Sequenziergele zu beladen. Und mit verschwörerischem Grinsen fügt er hinzu: „Am besten ließ sich das Ganze natürlich mit dem Mund pipettieren — auch wenn das jede Vorschrift streng verbot.“

Damals hätten jedem Doktoranden die drei Fixstufen des einheitsgrauen Vortexers zum Mischen der Proben völlig genügt. (Und nachdem die Diplomanden gelernt hatten, dass sie sich bei Stufe 3 meist von ihrem Material verabschieden durften, reichten gar nur die Nummern 1 und 2.)

Heute dagegen müssen es elektronische Geräte mit digitaler Anzeige sein, mit stufenloser Wahl zwischen 500 und 3000 Umdrehungen samt automatischem Timer und Mikroprozessor-gesteuerter Geschwindigkeitskontrolle. Dazu in topmodern-futuristischem Design, möglichst in Ferrari-Rot. Diesen Beitrag weiterlesen »

Zitat des Monats (6)

22. November 2011 von Laborjournal

Eine der nettesten, ehrlichsten und vielleicht auch verantwortungsvollsten Ausschreibungen für ‚Graduate Students‘, die man sich denken kann:

(Bild anklicken für größeren PDF-file)

Vom Söhnke Johnsen Lab, Duke University.

 

 

Acht typische Laborkollegen…

15. November 2011 von Laborjournal

… beschreibt Autor Upturned Microscope im Biodata Blog als Comic und im Text. Zum Beispiel diesen hier:

„The Mooch“ samt den übrigen sieben Typen gibt’s hier (als Comic) und hier (die acht Texte). Have fun!

Die Schizophrenie des Forschers

4. November 2011 von Laborjournal

Gerade folgende „Anzeige“ gefunden:

Foto

Von Timon Buys

Dazu schreibt er:

Made this a couple years back. (http://www.scq.ubc.ca/filter/?p=599)
Still makes me smile. Can’t imagine doing anything besides research though.

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Hallo, Ihr da im Inkubator!

19. Oktober 2011 von Laborjournal

Dass man mit einem Smartphone viel mehr machen kann als nur telefonieren, ist inzwischen weithin bekannt. Genauso, dass man mit Lego-Steinen nahezu alles bauen kann, was das Herz begehrt. Beides verwendeten Forscher am California Institute of Technology (Caltech), um — unter weiterer Zunahme eines Bildsensors — die gute, alte Petrischale fit zu machen für das digitale Zeitalter (PNAS, publ. online before print October 3, 2011). Wie so ein „ePetri“ funktioniert und was es kann, zeigt dieses Video (von golem.de):

Am Ende nimmt also der Bildsensor im geschlossenen Inkubator regelmäßig Bilder der gesamten Schale auf und schickt sie direkt an den Laptop. Die Vorteile liegen auf der Hand. Einmal kann die Probe überwacht werden, ohne sie aus dem Inkubator nehmen zu müssen. Und zusätzlich hat man gegenüber dem Mikroskop den Vorteil, dass man die ganze Probe im Blick hat und nicht nur den Teil, der gerade vergrößert wird.

Sicher eine tolle Sache. Dennoch kommt man bei all der Finesse nicht umhin, sich das Gesicht des Forschers vorzustellen, wenn auf seinem eigenen Telefondisplay plötzlich die Nummer des Smartphones im Inkubator aufleuchtet :-) …

Schlümpfe verboten!

30. September 2011 von Laborjournal

Wir hatten ja bereits im letzten Jahr begonnen, Pannen und Missgeschicke im Labor zu sammeln. Jetzt fragen wir uns aber: Warum klebt das unten folgende „Schlümpfe verboten“-Schild auf der Mikrowelle?

 

Deswegen:…. Diesen Beitrag weiterlesen »

Was stinkt im Labor?

12. Juli 2011 von Laborjournal

Welches sind die schlimmsten Gerüche, denen man im Labor ausgesetzt sein kann? Beta-Mercaptoethanol? Ammoniak? Formaldehyd? Oder sind es doch eher die bisweilen sehr streng riechenden Nährmedien? Hefe-haltiges Drosophila-Medium etwa, oder diejenigen für bestimmte Bakterien auf Fleisch-, Blut- oder gar Fäkalienbasis?

Nick Oswald hat auf Bitesize Bio seine Top Ten der „Worst Lab Smells“ aufgestellt. Und wie Nick wollen wir an dieser Stelle unsere deutschsprachigen Leser fragen: Was stinkt Euch im Labor am meisten?