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Super-ferrari-multi-digitalo-WiFi-pH-Meter

29. März 2012 von Laborjournal

Meist verdrehen Jungforscher die Augen, wenn ergraute Laborveteranen von alten Zeiten schwärmen. Wie zum Beispiel jener, der — nachdenklich die neueste elektronische Mehrkanal-Digital-Mikropipette in der Hand wiegend — plötzlich seinen Diplomanden von damals zu erzählen beginnt. Damals, ja damals, so säuselt der alte Haudegen verklärt, da hätten sie noch Glaspipetten über der Bunsenbrennerflamme zu Kapillaren ausgezogen, um damit Sequenziergele zu beladen. Und mit verschwörerischem Grinsen fügt er hinzu: „Am besten ließ sich das Ganze natürlich mit dem Mund pipettieren — auch wenn das jede Vorschrift streng verbot.“

Damals hätten jedem Doktoranden die drei Fixstufen des einheitsgrauen Vortexers zum Mischen der Proben völlig genügt. (Und nachdem die Diplomanden gelernt hatten, dass sie sich bei Stufe 3 meist von ihrem Material verabschieden durften, reichten gar nur die Nummern 1 und 2.)

Heute dagegen müssen es elektronische Geräte mit digitaler Anzeige sein, mit stufenloser Wahl zwischen 500 und 3000 Umdrehungen samt automatischem Timer und Mikroprozessor-gesteuerter Geschwindigkeitskontrolle. Dazu in topmodern-futuristischem Design, möglichst in Ferrari-Rot.

Doch es geht noch krasser. Zum Beispiel die neuesten Multiparameter-Messgeräte der „Accumet“-Serie von Coleparmer. Neben pH-Wert messen diese noch Leitfähigkeit, Widerstand, Sauerstoff, Temperatur und Salzgehalt. Sicher alles nützlich, aber dazu brauchen die Highend-Geräte: Windows CE® Betriebssystem, blauweiß leuchtenden LCD-Bildschirm, automatische Rührerkontrolle, ebenfalls automatische Temperaturkompensation, Passwort-geschützten (!) Datenspeicher, RS-232-Schnittstelle zur Datenübertragung auf den PC, USB-Anschluss für Drucker und andere Geräte sowie Ethernet-Port zum Aufladen neuer Software. Und klar, WiFi- und Bluetooth-fähig sind sie auch — um die Daten drahtlos direkt auf’s Smartphone zu senden, oder umgekehrt die Messung drei Räume weiter fernsteuern zu können.

„Irgendwie macht es mir Angst, dass mein pH-Meter bald mehr kann als ich selbst“, schüttelt unser Veteran bei dieser Aufzählung den Kopf. Und es bleibt die Frage, worüber man wohl eher die Augen rollen sollte: über handgebastelte Glaskapillaren oder über derart überzüchtete Super-ferrari-multi-digitalo-WiFi-Geräte.

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Ein Gedanke zu „Super-ferrari-multi-digitalo-WiFi-pH-Meter“

  1. cb sagt:

    Man sollte vielleicht die Augen rollen, wenn man nicht mehr versteht was das Gerät tut, ob es richtig funktioniert und was man tun kann wenn es kaputt geht.

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