Von zweifelhaftem Verhalten der Journals

14. Februar 2012 von Laborjournal

Das Feld der wissenschaftlichen Journale scheint immer mehr zu verrotten. Und damit meinen wir gar nicht unbedingt das Geschäftsgebahren der großen Verlage à la Elsevier, Springer oder Thieme und Co. (siehe unseren früheren Beitrag „Boykott gegen Elsevier“ samt Kommentare).

Nein, eher passt in dieses Bild etwa die Zunahme sogenannter „Bogus Journals“, die auf nichts anderes aus sind, als das bei Open-Access-Online-Journals gängige „Author pays“-Modell auf unlautere Weise für einen schnellen Dollar auszunutzen. Auch hierüber berichteten wir kürzlich im Beitrag “’Junk Journals‘ und die ‚Peter-Panne’”.

Genauso passen in dieses Bild die zunehmenden Klagen von Forschern, dass Journals den Veröffentlichungswunsch von Manuskripten, deren Daten bereits publizierte Paper widerlegen, schlichtweg ignorieren, ablehnen oder zumindest stark erschweren. Ein Thema, dem wir das Editorial unserer neuesten Lab Times-Ausgabe gewidmet haben. Diesen Beitrag weiterlesen »

Autoren am Rande des Nervenzusammenbruchs (7)

29. November 2011 von Laborjournal

Von hier.

 

Autoren am Rande des Nervenzusammenbruchs (6)

5. August 2011 von Laborjournal

… und dann war da noch Forscher Vogelsee. Die Arbeit seiner Gruppe drehte sich vorwiegend um das Gen madB, das er seinerzeit selbst als Postdok in der Gruppe des großen Kaltental isoliert hatte. Ein wichtiges Gen, keine Frage. Und solide war es, was er und seine Mitstreiter im Laufe der Zeit zur Rolle von madB bei der Darmentwicklung zusammengetragen hatten. Nur, viele Zitate brachte es nicht.

Immerhin, vor Jahren bat ihn der ebenfalls große Rogger um Hilfe. Rogger war so was wie der „Pabst der Darmentwicklung“ und seine Leute waren kurz vor der Entschlüsselung eines offenbar zentralen Schaltermechanismus. Es fehlten nur noch eindeutige histologische Bilder. Diese jedoch waren nicht ganz einfach zu produzieren — und wie der Zufall so wollte, hatten ausgerechnet Vogelsee und Co. die entsprechende Technik bei ihren Arbeiten über madB perfektioniert. Diesen Beitrag weiterlesen »

NatureScienceCell

5. Juli 2011 von Laborjournal

 

Was ist eine CNS Disease? Eine Central Nervous System Disease, eine Erkrankung des zentralen Nervensystems — klar. Harold Varmus, ehemaliger Chef der US-National Institutes of Health (NIH), deutete indes den Kürzel-Begriff sarkastisch um und meinte mit CNS Disease die ‚Krankheit‘, dass im biomedizinischen Publikationsuniversum die Dreifaltigkeit der Zeitschriften Cell, Nature und Science allzu große, zumal oftmals voreilige Verehrung erfährt.

(Des öfteren spricht man sie ja mittlerweile in einem Wort aus: Naturesciencecell. Oder wie ein US-Kollege jüngst spottete:

Perhaps a new word could be coined: naturescienceandcell [ney-cher-sahyuhns-uhnd-sel] -noun: 1. General science journals that cause researchers to temporarily lose their sanity.)

Diesen Beitrag weiterlesen »

Zitationsrankings — eine sensible Sache

28. Juni 2011 von Laborjournal

Ein Beitrag in etwas eigener Sache. In einer E-Mail schrieb uns jemand kürzlich zum Thema Zitations-Ranking:

Vielleicht solltet ihr allerdings beim Laborjournal mal etwas kritisch überdenken. Zu recht kritisiert ihr die vielen fragwürdigen Autorenschaften. Andererseits ist der Druck auf den Wissenschaftlern hoch viele Paper zu produzieren. Er ist unter anderem deswegen so hoch, weil es Listen gibt wie Eure Rankings mit Zitationsvergleich, in denen jeder im Feld danach geiert möglichst weit vorne zu stehen. Außerdem lasst ihr z. B. in eurem letzten Ranking jemand hochleben, der 180 Paper in drei Jahren publiziert hat. (Mehr als ein Paper pro Woche… Respekt)

Diese „Kritik“ ist uns nicht neu. Jede Menge solcher Rückmeldungen haben wir bekommen, seit wir solche Rankings machen. Und wir sind uns der angesprochenen Problematik durchaus bewusst. Schon lange werden unsere Listen für ganz andere Dinge benutzt, als wir zunächst dachten. Diesen Beitrag weiterlesen »

Selbst ist die Frau!

3. Juni 2011 von Laborjournal

Milena Penkowa: Spitzenwert bei Selbstzitierungen

So langsam sprießen die Fälle bzw. Neuigkeiten zu wissenschaftlichem Fehlverhalten schneller aus dem Morast als wir sie pflücken können. Gerade noch Silvia Bulfone-Paus und Carsten Carlberg, gestern Peter Zabel — und jetzt gibt’s schon wieder Neues zur Dänin Milena Penkowa.

Die 37-jährige Neurowissenschaftlerin gehörte zu den Shooting Stars der dänischen Forschung. Bis im Januar Nature titelte: Fraud investigation rocks Danish university. Bereits im Monat zuvor war Penkowa von ihrer Stelle an der Universität zurückgetreten, da sie unter dem dringendem Verdacht der Datenfälschung wie auch der Veruntreuung von Forschungsgeldern stand.

Mehr dazu stand damals in Lab Times. Deutlich detaillierter (und auch zynischer) brachte UniversityPost, die Zeitschrift der Universität Kopenhagen, die ganze Geschichte — Titel: Penkowa for dummies.

Wie so viele Fälle von Fälschungsverdacht wartet jedoch nun auch dieser zähflüssig auf seine endgültige Aufklärung. Doch während man noch wartet, hat sich der Kopenhagener Geophysiker Peter Riisager mal Frau Penkowas Publikationen näher angeschaut — beziehungsweise, wer sie denn so alles zitiert. Diesen Beitrag weiterlesen »

Schlampige Zitate im Genom

16. März 2011 von Laborjournal

Bekam Beschwerden wegen unsauberer "DNA-Zitate": James Craig Venter

(Mit Update vom 16.3., 15 Uhr !)

Zitate sind eine sensible Sache. Herr zu Guttenberg musste dies erst kürzlich schmerzhaft lernen — während die Wissenschaft genau aus diesem Grund das Zitieren unter allerstrengste Regeln stellt.

Nicht ganz ohne Ironie daher, dass kein Geringer als Genom-Guru James Craig Venter kürzlich auf einer Tagung zugeben musste, dass er schlampig zitiert habe.

Wir erinnern uns: Im Mai letzten Jahres gab Venter bekannt, dass sein Team das Genom von Mycoplasma-Bakterien komplett und funktional durch DNA ersetzt habe, die sie zuvor mit ihren Maschinen synthetisiert hatten. Nicht wenige feierten die ganze Sache als „erste synthetisch geschaffene Lebensform„, andere waren dagegen durchaus kritischer.

Wie auch immer — Venters Kollegen hatten damals mehrere berühmte Zitate in den synthetischen DNA-Strang hineinkodiert, um ihn von der nativen Mycoplasma-DNA unterscheiden zu können. Zwei davon bescherten Venter später Post. Diesen Beitrag weiterlesen »

Viel zitiert — viel gelesen?

17. Januar 2011 von Laborjournal

Zitierungen sind wichtig, meint der Forscher von heute. Denn — so die weitläufige Meinung — sie zeigen halbwegs objektiv an, welchen Wert die in der jeweiligen Veröffentlichung dargestellte Forschung hat. Pauschal ließe sich das also auf das simple Klischee eindampfen: Viel Zitate, gute Forschung — keine Zitate, schlechte Forschung.

Dass es jedoch viele Mechanismen gibt, warum all das nicht ganz so einfach ist — das demonstrieren unter anderem die 25 Beispiele unserer alten, aber immer noch aktuellen Laborjournal-Kolumne „Was können Zitationsvergleiche … nicht unbedingt„. Hier jedoch wollen wir mal die Grundsatzfrage stellen: Was macht die Zitierzahlen eigentlich so wichtig? Okay, man meint grob, je öfter ein Artikel in den Referenzlisten nachfolgender Paper erscheint, umso stärker müsse dessen Inhalt zwangsläufig die nachfolgende Forschung beeinflusst haben.

Aber wodurch? Na ja, zunächst einmal dadurch, dass offensichtlich viele, viele Forscher den betreffenden Artikel gelesen haben. Allerdings — Hand auf´s Herz — haben Sie jeden Artikel, den Sie in Ihren Veröffentlichungen referieren, tatsächlich gelesen? Diesen Beitrag weiterlesen »

Viel zitierte Rattenfänger

9. November 2010 von Laborjournal

Viele Zitate ist gleich gute Forschung. Diesen Schluss ziehen viele. Kann man aber eigentlich nicht. Denn was heißt es ganz nüchtern betrachtet, wenn einen viele zitieren? Zuerst einmal bedeutet es, dass man viele Kollegen von dem Weg, den man ihnen vermeintlich mit den eigenen Ergebnissen weist, überzeugen konnte. Das Problem allerdings ist, dass man auch elegant und überzeugend auf das falsche Ziel schießen kann.

Ronald Kostoff nannte dies 2002 in seinem Buch „Research program peer review: Principles, practices, protocolsRattenfänger-Effekt (Pied Piper Effect). Er beschrieb dazu unter anderem folgendes hypothetisches Szenario:

„Assume there is a present-day mainstream approach in a specific field of research; for example, the chemical/ radiation/ surgical approach to treating cancer […]. Assume the following hypothetical scenario: there exist alternative approaches to treatment not supported by the mainstream community; in fifty years a cure for cancer is discovered; the curative approach has nothing to do with today‘s mainstream research, but is perhaps a downstream derivative of today‘s alternative methods; it turns out that today‘s mainstream approach sanctioned by the mainstream medical community was completely orthogonal or even antithetical to the curative approach. Diesen Beitrag weiterlesen »

‚Equal Contributors‘ und ‚Co-Corresponding Authors‘

26. Oktober 2010 von Kommentar per Email

Sehr geehrte Mitglieder der Laborjournal-Redaktion,

[…] Ralf Neumann beklagte in einer ‚Inkubiert‘-Glosse die noch junge Praxis der Wertung von Autorenbeiträgen auf wissenschaftlichen  Publikationen. Er findet es lustig, dass in einer stetig wachsenden Zahl von Publikationen darauf hingewiesen wird, welche Autoren etwa gleich viel zu der jeweiligen Studie beigetragen haben und wer neben der an letzter Stelle der Autorenliste stehenden Person als ‚co-korrespondierender Letztautor‘ anzusehen sei. Dabei ist das weder lustig, noch auf flächendeckenden Nepotismus bei der Autorenreihung zurückzuführen, wie Herr Neumann andeutet.

(Der Text der Glosse im Wortlaut:)

Veröffentlichungen sind das Brot des Forschers, Autorenzeilen das Pfund, mit dem er wuchert. Dafür, und vor allem dafür bekommt er Anerkennung von seinesgleichen. Lob, Ruhm und Ehre und damit die Karriere hängen von nichts auch nur annähernd so stark ab, wie „wo man überall drauf steht“. Und an welcher Stelle! Ja, angesichts derart starken Gewichts sind Autorenzeilen heutzutage höchstsensible Angelegenheiten geworden. Da wimmelt es bisweilen von Sternchen, Kreuzen, Doppelkreuzen und anderen komischen hochgestellten Symbolen, deren Namen viele gar nicht mal kennen — nur um in der Fußnote neben den Adressen der beteiligten Forscher auch noch das Beitragsgewicht der einzelnen Leute Analysenwaagen-genau zu erklären. Diesen Beitrag weiterlesen »