Der Lohn des Forschers

8. Juni 2016 von Laborjournal

tubesektEinzig der Wahrheit sei der Forscher verpflichtet. Und selbstlos sei er dabei. Immer bestrebt, Wissen und Erkenntnis zu mehren — nicht zu seinem eigenen Ruhm, sondern allein zum Wohle aller. Soweit das hehre Ideal.

Jedoch sind Forscher auch nur Menschen. Und Menschen brauchen Anerkennung, brauchen Bestätigung.

Wie aber erfahren Forscher Anerkennung? Was ist deren wirklicher Lohn?

Geld kann es nicht sein. Schon im mittleren Management verdient man mehr als auf einem Uni-Lehrstuhl. Und überhaupt kann man vielfach woanders leichter „Karriere machen“.

Auch die Aufmerksamkeit eines breiten Publikums kann es kaum sein, denn wann wird ein Forscher schon mal in die großen Medien gehievt. Zu speziell, zu wenig publikumstauglich ist, was er tut. Ausnahmen wie James Watson oder vielleicht auch Craig Venter bestätigen nur die Regel, aber schon Christiane Nüsslein-Volhart oder Sydney Brenner kennen wohl nur wenige außerhalb der Szene.

Bleibt also nur die „Szene“, die „Community“. Die umfasst schon nahezu alles, woher der Forscher sich Anerkennung erhoffen kann. Denn nur aus der „Community“ kommt mal jemand und klopft einem auf die Schulter. Sagt dann vielleicht: „Super Sache, wie Du Protein X kristallisiert hast — ein Membranprotein, das war doch extraschwer.“ Oder etwa: „Mannomann, das war aber eine elegante Strategie, wie Du gezeigt hast, dass Gen Y bei Pathway Z mitspielt.“ Oder neuerdings womöglich: „Alle Achtung! Echt ausgefuchst, der Algorithmus, den Du zum Aufspüren potentieller Steuerelemente im Gesamtgenom geschrieben hast.“

Zugegeben, das tut gut. Aber ist dies tatsächlich der potentielle Lohn, der Forscherinnen und Forscher im Innersten antreibt? Oder ist es vielmehr wirklich die reine Befriedigung der sprichwörtlichen, spezifisch-starken Forscherneugier?

Die Antworten der wenigen, die überhaupt darüber reden, gehen tatsächlich oftmals in diese Richtung. So sagte etwa einer, es sei ihm Lohn genug, wenn er nach jahrelanger Arbeit endlich „die wunderschöne, in ihrer Perfektion von keinem Kunstwerk zu übertreffende Struktur“ des Proteins Sowieso auf dem Monitor bewundern könne. Noch schöner allerdings drückte es folgender „Lonesome Researcher“ aus: „Für mich gibt es nichts Erregenderes, als wenn ich spät abends endlich das Ergebnis langer Versuchsreihen sehe — und dann voller Ergriffenheit registriere, dass ich für diese eine Nacht der einzige Mensch auf der ganzen Welt bin, der dies nun weiß.“

Geht es euch Forscherinnen und Forschern da draußen wirklich manchmal so?

Forscher-Netzwerke als Frühwarnsystem

26. März 2013 von Laborjournal

Aus der Reihe „Spontane Interviews, die es nie gab — die aber genau so hätten stattfinden können”. Heute: Prof. O. Dor, Sentiologisches Institut Forschungszentrum Witterberg.

LJ: Ah, Herr Professor Dor — gut, dass ich Sie treffe. Die jüngsten Datenfälschungen von ihrem Kollegen R.A. Dier betreffen doch direkt Ihre eigene Forschung. Wie groß ist der Schaden?

Dor: Schaden? Wir haben keinen Schaden.

LJ: Ja, aber Diers Daten waren doch getürkt. Sind die nicht irgendwie in ihre eigenen Projekte eingeflossen? Schließlich bildeten sie die Grundlage für einen ganzen Teil ihres eigenen Feldes.

Dor: Kann sein. Aber für uns waren sie nicht relevant.

LJ: Entschuldigung, aber das verstehe ich nicht wirklich. Das müssen Sie mir erklären?

Dor: Ganz einfach — wir haben es einfach vermieden, auf Diers Daten aufzubauen. Und wenn es doch Berührungspunkte gab, haben wir die Sachen erst einmal bei uns im Labor selbst verifiziert.

LJ: Das haben andere aber sicher nicht getan?

Dor: Doch. Die meisten, die ich kenne, haben genau das getan.

LJ: Das klingt ja, als hätten sie Diers Daten schon vorher nicht getraut.

Dor: Exakt. Diesen Beitrag weiterlesen »

Autoren am Rande des Nervenzusammenbruchs (6)

5. August 2011 von Laborjournal

… und dann war da noch Forscher Vogelsee. Die Arbeit seiner Gruppe drehte sich vorwiegend um das Gen madB, das er seinerzeit selbst als Postdok in der Gruppe des großen Kaltental isoliert hatte. Ein wichtiges Gen, keine Frage. Und solide war es, was er und seine Mitstreiter im Laufe der Zeit zur Rolle von madB bei der Darmentwicklung zusammengetragen hatten. Nur, viele Zitate brachte es nicht.

Immerhin, vor Jahren bat ihn der ebenfalls große Rogger um Hilfe. Rogger war so was wie der „Pabst der Darmentwicklung“ und seine Leute waren kurz vor der Entschlüsselung eines offenbar zentralen Schaltermechanismus. Es fehlten nur noch eindeutige histologische Bilder. Diese jedoch waren nicht ganz einfach zu produzieren — und wie der Zufall so wollte, hatten ausgerechnet Vogelsee und Co. die entsprechende Technik bei ihren Arbeiten über madB perfektioniert. Diesen Beitrag weiterlesen »

„I like it hot!“

7. Juni 2010 von Laborjournal

Und nochmal aus der Reihe „Spontane Interviews, die es nie gab — die aber genau so hätten stattfinden können”. Heute: Professor G. Rins, Oblektologisches Institut Universität Schalkstadt, zum Thema Dress Code auf Meetings.

LJ: Hallo, Herr Professor Rins! Hoppla, etwas scheint Sie ja gerade ganz besonders zu amüsieren?

Rins: Ja. Ich habe gerade ein unglaublich schlechtes Paper gelesen!

LJ: Ah ja? Aber: Ist das nicht eher ein Grund zum Traurig sein?

Rins: Sicher. Stimmt schon, aber….

LJ: Aber?

Rins: Mir ist gerade eingefallen, dass ich den Seniorautor vor Jahren mal auf einer Konferenz erlebt habe.

LJ: Und die Erinnerung amüsiert Sie gerade?

Rins: Ja.

LJ: Erzählen Sie uns, was damals war? Diesen Beitrag weiterlesen »