Trau‘ niemals Deinem Antikörper

19. Oktober 2010 von Kommentar per Email

Hat sich das Laborjournal schon einmal in den Sumpf der kommerziell erhältlichen Antikörper begeben? Der Zufall hat mich in diese Richtung getrieben. Bisher zeigten 50% der von mir genutzten monoklonalen AK nicht die Spezifität, welche der Hersteller verspricht.

Mit quantitativen PCR Analysen zeigte ich, dass in Rattenzellen unter bestimmten Bedingungen der mRNA Spiegel der Na,K-ATPase alpha1-Isoform halbiert ist, derjenige der alpha3-Isoform dagegen versechsfacht. Ein monoklonaler alpha1-isoformspezifischer Antikörper einer bekannten Firma zeigte unter gleichen Bedingungen indes eine Verdopplung der Expression. Meine Anfrage bei der Firma ergab, dass sie keinerlei Tests durchgeführt, welche die Isoformspezifität ihres Antikörpers untermauert. Einzig das eingesetzte Antigen — Membranpräperationen der Niere (!) — beschreibe die Spezifität des monoklonalen Antikörpers. Auf diese Weise gestand die Firma folglich ein, dass Sie keine Angaben zur Spezifität treffen kann. Die Produktbeschreibung zu dem Antikörper ist seitdem im Internet natürlich unverändert geblieben.

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Das ist der Rhythmus, wo ich mit muss

15. Oktober 2010 von Laborjournal

Weil’s so schön war, gleich noch was zum Schunkeln. Nicht gerade meine Sorte Musik; trotzdem musste ich ab 0:55 min tierisch grinsen. Comedy pur.

Perrigo Dancing Scientists

Aber Vorsicht: kommerziell — das Video ist Guerilla-PR für einen US-Pharmakonzern. Also nicht beeinflussen lassen…

The Most Beautiful Girl in the Lab

15. Oktober 2010 von Laborjournal

(Update vom 22.10.2010: Die neuseeländischen Autoren des Originals haben das Video NICHT aus Urheberrechtsgründen aus dem Netz nehmen lassen (für die war es ja auch beste Werbung). Dafür haben die Autoren die Parodie jetzt selbst gelöscht. Warum? Siehe hier. Schade! Zumal die Kritik nur schwer nachzuvollziehen ist — wie auch die Kommentare auf die Rücknahme dokumentieren.)

Wir mögen einfach Science Songs. Dieser hier parodiert „Most Beautiful Girl in the Room“ des neuseeländischen Duos Flight of the Conchords. Genau genommen also die Parodie einer Parodie. Großartig!

Pipettieren geht vorwärts UND rückwärts!

21. September 2010 von Kommentar per Email

In Laborjournal 9/2010 berichtete Harald Zähringer unter „Ich kenne da einen Trick…“, dass man mit den üblichen „Zwei-Druckpunkt“-Pipetten sowohl vorwärts als auch rückwärts pipettieren kann. Hierzu erreichte uns folgende Mail:

Ihr Artikel zum Thema Pipettieren ist doch wohl nicht ernst gemeint, oder? Es ist vollkommen klar, dass es nur eine richtige Pipettiermethode gibt und dass das nur „erster Druckpunkt — Flüssigkeit aufnehmen — abgeben durch Drücken bis zum zweiten Druckpunkt“ sein kann. Wer gleich bis zum zweiten Druckpunkt geht, muss zwangsweise mehr Flüssigkeit aufnehmen. Wenn Ihr Artikel von Laboranfängern gelesen wird, könnte der Eindruck entstehen, dass es dem Einzelnen freigestellt wird. Vielleicht könnten Sie in der nächsten Ausgabe noch mal darauf hinweisen, dass dieser Artikel so nicht ernst gemeint war? Dass diese Studie aus den USA kommt, wundert auch nicht — schließlich ist die Ausbildung von dort Laborpersonal teilweise auf 10 abendliche Kurseinheiten begrenzt…

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Dumm gelaufen

23. August 2010 von Laborjournal

Es war einmal ein Rotor...

Die Seite heißt pwned experiments und erinnert ein wenig an die guten alten „Laborkatastrophen“, die Laborjournal vor über einem Jahrzehnt brachte. Der Unterschied: die Missgeschicke, die auf pwned experiments referiert werden, sind tatsächlich passiert. Darunter solche Klassiker wie völlig missratene Gele oder durch Unwucht zerstörte Rotoren.

Schon ungewöhnlicher: ein abgebrannter Heizrührer, weil der arme Experimentator im Kühlraum (!) statt der Rührfunktion den Heizblock angestellt hatte — und das Methanol im Puffer sich entzündete. Nicht nur lustig dagegen die Geschichte, wie es zu radioaktiven Fußspuren in einem gewissen Institut kam — samt der entsprechenden Konsequenzen.

Allerdings: Seit Ende letzten Jahres haben sich lediglich ein Dutzend solcher Pannen auf die Seite verirrt. Wir dagegen sind sicher: es gibt viel mehr. Dem Autor dieser Zeilen fällt beispielsweise sofort jene köstliche Szene aus seiner Laborzeit ein, in der ein Diplomand den Verbindungsschlauch eines neuen Bunsenbrenners statt ans Gas versehentlich an einen ähnlich aussehenden Hochdruck-Wasseranschluss koppelte — und dann aufdrehte…

Wie heißt es so schön: Aus Fehlern lernt man. Wer also auch solche oder ähnliche Laborpannen erlebt hat — immer her damit. Entweder hier im Blog, oder per E-Mail an redaktion@laborjournal.de.

Mittagstief (Analytica 2)

23. März 2010 von Karin Hollricher

Uff, mitten im Mittagstief. Trotzdem haben wir mitbekommen, wer den von Roche und der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie finanzierten Analytica Forschungspreis erhalten hat.

Zwei sogenannte Jungforscher (weil unter 40) waren es, die zusammen 50.000 Euro für „wegweisende Forschung“ bekamen: Petra Dittrich von der ETH Zürich und Matthias Selbach vom MDC in Berlin.

Selbach untersucht, welchen Einfluss microRNAs auf die Translation haben. Mit dem von ihm und Kollegen entwickelten pulsed SILAC genannten Verfahren konnte er die Wirkung von miRNAs auf das gesamte Proteom einer Zelle messen. Wie das geht? Man gibt  vergleicht das Proteom von Zellen,  die man mit miRNAs und kurze Zeit (puls) mit stabilen Isotopen inkubiert hat, mit Zellen, die nicht mit miRNAs inkubiert wurden. Der Vergleich der markierten, de novo synthetisierten Proteine zeigt, wie die kleinen RNAs quantitativ die Translation beeinflussen.

Petra Dittrich entwirft Mikrochips für die Zellanalytik. Auf Silizium- und Kunststoffsubstraten bringt sie winzige Kanäle, Pumpen, Ventile und Reaktionskammern an, worin sie Reaktionen im Nanoliter-Maßstab durchführen kann. Derzeit arbeitet sie an eine Chip, auf den man einzelne Zellen aufbringen und sie mit winzigen Pinzetten festhalten kann. Das ermöglicht die Beobachtung einzelner Zellen. Auch kann sie auf Chipfs künstliche Zellen aus Lipidmembranen herstellen.

Wir sind auf der Analytica (1)

23. März 2010 von Laborjournal

Der Stand ist aufgebaut, die Hefte sind gestapelt, Buttons, LJ-Taschen und Ostereier warten auf LJ– und LT-Fans.

Wo wir sind? In Halle B1, Stand 408. Der erste Besuch: eine Oberstabsärztin mit Laub und Stern. Die kriegt künftig auch LJ ins Haus.

Derweil war Redakteur N. auf der ersten Pressekonferenz, kam zurück und stellte fest, dass die Geräte (es war eine Acquity UPLC von Waters, siehe Foto links) bald intelligenter sind als er selber. Worauf Reporterin H. meinte, das sei auch nicht schwer.

Die Maschine macht alles vollautomatisch. Man könnte denken, man stellt die Probe ins Gerät, drückt den Knopf — und dann hat der Forscher Zeit um Kaffee zu trinken und Laborjournal zu lesen. Aber pustekuchen: nach sagenhaften 90 Sekunden ist die UPLC fertig!

Hilfe, wann sollen denn unsere Leser dann Zeit für’s LJ haben?

(zusammen mit Karin Hollricher)

Rettung in Sicht?

1. Februar 2010 von Laborjournal

Erinnert sich noch jemand an den Beitrag Firma ‚killt‘ Virusforschung in diesem Blog (22. Okt. 2009)? Der Life Science-Supplier GE Healthcare hatte  die Herstellung von Whatmans 0,02µm Anodisc Filtern eingestellt, nachdem sie die Firma übernommen hatten. Laut vieler Forscher waren dies jedoch die einzigen Filter mit einer Porengröße unter 30nm, die beim Einsammeln und Zählen freier Viruspartikel zuverlässig funktionierten. Und sofort — Apoclypse now! — wurde der Tod ganzer Forschungsfelder, wie etwa der viralen Ökologie oder bestimmter ozeanographischer Disziplinen befürchtet.

Zu diesem Beitrag erreichte uns heute die Mail eines frischen, kleinen Unternehmens namens SmartMembranes GmbH, in der es unter anderem heißt:

…Mit dieser Email würden wir uns daher gerne bei Ihnen als neu gegründetes Unternehmen vorstellen: Die SmartMembranes GmbH ist ein Spin-Off des Fraunhofer Instituts für Werksstoffmechanik mit Sitz in Halle (Saale). Seit der Gründung im Juli 2009 fokussieren wir uns auf die Herstellung von porösen Membranen aus Aluminiumoxid (Anodiscs) und Silizium. Mit unserem Prozess können wir Porendurchmesser zwischen 20 nm und 10 µm mit Genauigkeit auf Nanometerebene herstellen. Somit können die ehemaligen Whatman Kunden ihre Produkte künftig bei uns bestellen, bei Interesse auch in höherer Qualität als die Anodiscs…

Ruhig mal reinschauen unter www.smartmembranes.de. Vielleicht kann die virale Ökologie ja noch gerettet werden. Und dabei wollen wir mit diesem Beitrag natürlich helfen…

Firma „killt“ Virusforschung

22. Oktober 2009 von Laborjournal

Mit Whatmans Anodisc 0,02 μm-Filtern verschwindet womöglich ein ganzes Forschungsfeld gleich mit.

Mit Whatmans Anodisc 0,02 μm-Filtern verschwindet womöglich ein ganzes Forschungsfeld gleich mit.

Es war eine Randnotiz in vielen Wirtschaftsblättern: GE Healthcare übernimmt Whatman. Diese Randnotiz jedoch hat offenbar verheerende Folgen für einen großen Teil der Virusforschung. Der Grund: Whatman stellte bislang die einzigen Filter mit einer Porengröße unter 30nm her (0,02µm Anodisc filters), die beim Einsammeln und Zählen freier Viruspartikel zuverlässig funktionieren. Und genau die will GE Healthcare nach der Übernahme aus finanziellen Gründen nun nicht mehr produzieren.

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