Forscher erzählen auf Twitter, wie es wirklich läuft (… und Laborjournal ist dabei)

9. Januar 2013 von Laborjournal

Wie viele Wissenschaftler inzwischen tatsächlich twittern, kann man momentan auf eindrucksvolle und höchst amüsante Weise unter dem sogenannten Twitter-Hashtag #OverlyHonestMethods verfolgen. Was aktive Forscher seit vorgestern hier tief aus dem „Nähkästchen“ über ihre Arbeit preisgeben, treibt einem geradezu ein Dauergrinsen ins Gesicht.

Hier einige Beispiele:

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Zitat des Monats (17)

14. Dezember 2012 von Laborjournal

Die Zellbiologin und Autorin Jennifer Rohn beschreibt auf ihrem Blog Mind the Gap in dem Beitrag „In which we excavate the Tubes that Time Forgot“ das Szenario, als sie eine alte Labor-Tiefkühltruhe ausräumen musste. Angesichts der Menge längst vergessener und verlassener Proben, denen sie dabei begegenete, wird sie am Ende ein wenig sentimental:

Der Gedanke ist irgendwie traurig, dass all diese Schachteln mal jemandes Experiment waren. Jemand musste gedacht haben, es sei wichtig genug, ermüdende Stunden nur damit zu verbringen, jedes Röhrchen zu kennzeichnen und sie mit diesem oder jenem zu füllen. All dies zweifellos im festen Glauben, irgendwann zu ihnen zurückzukehren — oder dass wenigstens jemand anders im Labor die Fackel der damit verbundenen Ideen weitertragen würde. So viele Pläne und Träume, so viele teure Gefäße und Reagenzien — alle letztlich dazu bestimmt, um am Ende in einem schäbigen Abfalleimer zu landen.

[Frei aus dem Englischen übersetzt]

(Ein umfangreiches Interview mit Jennifer Rohn über ihre Rolle als Autorin von Wissenschaftsromanen erschien in Lab Times 4-2010 unter dem Titel „Biology’s ‚Lady of Letters'“)

„Da soll noch einer die Forschungsförderung verstehen…“

11. Dezember 2012 von Laborjournal

Aus der Reihe „Spontane Interviews, die es nie gab — die aber genau so hätten stattfinden können”. Heute: Prof. K. Eingeld, Applikatiologisches Institut Universität Unvollstädt.

LJ: Hallo, Herr Eingeld, schlechte Laune?

Eingeld: Allerdings.

LJ: Was ist passiert?

Eingeld: Antrag abgelehnt. Zum zweiten Mal.

LJ: Zweimal dasselbe Projekt?

Eingeld: Exakt.

LJ: Was lief schief?

Eingeld: Ach, beim ersten Mal waren alle Gutachter eigentlich begeistert. Jedenfalls von der Wissenschaft. Diesen Beitrag weiterlesen »

Wenn einem im Labor gerade langweilig ist,…

28. August 2012 von Laborjournal

… kann man folgendermaßen „Verkehrsampel“ spielen:

Wie’s geht, steht bei Futility Closet.

Zitat des Monats (8)

24. Januar 2012 von Laborjournal

Der US-Neurowissenschaftler und Buchautor Michael S. Gazzaniga verriet der New York Times im Interview (siehe Video) kürzlich folgendes darüber, wie Forschung tatsächlich funktioniert:

This whole idea that you write up an experiment laying out all methods and questions you’re going to answer beforehand; it’s nonsense. That’s not the way it works. You’re just trying whatever it is you’re trying; you don’t know what’s going to happen, and then whoosh! — the thing pours right out there and generates the next questions, questions you never would have thought of before.

Klingt irgendwie anders, als es zum Beispiel im „Scientific Method Song“ besungen wird. Oder in folgender Graphik illustriert:

Mäuse-Monokultur?

2. Dezember 2011 von Laborjournal

Daniel Engber ist Senior Editor beim US-Online-Magazin Slate. In dieser Funktion hat er dort kürzlich ein vierteiliges Mammut-Dossier über die Maus veröffentlicht, den biomedizinischen Modellorganismus schlechthin. Seine darin zahlreich zusammengetragenen Forscher-Anekdoten ranken sich indes hauptsächlich um eine Frage: Hat die übermäßige Fixierung der biomedizinischen Forschung auf das (Krankheits-)Modell Maus nicht zu einer eher ‚ungesunden‘ Abhängigkeit geführt?

Warum Mäuse über die Jahrzehnte eine derart zentrale Rolle als Modelle zur Erforschung menschlicher Krankheiten eingenommen haben, ist klar: Mäuse kann man leicht bekommen und billig halten, dazu ist deren Genom bekannt und jede Menge genetische wie auch andere experimentelle Techniken sind bestens etabliert. Was den nicht unerheblichen Nebeneffekt hat, dass man heutzutage mit Mausprojekten sicher leichter an Fördergelder kommt als mit ausgefalleneren Tiermodellen.

Die Folge ist, dass nach einer Studie der Europäischen Union im Jahr 2008 knapp 60% aller biomedizinischen Laborexperimente an Mäusen durchgeführt wurden. Zudem wurden im Jahr 2009 dreimal mehr Mäuse-Paper veröffentlicht als über sämtliche anderen Modellorganismen — wie Drosophila, Caenorhabditis, Hefe oder Zebrafisch — zusammen. Deutliche Zeichen einer bedenklichen Monokultur, wie Engber kritisiert. Diesen Beitrag weiterlesen »

Schlümpfe verboten!

30. September 2011 von Laborjournal

Wir hatten ja bereits im letzten Jahr begonnen, Pannen und Missgeschicke im Labor zu sammeln. Jetzt fragen wir uns aber: Warum klebt das unten folgende „Schlümpfe verboten“-Schild auf der Mikrowelle?

 

Deswegen:…. Diesen Beitrag weiterlesen »

Schädliche Euphorie

21. Juni 2011 von Laborjournal

Aus der Reihe „Spontane Interviews, die es nie gab — die aber genau so hätten stattfinden können”. Heute: Postdok E.R. Nüchtert, Beliebologisches Institut Universität Enniwehr.

LJ: Hoppla, Herr Nüchtert, warum so eilig?

Nüchtert: Musste schnell die Ausdrucke aus dem Counter holen, bevor der Chef sie sieht.

LJ: Wieso das?

Nüchtert: Was meinen Sie, wie oft der schon mit den Zahlen in der Hand zu mir geschossen kam, um aufgeregt und bedeutungsvoll auszustoßen: Man sieht was! Da ist ein Effekt!

LJ: Na und? Ist doch besser, als wenn man nichts sieht. Oder?

Nüchtert: Nicht unbedingt. Am schlimmsten ist doch, wenn Du meinst, Du hättest tatsächlich was gefunden — bekommst dann aber „den Effekt“ in allen Wiederholungen nicht mehr zu sehen.

LJ: Und so war es oft?

Nüchtert: Oft? Eigentlich immer! Sehen Sie, wir haben in unserer Gruppe das gar nicht mal so seltene Problem des über-enthusiastischen Chefs. Verstehen Sie mich nicht falsch, er ist ein absolut liebenswerter Kerl, der einen damit ja auch ungeheuer motivieren kann. Aber wenn er nur den Hauch eines Ergebnisses sieht, geht’s mit ihm durch. Diesen Beitrag weiterlesen »

Schön schlicht

7. Juni 2011 von Laborjournal

Bienenkönigin inmitten von Arbeiterinnen: Keine Frage der Gene, sondern des Royalactins

Früher waren „One-Author-Paper“ üblich, heute sind sie eine aussterbende Gattung — gerade in den Life Sciences. Der globale Durchschnitt nähert sich gerade dem Wert von fünf Autoren pro Paper, und Publikationen mit mehr als fünfzig Autoren sind schon lange keine Seltenheit mehr.

Vor kurzem jedoch verirrte sich wieder einmal solch ein seltenes „Ein-Autor-Exemplar“ in Nature (Band 473, 478-83). Und auch in diesem Fall konnte man fast schon ergriffen feststellen, dass es doch noch geht, große Fragen ohne viel Hightech, sondern vielmehr mit verblüffend einfachen Ansätzen zu lösen.

Es ging um die Frage, wie die Bienenkönigin zur Bienenkönigin wird. Diese unterscheidet sich in ihrer Genomsequenz kein bisschen von den Arbeiterinnen ihres Stocks — und wird dennoch so sehr anders. Das Geheimnis ist ihre Ernährung. Drei Tage lang bekommen die frisch geschlüpften Larven einen Kraftmix aus Proteinen, Zucker, Fetten und Vitaminen, den die Arbeiterinnen ordentlich mit eigenen Drüsensekreten aufpeppen. Danach jedoch werden die künftigen Arbeiterinnen auf ein schlichtes Mahl aus Honig, Pollen und Wasser gesetzt, während die angehende Königin weiterhin „Gelee Royal“ schmausen darf. Mit den bekannten Folgen.

Was jedoch ist drin in diesem „Gelee Royal“, dass es ein und dieselben Gene so „königlich“ anders orchestriert? Ein Japaner namens Masaki Kamakura vom Biotechnology Research Center in Toyoma hat das „gewisse Etwas“ nun gefunden. Und das auf recht einfache Weise. Diesen Beitrag weiterlesen »

Sieht aus, wie es sich anfühlt

12. April 2011 von Laborjournal

Das Herz der Wissenschaft ist es, die richtigen Fragen zu stellen — so meinen viele. Doch was nutzt es, interessante und potenziell erkenntnisfördernde Fragen zu stellen, wenn man keine experimentellen Mittel zur Hand hat, mit denen man nach deren Antworten suchen kann?

Ein schönes Beispiel lieferte vor 322 Jahren der irische Naturphilosoph und Politiker William Molyneux. Damals fragte er in einem Brief an John Locke, ob ein blinder Mensch, der beispielsweise Kugel und Würfel nur durch Abtasten kannte, diese beiden Formen sofort und automatisch auch optisch unterscheiden könne, sobald ihm das Augenlicht wiedergegeben würde.

Eine durchaus grundlegende Frage, da sich hinter ihr unter anderem das viel „größere“ Rätsel verbirgt, wie das Gehirn überhaupt Repräsentationen von Objekten der Außenwelt bildet. Und das war den Beteiligten auch damals schon bewusst.

Die Frage musste jedoch bis vor kurzem unbeantwortet bleiben, da man nicht einfach so mal Blinde wieder sehend machen kann. Diesen Beitrag weiterlesen »