Neues von den Zombies

12. Juli 2023 von Laborjournal

Öfter schon haben wir über „Zombie-Paper“ gemeckert. Artikel also, die trotz erfolgter Retraction munter weiter zitiert werden. Beispielsweise hier, hier und hier.

Um das Problem klarzumachen, schrieben wir etwa:

Eigentlich ist man sich grundsätzlich einig in der Wissenschaft: Wird ein publiziertes Paper zurückgezogen („retracted“) – egal, ob aus ehrenhaften oder unehrenhaften Gründen –, dann gilt es augenblicklich als aus dem Scientific Record entfernt. Mit all seinen Daten und Schlussfolgerungen. Als hätte es nie existiert, als wären die Experimente nie gemacht worden.

Doch leider sieht die Realität gar nicht selten anders aus. Hartnäckig geistern zurückgezogene Veröffentlichungen als putzmuntere Zombies weiter durch den Wissenschaftsbetrieb – und treiben ihr Unwesen vor allem in den Referenzlisten nachfolgender Publikationen. Meist werden sie noch Jahre später zitiert, manche nach der Retraction sogar noch häufiger als vorher.

Jetzt präsentiert ein Team von fünf Informationswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern wieder eine neue Studie zum Thema: „Evolution of retracted publications in the medical sciences: Citations analysis, bibliometrics, and altmetrics trends“ (Account. Res., doi.org/kjfk). Dazu identifizierten sie in der Datenbank Scopus 840 Publikationen, die in den medizinischen Wissenschaften zwischen 2016 bis 2020 zurückgezogen wurden. Diese wurden bis August 2021 insgesamt 5.659 Mal zitiert, 1.559 dieser Zitierungen datierten deutlich nach der Retraktion des zitierten Artikels. Die Rate der „Zombie-Referenzen“ beträgt damit satte 27,5 Prozent.  … Hier geht’s weiter »

Wie stoppt man eine Zombie-Pandemie?

26. Oktober 2022 von Laborjournal

Vor Jahren erklärte unser Ex-Kollege Siegfried Bär die Biochemie von Zombies. In unserem neusten Newsletter liefert unser Mitarbeiter Henrik Müller jetzt einen wissenschaftsbasierten „Zombie Survival Guide“ nach. Analogien zu aktuellen Pandemien sind nicht ausgeschlossen.

Draußen ächzen Baumwipfel in der Dunkelheit der Herbstnacht. Mit einem hässlichen Kratzen schiebt sich Ihre Schlafzimmertür Stück für Stück auf und lässt einen süßlichen Geruch nach Erde hereinwabern. Jäh sitzen Sie in Ihrem Bett. Ein massiger Körper an dessen Fußende beugt sich im Halbdunkel über Sie. Irgendetwas tropft auf Ihr Laken. Ihre Hand findet den Lichtschalter der Nachttischlampe.

Faulige Zahnreihen klacken aufeinander und sind das einzige, was Sie noch an einen menschlichen Schädel erinnert. Dort, wo sich Augen befinden sollten, starren Sie in eitrige Löcher. Wo sich Nase, Wangen, Lippen, Kinn befinden sollten, hängen Gewebefetzen nass glänzend herab. Mit aufgerissenen Augen robben Sie rückwärts. Ihr Kopf schlägt gegen die Rückwand Ihres Bettes.

Stop!“, schreit ihr Hirn. „Keine Panik jetzt!“ Schließlich haben Sie diese eine Abhandlung durchgearbeitet und wissen, was Sie vor einem Zombie rettet: Theoretische Biologie!

Zombie Survival Guide – Regel Nr. 1:Die Diffusionsgleichung ist das A und O jeglicher postapokalyptischen Überlebensweisheit.Diesen Beitrag weiterlesen »