Retractions: Bei Corona nichts Neues!

2. November 2022 von Laborjournal

Es ist traurige Tatsache: Viele zurückgezogenen Veröffentlichungen werden nach wie vor zitiert, als ob deren Inhalt weiterhin gültig wäre. Erst vor einem halben Jahr prangerten wir diese Unsitte folgendermaßen an:

Wird ein publiziertes Paper zurückgezogen („retracted“) – egal, ob aus ehrenhaften oder unehrenhaften Gründen –, dann gilt es augenblicklich als aus dem Scientific Record entfernt. Mit all seinen Daten und Schlussfolgerungen. Als hätte es nie existiert, als wären die Experimente nie gemacht worden.

Doch leider sieht die Realität gar nicht mal so selten anders aus. Hartnäckig geistern zurückgezogene Veröffentlichungen als putzmuntere Zombies weiter durch den Wissenschaftsbetrieb – und treiben ihr Unwesen vor allem in den Referenzlisten nachfolgender Veröffentlichungen.

Weitere Auswüchse dieses Elends hatten wir kurz danach in diesem Beitrag thematisiert. Und jetzt kommt frisch der Bericht eines australischen Teams, nach dem die Corona-Pandemie das ganze Übel sogar nochmals extra befeuert: 212 Veröffentlichungen nahmen sich die Autoren vor, die aus dem Gesamtwerk von weit über 200.000 Artikeln zur Corona-Forschung seit Pandemiebeginn zurückgezogen wurden – 2.697 Mal wurden diese insgesamt bis zum Sommer zitiert, im Durchschnitt also sieben Mal pro Publikation.

Insbesondere interessierte das Autorenteam indes der Anteil klinischer Studien an den Retractions. Also nahm es 1.036 Zitierungen entsprechender Veröffentlichungen in eine genauere Analyse – und berichtet folgende Ergebnisse:  Diesen Beitrag weiterlesen »

Wie stoppt man eine Zombie-Pandemie?

26. Oktober 2022 von Laborjournal

Vor Jahren erklärte unser Ex-Kollege Siegfried Bär die Biochemie von Zombies. In unserem neusten Newsletter liefert unser Mitarbeiter Henrik Müller jetzt einen wissenschaftsbasierten „Zombie Survival Guide“ nach. Analogien zu aktuellen Pandemien sind nicht ausgeschlossen.

Draußen ächzen Baumwipfel in der Dunkelheit der Herbstnacht. Mit einem hässlichen Kratzen schiebt sich Ihre Schlafzimmertür Stück für Stück auf und lässt einen süßlichen Geruch nach Erde hereinwabern. Jäh sitzen Sie in Ihrem Bett. Ein massiger Körper an dessen Fußende beugt sich im Halbdunkel über Sie. Irgendetwas tropft auf Ihr Laken. Ihre Hand findet den Lichtschalter der Nachttischlampe.

Faulige Zahnreihen klacken aufeinander und sind das einzige, was Sie noch an einen menschlichen Schädel erinnert. Dort, wo sich Augen befinden sollten, starren Sie in eitrige Löcher. Wo sich Nase, Wangen, Lippen, Kinn befinden sollten, hängen Gewebefetzen nass glänzend herab. Mit aufgerissenen Augen robben Sie rückwärts. Ihr Kopf schlägt gegen die Rückwand Ihres Bettes.

Stop!“, schreit ihr Hirn. „Keine Panik jetzt!“ Schließlich haben Sie diese eine Abhandlung durchgearbeitet und wissen, was Sie vor einem Zombie rettet: Theoretische Biologie!

Zombie Survival Guide – Regel Nr. 1:Die Diffusionsgleichung ist das A und O jeglicher postapokalyptischen Überlebensweisheit.Diesen Beitrag weiterlesen »

Weg mit den Regeln!

27. Juli 2022 von Laborjournal

In unserer Reihe „Forscher Ernst und die Corona-Krise“:

 

(Gezeichnet von Rafael Florés. Jede Menge weiterer Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier.)

 

Normalität? Wirklich?

9. Februar 2022 von Laborjournal

In unserer Reihe „Forscher Ernst und die Corona-Pandemie“:

(Gezeichnet von Rafael Florés. Jede Menge weiterer Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier.)

 

Corona selbstgefällig unterschätzt

1. Dezember 2021 von Laborjournal

Aus unserer Reihe „Gut gesagt!“:

 

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[…] Der wichtigste Aspekt ist aber erneut nicht das Virus: Die Bevölkerung Europas können wir vielleicht bis Ende des Jahres impfen. Was aber ist mit den finanzschwachen Ländern im Rest der Welt? Solange SARS-CoV-2 dort zirkuliert, sind wir alle verwundbar. Denn entwickeln sich dort potenziell Impfstoff-immune Stämme, bedrohen sie uns alle. Deshalb hinkt der Vergleich mit Influenza. Jeder hatte schon mal eine Grippe, wir alle sind gleich immun. Für endemische saisonale Beta-Coronaviren gilt das zwar auch, für SARS-CoV-2 sind aber die meisten Menschen anfällig. Ließen wir es durch die Bevölkerung wüten, käme es irgendwann zu einem Grippe-Szenario – allerdings erst nach Millionen Toten. Die Frage ist: Wie erreichen wir es ohne Tote und ohne Impfstoff-immune Stämme? Nur, indem wir die Vakzinen gerechter und gleichmäßiger verteilen.

Europa wurde im letzten Sommer selbstgefällig. Das ist zwar verständlich, weil wir alle die Nase von der Pandemie voll hatten, aber seit Herbst bezahlen wir dafür. Wir haben Verhaltensänderungen infolge des Jahreszeitenwechsels nicht ernst genommen. Wir haben neue Varianten gesät. Wir haben exponentielles Wachstum unterschätzt. Länder in Asien und Ozeanien zeigen uns, wie es besser funktioniert. Die Leute dort führen im Allgemeinen ein normales Leben. Im Fall eines Ausbruchs riegeln sie sofort alles drakonisch für zwei, drei Wochen ab. Dann setzen sie ihr normales Leben fort. Warum sollte das nicht auch Europa bewerkstelligen können? Unsere halbgaren Sperrmaßnahmen dagegen haben kein Verfallsdatum. Wir haben keine Ahnung, wie lange wir die Fallzahlen im Auge behalten müssen. Und dieses Nichtwissen, dieser endlose Lockdown ist mental schwer zu ertragen und wirtschaftlich von den Unternehmen unmöglich zu tolerieren. Lokale Lockdowns mit Verfallsdaten, um einzelne Fälle unter Kontrolle zu bringen, wären für die Bevölkerung einfacher zu akzeptieren. Dann gäbe es nicht viel, wogegen jemand protestieren könnte. Viel wichtiger aber: Wir kämen der Ausrottung des Virus einen Riesenschritt näher. […]

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… Sagte Emma Hodcroft aus dem NextStrain-Team des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern in Laborjournal 3/2021 („Hat SARS-CoV-2 den Gipfel seines Fitnessbergs erreicht? – Wir wissen es nicht.“, S. 10-13). Damit beschrieb sie die Pandemie-Situation vor etwa einem Jahr. Ähnlichkeiten mit der aktuellen Situation sind leider nicht zufällig.

 

Präsenz-Bammel

24. November 2021 von Laborjournal

In unserer Reihe „Forscher Ernst und die Corona-Krise“:

(Gezeichnet von Rafael Florés. Jede Menge weiterer Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier.)

 

Windige Maßnahmen

7. Oktober 2021 von Laborjournal

In unserer Reihe „Forscher Ernst und die Corona-Krise“:

(Gezeichnet von Rafael Florés. Jede Menge weiterer Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier.)

 

Werden Corona-Artikel schlampiger begutachtet?

8. September 2021 von Laborjournal

 

Vor einem Jahr schrieben wir in unserem Heft 10/2020 auf Seite 10:

Die Qualität wissenschaftlicher Veröffentlichungen sinkt zu Zeiten der SARS-CoV­2-Pandemie. Das legt eine Metastudie aller COVID19-Publikationen des ersten Halbjahres 2020 nahe (Scientometrics 126831-42). Von 23.594 in Web of Science oder Scopus gelisteten Publikationen mussten 1,3 Prozent korrigiert oder binnen kurzer Zeit zurückgezogen werden, trotz vorherigem Peer Review. Vor 2020 traf dieses Schicksal im Durchschnitt nur vier von zehntausend Publikationen, also 0,04 Prozent. Infiziert SARS-CoV-2 zu allem Überfluss auch noch unsere wissenschaftliche Integrität?

In Heft 6/2021 legten wir dann auf Seite 8 unter „Inkubiert“ folgendermaßen nach:

Leider steht es mit [der Qualität] der Corona-Forschung bekanntlich nicht zum Allerbesten – auch wegen der enormen Dringlichkeit, Ergebnisse zu liefern. So sagen Experten, dass von der enormen Flut an Corona-Preprints rund siebzig Prozent deutliche Mängel aufweisen. Folgerichtig hielt schon vor einiger Zeit eine Metastudie fest, dass von tausend weltweit duchgeführten Studien zur Infection Fatality Rate von COVID-19 nur eine „sehr geringe Zahl“ den normalen methodischen Standards entsprach. Und selbst nach Peer Review und „ordentlicher“ Publikation in einem „richtigen“ Journal bleibt es oft zumindest schwammig. Nicht umsonst wurden innerhalb des letzten Jahres bereits über hundert Originalartikel rund um Corona wieder zurückgezogen.

Der Peer Review war also unter Verdacht. Diesen Beitrag weiterlesen »

Zurück zur Normalität!

1. September 2021 von Laborjournal

In unserer Reihe „Forscher Ernst und die Corona-Krise“:

(Gezeichnet von Rafael Florés. Jede Menge weiterer Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier.)

 

Paradoxe Prävention

4. August 2021 von Laborjournal

In unserer Reihe „Forscher Ernst und die Corona-Krise“:

 

(Gezeichnet von Rafael Florés. Jede Menge weiterer Labor-Abenteuer von „Forscher Ernst“ gibt es hier.)