Zur Filterkraft von Literatur-Datenbanken

24. Januar 2024 von Laborjournal

Raub-Verlage (Predatory Publishers), gekaperte Zeitschriften (Hijacked Journals), Papiermühlen (Paper Mills), Citation Delivery Vehicles, … – schon oft berichteten wir, wie immer mehr „Unternehmen“ mit diesen und anderen windigen Manövern Profit aus den Zwängen und Nöten des wissenschaftlichen Publikationssystems schlagen. Siehe etwa hierhierhier
oder hier. Die Folge davon: Der Anteil an Publikationen von zumindest zweifelhafter Qualität, die diese Machenschaften in den Scientific Record spülen, schwillt immer stärker an.

Könnten die einschlägigen Literatur-Datenbanken für wissenschaftliche Publikationen hier nicht als Filter fungieren?

Ein internationales Autoren-Quartett hat in diesem Sinne Clarivate’s Web of Science und Google Scholar zumindest hinsichtlich eines Teilaspekts stichprobenartig  verglichen: Wie viele Zitierungen listen beide in ihren Datenbanken, die zu gekaperten Zeitschriften (Hijacked Journals) führen? (Equilibrium. Quarterly Journal of Economics and Economic Policy 18: No. 4).

Dazu halten die Vier zunächst einmal fest:  Diesen Beitrag weiterlesen »

„Vorab Online“ verzerrt Impact-Faktoren

21. Januar 2013 von Laborjournal

Journals greifen ja mitunter zu allen möglichen Tricks, um ihre Impact-Faktoren (IF) zu erhöhen — zu lauteren, unlauteren und zu welchen, die irgendwie dazwischen liegen.

Ein solcher Trick eröffnete sich durch die Einführung, Artikel vorab online zu veröffentlichen, bevor sie in print erscheinen. Man nehme zunächst etwa Journal A, das dies nicht tut. Dessen IF des Jahres 2012 berechnet sich bekanntlich daraus, wie oft sämtliche Artikel des Journals aus den Jahren 2010 und 2011 insgesamt im darauf folgenden Jahr , also 2012, zitiert worden sind. Diesen Wert teilt man durch die Gesamtzahl der Artikel aus 2010/11 — und erhält den IF 2012.

Schauen wir uns im Vergleich Zeitschrift B an. Diese stellt schon seit geraumer Zeit die Artikel sofort nach Annahme durch die Gutachter online. Diesen Beitrag weiterlesen »

Helicopter pylori…

11. Januar 2013 von Laborjournal

… und andere schöne „Verschreiber“ in Originalartikeln:

>>> Unser klarer Favorit steckt in den „Keywords“ des Artikels „Organosulfur compounds from alliaceae in the prevention of human pathologies“ (Biomed. and Pharmacother. (2004) 58:183-193). Das dritte Schlagwort in der Liste lautet: „Helicopter pylori„. Dass die Autoren kein Fluggerät meinten, sondern ein pathogenes Bakterium, dürfte klar sein.

>>> In dem Paper Breast Cancer (2012); 6: 137–150 lohnt sich vor allem ein Blick in die Referenzliste. Unter Nummer 29 zitieren die Autoren folgendermaßen: […] „Expression of the circadian cock genes Per1 and Per2 in sporadic and familial breast tumors. Das zitierte Paper selbst (Neoplasia. 2007;9:797–800hat es im Titel glücklicherweise richtig — und schreibt nichts über Hähne oder gar Anrüchigeres, sondern vielmehr über die „clock genes Per1 and Per2″.
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Schlecht gepflegt und dann noch frech

21. Juli 2011 von Laborjournal

Jede Datenbank ist nur so gut, wie man sie pflegt. Ein Satz, den Thomson Reuters Publikations- und Zitationsdatenbank Web of Science offenbar ernster nehmen sollte. Jedenfalls  bemängelt dieser Kommentar bei Retraction Watch, dass Web of Science zurückgezogene Artikel nicht als solche kennzeichnet — und damit den Eindruck erweckt, sie würden noch ‚gelten‘. Der Autor habe dies zumindest bei einigen der zurückgezogenen Artikel von Sylvia Bulfone-Paus feststellen müssen.

Wir machten ebenfalls die Probe auf’s Exempel — und prüften den Artikel „Regression of human metastatic renal cell carcinoma after vaccination with tumor cell-dendritic cell hybrids“ von Alexander Kugler, Gernot Stuhler, einer Reihe weiterer Autoren, sowie Gerhard A. Müller und Rolf-Hermann Ringert am Ende der Autorenliste. Dieser Artikel erschien im Juni 2000 in Nature Medicine 6: 332-36; die Retraktion wegen nachgewiesener Datenfälschung erfolgte im September 2003 (Nature Medicine 9: 1221). Und tatsächlich: Ruft man diesen Artikel in Web of Science auf, erscheint dieser ohne jeglichen Hinweis darauf, dass er durch die Retraktion eigentlich schon längst als aus dem ‚Scientific Record‘ gelöscht gilt. Für Web of Science existiert dieser Artikel also noch — für die ‚Scientific Community‘ dagegen nicht, sofern sie über andere Kanäle überhaupt von der Retraktion erfährt. Diesen Beitrag weiterlesen »