Zehnmal #Forscherfrust

28. Februar 2019 von Laborjournal

In der vergangenen Woche eröffneten wir auf Twitter den Hashtag #Forscherfrust. Unsere zehn Beispiele für entsprechende Frusterlebnisse rund um das Forscher-Dasein sind hier nochmals zusammengetragen:

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Wenn jemand noch weitere Beispiele loswerden will — entweder hier unten im Kommentarfenster oder unter dem Hashtag #Forscherfrust auf Twitter.

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Gender-Debatte: Unsinnige Glaubenslehre in der Biologie?

15. September 2017 von Laborjournal

[Der folgende Beitrag des Kasseler Biologen Ulrich Kutschera erschien als „Brief an die Redaktion“ in unserer aktuellen Print-Ausgabe LJ 9/2017, S. 12-13. Derart gekennzeichnete Artikel geben ausschließlich die Meinung des Autors wieder. Die Sichtweise der Redaktion kann daher eine völlig andere sein. Wir bringen Kutscheras Beitrag parallel hier auf unserem Blog, um über das Kommentar-Fenster dessen direkte Diskussion zu ermöglichen.]

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Gender-Debatte: Unsinnige Glaubenslehre in der Biologie?

Der Kasseler Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera antwortet auf Brynja Adam-Radmanics Beitrag „Biologie in der Gender-Debatte: Vom Feminismus geächtet, vom Rechtspopulismus umarmt“ aus Heft 5/2017 (S. 16 ff.). Seiner Ansicht nach gehört die sozialkonstruktivistische Gender-Lehre auf dem Friedhof unsinniger Gedankengebäude begraben. Genau so wie etwa der Kreationismus, der Wünschelruten-Glaube und die Homöopathie.

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Foto: iStock / Thomas Faull

Im Mai 2017 veröffentlichte das Laborjournal einen Artikel mit dem Titel „Biologie in der Gender-Debatte: Vom Feminismus geächtet, vom Rechtspopulismus umarmt“. In diesem, von Frau Brynja Adam-Radmanic verfassten Kommentar wird die Tatsache aufgegriffen, dass im Rahmen der Umbenennungsaktion Freiburger Straßennamen auch der Natur­for­scher Carl von Linné wegen seines mutmaßlich zweifelhaften Frauenbildes ins Kreuzfeuer geriet – und im Zusammenhang mit der sozialkonstruktivistischen Gender-Ideologie thematisiert (LJ 5/2017: 16-19).

Die Autorin vertritt die These, dass die wenigen Biologen, die es wagen, eine Geschlechter-Irrlehre als unwissenschaftlich zu kritisieren, dem „rechtspopulistischen Spektrum“ beizuordnen seien. Diese populäre Ansicht geht auf den amerikanischen Urvater der Gender-Dogmatik zurück: John Money (1921-2006), ein Psychologe und höchst umstrittener „Sexologe“, der die Kritiker seiner biophoben Theorie der 1950er Jahre („Babys kommen geschlechtsneutral zur Welt und werden anschließend in männlich/weibliche Richtung erzogen“) als „rechtsradikale Rassisten“ und Anti-Frauenrechtler diffamiert hat. Die Ursprünge und Kernthesen der Gender-Ideologie, von mir daher auch als Moneyismus bezeichnet, sind, mit vielen authentischen Quellenangaben und Zitaten versehen, in meinem Buch Das Gender-Paradoxon. Mann und Frau als evolvierte Menschentypen (2016) zusammengefasst.

Zurück zur Freiburger Straßen-Umbenennungsaktion. Diesen Beitrag weiterlesen »

Die Techniker verlangt Nicht-Wirksamkeitsnachweis von Homöopathie — und erntet einen Shitstorm

7. März 2017 von Laborjournal

Wenn jetzt jede Menge Leute der Techniker Krankenkasse (TK) den Rücken kehren würden — sie könnte sich kaum beschweren nach dem fürchterlichen Eigentor, das sie sich letzte Nacht mit dem folgenden Tweet geschossen hat:

 

 

Eigentlich haben wir ja eher Probleme mit sogenannten Shitstorms, aber denjenigen, den die TK damit umgehend auf Twitter erntete, hat sie sich wahrlich wohlverdient. Im folgenden ein paar Beispiele von vielen — fangen wir mit den eher „ernsthaften“ an:

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Und so weiter…

Die Frage nach der derart peinlich zur Schau gestellten Unwissenschaftlichkeit der TK muss einem tatsächlich Angst machen. Weswegen — wie gesagt — sich natürlich sofort einige Kunden Gedanken über einen Austritt machen:

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Und so weiter…

Nicht abwegig, dass einige damit tatsächlich ernst machen werden.

Wieder andere versuchen, das Kind beim Namen zu nennen. Und haben wohl auch damit keineswegs Unrecht:

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Und so weiter…

Tja — und wie wohl kaum anders zu erwarten, reagiert ein weiterer, sehr großer Teil mit Sarkasmus:…

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Und so weiter…

Oder sie weisen auf das Paradox hin, dass etwa Brillen trotz nachgewiesener Wirksamkeit und großer Nachfrage nicht (!) von der TK et al. erstattet werden:

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Und so weiter…

Heute morgen gegen halb Neun räumte die TK dann endlich ihren Mega-Fauxpas ein — ein bisschen patzig zwar, aber immerhin:

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Und fügte etwas später noch an:

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Wobei jetzt schon sicher ist, dass mit dem Ergebnis dieses „Gesprächs“ die „Aufregung“ wohl kaum auf Null runtergefahren werden kann. Zu tief hat die TK das Kind im Brunnen versenkt — und sich daher den Schaden, die sie als Krankenkasse davontragen wird, leider redlich verdient.

Das einzig Schöne an der Affäre jedoch ist, wieviele Leute angesichts solch erschreckender Ignoranz mit dem Resultat schroffer Missachtung von faktenbasierter Wissenschaft sofort auf die Barrikaden gehen. Es ist zwar „nur“ ein Tweet einer Krankenkasse. Aber der reicht, dass einem angst und bange um unser Gesundheitssystem werden kann.

Die vielen krankenversicherten Twitterer dagegen machen einem Hoffnung, dass diese Angst am Ende unbegründet sein wird.

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Leserbrief: „Schaden kann die Homöopathie nicht.“

16. Oktober 2015 von Kommentar per Email

(Der folgende Leserbrief erreichte die Redaktion zum Titelthema „Homöopathie — Heimisch an der Uni“ in Laborjournal 10/2015. Wir veröffentlichen ihn in unserem Blog, um hier anderen Lesern die Möglichkeit zur unmittelbaren Diskussion zu geben.)

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Sehr geehrtes Laborjournal,

nonchalant kanzeln Sie die Homöopathie ab als esoterische Pseudowissenschaft, als Schüttelmagie und was die Herablassung sonst noch hergibt — und zwar immer mit einem Argument: Was wir nicht verstehen, kann nicht funktionieren. Ich kann diesen Unfug nicht mehr hören. Wir verstehen vieles nicht: Das Doppelspalt-Experiment, bei dem Licht offenbar ein paar Nanosekunden in die Zukunft schauen kann; den Urknall, bei dem aus unbekanntem Grund aus einem Zustand hoher Entropie — dem Nichts — ein Zustand maximaler Ordnung erwuchs; die dunkle Materie, die 90 Prozent unseres Universums ausmacht und die niemand je gesehen hat. Tun Sie mir bitte den Gefallen und lassen es bleiben, zu behaupten, es gebe keine nicht-stoffliche Wirkung. Wir wissen das nicht, können es mithin nicht ausschließen.

Ihr zweites Argument ist nun im Gegensatz dazu eines Wissenschaftlers würdig: Es fehlen ausreichende Studien. Soweit ich weiß, gibt es im Veterinärbereich einigermaßen überzeugende Studien — und wenn Sie mich herzlich bitten, will ich das gerne recherchieren. Aber selbst wenn Sie für den Menschen recht haben sollten: Klinische Studien sind enorm teuer. Wer soll die bezahlen?

Sie verlangen eine saubere Arbeitshypothese, ein Wirkungsmodell ? Mit die größten Pharma-Blockbuster sind SSRI (selective serotonin reuptake inhibitors) gegen Depressionen. Unbenommen mildern diese Präparate bei einer Mehrheit der Patienten die Symptome (bei einer nicht geringen Minderheit treten sogenannte paradoxe Reaktionen auf — das heißt, die Depression wird schlimmer). Mediziner konstruieren deshalb ein Depressionsmodell, nach dem es dabei um einen Serotoninmangel geht. Doch der Serotoninspiegel ist bei Depressiven in aller Regel normal. Kopfschmerzen sind meist kein Mangel an Aspirin!

Sie verlangen von der Homöopathie Evidenzbasiertheit? Warum dann nicht auch von derjenigen Hälfte der medizinischen Praxis, die ebenfalls nicht evidenzbasiert ist?

Sie hacken bei jeder sich bietenden Gelegenheit — zu Recht — auf der schwachen wissenschaftlichen Ausbildung der Mediziner mit ihrer „Doktorarbeit“ herum und zitieren im Falle der Homöopathie ausschließlich Mediziner?

Dann die Herabwürdigung der Placebowirkung. Wenn ich eine positive Wirkung erziele — und offenbar ist das bei der Homöopathie der Fall, im Gegensatz zu anderen historischen Quacksalbereien wie Mesmerismus, Zur-Ader-lassen, Elektroschock bei Depression (gibt’s aber nach wie vor bei Psychosen!!) —, dann lasse ich die Methode gelten. Die Homöopathie scheint einer gewissen Grundgesamtheit von Menschen ausreichend zu helfen, ansonsten hätte sie sich nicht über mehr als hundert Jahre gehalten.

Sie kommen mir mit den Kosten? Ein Witz im Verhältnis zu modernen Chemotherapien, die bei fünf- bis sechsstelligen Kosten pro Jahr und Patient und induziert elenderer Lebensqualität die Lebenszeit um ein Weniges verlängern. In dem Punkt werden Sie mir hoffentlich zustimmen: Schaden kann die Homöopathie nicht.

Prof. Dr. Uwe Hobohm
THM — University of Applied Sciences Gießen
Biologie / Bioinformatik

Zitat des Monats (26)

2. April 2015 von Laborjournal

Der Physiker und Wissenschaftskabarettist Vince Ebert sagte kürzlich im Gespräch mit der Wochenzeitung Jungle World:

Wir Deutschen sind in puncto Technik- und Wissenschaftsfeindlichkeit schon Marktführer. Wir fürchten uns vor Fracking, vor Gentechnik, vor Stammzellenforschung, Elektrosmog und Pestiziden. So eine Stimmung vor 500 000 Jahren und die Sache mit dem Feuer wäre bei uns nie genehmigt worden.”

Auch schön seine Erwiderung auf das homöopathische Konzept, dass Wasser sich selbst nach komplettem Weg-Verdünnen der Ausgangssubstanz immer noch an die entsprechende „Information“  erinnert:

Und weil das Lösungsmittel ein Gedächtnis hat, speichert es die Information und erinnert sich auch nach mehreren Monaten noch dran. Das ist so ähnlich, wie wenn ich in Stuttgart einen Autoschlüssel in den Neckar werfe und dann in Heilbronn versuche, mit dem Neckarwasser das Fahrzeug zu starten. Faszinierend, oder? Es gibt Menschen, die sitzen in geschlossenen Psychiatrien für weit weniger.”

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Zitat des Monats (14)

24. August 2012 von Laborjournal

Zwei Zitate aus der US-Sitcom (!) „The Big Bang Theory“ — beide aus der Folge 5.12: „The Shiny Trinket Maneuver“, beide von Caltech-Physiker Sheldon Cooper (gespielt von Jim Parsons):

If we poison the critical thinking faculties of children by telling them that rabbits come out of hats, then we create adults who believe in astrology, and homeopathy.

Und, klar, als theoretischer Physiker:

[…] you’re forgetting that it’s an achievement in the field of biology. That’s all about yucky, squishy things.

 

Verdünnt schmeckt wirklich ALLES…

20. August 2011 von Laborjournal

… nach NICHTS. Jedenfalls wenn man homöopathisch verdünnt. Und wirken kann dann — rein physikalisch-chemisch gesehen — auch nichts mehr! Doch hüte man sich davor, dies in Zusammenhang mit homöopathischen „Medikamenten“ zu behaupten. Gerade erst hat eine französische Firma einem italienischen Blogger mit Klage gedroht, da dieser in zwei Beiträgen behauptete, dass eines ihrer homöopathischen Produkte bei derart starker Verdünnung nicht wirken könne.

Da Näheres über diesen „Fall“ unter anderem bereits hier, hier, hier und hier steht, bringen wir an dieser Stelle einfach nur folgendes Video zum Thema:

(von hier)

Und wer noch mehr davon mag, hier noch ein quasi inhaltsgleiches Video mit einer… ähem… noch krasseren Ausgangssubstanz: Diesen Beitrag weiterlesen »

„Homöopathie ist nicht nur unplausibel, sondern auch unethisch!“

17. Mai 2011 von Laborjournal

Im April tagte die Hufelandgesellschaft e.V., ihres Zeichens „Dachverband der Ärztegesellschaften für Naturheilkunde und Komplementärmedizin“. Und natürlich wurde dort auch wieder laut gejammert, wie schwer es Homöopathie und Co. in Deutschland hätten, da sie ja kaum an öffentliche Gelder für ihre Forschungsprojekte gelangen könnten.

Benno Brinkhaus etwa, Leiter des Bereichs Komplementärmedizin an der Berliner Charité Ambulanz für Prävention und Integrative Medizin (CHAMP), beklagte die Besetzung der Gremien, die über Forschungsanträge entscheiden, da dort die Vertreter der konventionellen Medizin dominieren und Vertreter der Komplementärmedizin keine Rolle spielen.

Daraufhin wurde Peter Heusser, Inhaber des Lehrstuhls für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin der Universität Witten/Herdecke, konkret:

Die Komplementärmedizin, zumindest die Homöopathie, die Anthroposophische Medizin sowie die Naturheilkunde, gehört traditionell nach Deutschland. Das muss sich auch in der Forschung abbilden.

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Gefährliche Homöopathie

7. April 2011 von Laborjournal

Fast hätte Laborjournal seinen Kolumnen-Autor Mark Benecke verloren. Was fällt dem auch ein, vor laufender Kamera eine gefährliche Überdosis Homöopathika zu nehmen? Mit beinahe verheerenden Folgen. Aber seht selbst:

Die besten neuen Arzneien

11. Februar 2011 von Laborjournal

Vor knapp zwei Wochen fragte Derek Lowe in seinem Blog In the Pipeline:

What’s the Most Worthwhile New Drug Since 1990?

Knapp 60 Antworten bekam er darauf. Und auch wenn die ein oder andere Antwort durchaus subjektiv gefärbt ist, haben wir die so entstandene Liste mal zusammengefasst. Also, los geht’s:

  • Statine wie Simvastatin und Atorvastatin/Lipitor (Cholesterin-Senker)
  • TNFalpha-Inhibitoren wie Enbrel, Humira, etc. (Rheumatoide Arthritis)
  • Antiretrovirale Medikamente (Anti-HIV) wie Azidothymidin (AZT), 3TC, Atripla, Nevirapine, Tenofovir
  • Gleevec/Imatinib (Kinase-Inhibitor — Leukämie und versch. Tumoren)
  • Artemisinin (sekundärer Pflanzenstoff — Malaria)
  • Oseltamivir und Zanamivir (Neuraminidase-Hemmer — Grippe)
  • Herceptin (HER2/neu-Rezeptor-Antikörper — Brustkrebs, Magenkrebs)
  • Rituximab/Rituxan/MabThera (Anti-CD20-Antikörper — Leukämien, Rheuma, Autoimmunkrankheiten)
  • Saquinavir (HIV-Protease-Inhibitor — AIDS)
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