Analytica-Tagebuch 2012 (III)

20. April 2012 von Kommentar per Email

Auch die Redakteure von Laborjournal und Lab Times brauchen bisweilen eine Stärkung.

(Unsere Redakteurin Valérie Labonté schickte folgenden Bericht von der Analytica:)

Vorgestern abend, an Tag 2 der Analytica, ließen es sich die LJ-Redakteure auf dem Ausstellerabend bei Weißbier, Knödel und „Humptata-Musik“ gut gehen. Redakteur Z. war von dem Messetag so ausgehungert, dass er bereits vor der offiziellen Eröffnungsrede am Buffet einen Teller schnappte und kurz davor stand, das Gelage als erster zu eröffnen. Nachdem er von der Catering-Mannschaft zurückgepfiffen wurde, startete Z. nach der Ansprache einen neuen Versuch und lief prompt in die Arme von A. L. von der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie e.V. (GBM), mit der er vor zwanzig Jahren ein denkwürdiges Anorganik-Praktikum an der Freiburger Uni durchlitt. Die Zeit in der Warteschlange am Buffet war entsprechend kurzweilig und Z. und L. schwelgten in der glorreichen Studentenzeit, bis die Teller randvoll waren.

Analytica-Tag drei ist nun auch vorbei. Die Redakteure fühlen sich schon wie zu Hause hinter ihrem Standtresen. Diesen Beitrag weiterlesen »

Analytica-Tagebuch 2012 (II)

19. April 2012 von Laborjournal

Es ist Mittwoch abend, und soviel ist schon mal klar: Der Besucherandrang hat enorm zugenommen. Seit Stunden drängen sich die Massen über die bunten Teppiche, und per Flurfunk gelangen immer neue Geschichten an die Ohren der anwesenden Laborjournal-Redakteure.

Ein herrlich komisches, doch leider namenloses Duo: Wer kann helfen?

Etwa die, dass es das frühere Schwergewicht aus Heidelberg, den Gerätebauer Febit, tatsächlich noch gibt – zumindest als dramatisch geschrumpfte Nachfolgefirma und ohne Gerätebau. Dies ist zwar schon seit dem 1. Dezember 2011 der Fall, doch so richtig mitbekommen hat es außerhalb Heidelbergs kaum jemand.

Also: Die Restmasse der Febit Biomed GmbH nennt sich jetzt „Comprehensive Biomarker Center Gmbh“ (CBC) und analysiert für ihre Kunden microRNA-Biomarker. Der Apparatebau rund um die einst hochgelobte Geniom-Plattform hingegen ist endgültig passé. Die um ihr Gründerduo Peer und Cord Stähler sowie 65 deutsche Mitarbeiter erleichterte Firma Diesen Beitrag weiterlesen »

Analytica-Tagebuch 2012 (I)

17. April 2012 von Laborjournal

Gerüstet für den Besucheransturm ...

München, Messestadt West, erster Tag der Analytica-Fachmesse. Vier Laborjournal-Redakteure haben am Vortag pfundschwere Heftpakete durch die Luft gewuchtet und dem verlagseigenen Stand (Nr. 308) den letzten Feinschliff verpasst. Nun sitzt man auf weinrotem Kunstflorteppich und guckt den Besuchern nach, die in Halle B1 hereintröpfeln. Der erste Besucher ist ein Stammleser, Abonnent seit vielen Jahren, und er verblüfft uns mit der Aussage, dass wir in letzter Zeit „böser“ geworden seien. „Böse“ meine er ganz klar als Kompliment, versichert er, denn die meisten anderen würden sich an heiße Eisen wie Datenmanipulation und Hochschulkonflikte zwischen Doktorand und Betreuer eben nicht herantrauen, sagt er, und dann sagt er noch: „Weiter so!“

Im Moment ist das jedoch eine Einzelmeinung, denn die Gänge zwischen den Messeständen sind auch jetzt, am frühen Nachmittag, noch nicht so richtig gefüllt. Die Zahl der Standbetreuer überwiegt noch eindeutig die der herumschlendernden Besucher, zumindest hier in Halle B1. Anderswo ist mehr Gedränge; der Wirtschaftsredakteur etwa treibt sich knapp drei Stunden in der „Biotechhalle“ A3 herum. Diesen Beitrag weiterlesen »

(Analytica #8) Die Stunde der Poesie

26. März 2010 von Kai Herfort

Ich sitze hier nichtsbösesahnend zwischen Schokoladeneiern und Stapeln von Laborjournal und Lab Times, da sehe ich plötzlich P.H. Metrius um die Ecke biegen. Schnell suche ich nach einem Versteck. Ins Kabuff? Unter die Theke? Hinter die Couch? Zu spät. Der Schwerenöter der deutschen Lyrik hat mich erspäht. Ich weiß, was das bedeutet und ergebe mich in mein Schicksal: Ohren auf für ein Gedicht:

Auf der Messe

Latschen, tratschen,

Weiter latschen.

Tolle Sachen die die machen!

Soll ich´s wagen den zu fragen?

Ja, da kommt ein Quentchen Mut.

Wie das hier funktionieren tut?

Über´m Schlips beginnt´s zu sagen:

„Nur den Nippel durch die Lasche.“

Krieg ich diese chice Tasche?

Latschen, latschen,

Nicht mehr tratschen.

Die Füße brennen mir vom Rennen.

Protzige Prospekte schrägen meinen Gang.

Namen nennen, Dinge kennen.

Soll ich´s wagen sie zu fragen?

Ach, Sie sind Hostesse!

Meine Fresse – so schön ist´s nur auf der Messe!

(P.H. Metrius)

(Analytica #7) – Punk-Koch auf der Messe

25. März 2010 von Kai Herfort

Stefan Marquard hat das Lammfilet dünn geschnitten und gemeinsam mit Kräutern und etwas Paprika in Folie vakuumiert. Dann geht’s ab ins Wasserbad. Bei 56 Grad ist es schon nach weniger als einer Stunde auf den Punkt rosa gegart. „Das können Sie eine Stunde lang im Wasserbad lassen oder vier Stunden lang – das Ergebnis ist immer das gleiche: Wunderbar zartes Lammfleisch.“

Stefan Marquard, Fernsehkoch mit Punk-Pose, kocht am Stand des Laborbedarfs-Riesen VWR. Das Olivenöl kommt aus dem Erlenmeier, die Sauce pipettiert er auf eine Petrischale. Dazu kommt das Lamm und Fenchelsalat. Das ganze garniert Marquard mit launig vorgetragenen Kochtipps: „Wenn Sie Zitronengeschmack im Essen haben wollen, müssen Sie die Schale reinreiben. Da können Sie soviel Zitronensaft reinkippen, wie Sie wollen – den Geschmack bekommen Sie nur aus der Schale.“ Da lernt man was für´s Leben.

Mehr als 50 Rezepte für die Spülmaschine hat Marquard entwickelt. Das läuft so wie mit dem Lamm: Die Zutaten werden in Folie vakuumiert und dann mit dem schmutzigen Geschirr zusammen in die Spülmaschine. Ist das Geschirr sauber, ist auch das Essen fertig. Bei knapp 60 Grad. „Das reicht zum Garen und die Vitamine bleiben auch erhalten.“ Marquard berichtet auch von seinem Versuch, Rezepte für die Waschmaschine zu entwickeln. Das Gemüse kommt in die Trommel, die Kräuter in das Fach für´s Waschmittel. Dann Kochwäsche einstellen und schleudern. Die Suppe kommt aus dem Ablauf. Die war zwar „geil“ gewesen, aber leider hätte er die Waschmaschine hinterher wegschmeißen müssen – „Die war nicht mehr zu reinigen.“

Eine tolle kleine Show mitten auf der Messe. Sehr unterhaltsam und eine würdige Nachfolge von Wigald Bonings launigem Forscherquiz von vor zwei Jahren an gleichem Ort.

(Analytica #6) – Impressionen

25. März 2010 von Laborjournal

Endlich haben wir uns bis zu Halle A3 (Biotechnologie) durchgeschlagen, ohne von Handyklingeln oder alten Bekannten gestoppt zu werden. Dort plaudern wir mit dem Mitarbeiter eines Göttinger Gerätebauers, der uns mitteilt, in welchen Ländern seine Firma im „Krisenjahr 2009“ die gravierendsten Umsatzeinbrüche erlitten hat: In Griechenland, Spanien, und, Überraschung: Großbritannien.

„Ganz hervorragend“ sei es im gleichen Zeitraum woanders gelaufen: In Taiwan. Dieser unerwartete Umsatzzuwachs habe den Einbruch in den genannten europäischen Ländern quasi kompensiert. Hm. Vielleicht ist es wirklich höchste Zeit, asiatische Weltsprachen zu büffeln?

Auf dem Rückweg laufen uns noch zwei junge Damen über den Weg, die als lebende Puzzleteile verkleidet sind. 12 Euro pro Stunde erhalten sie dafür; „beim Kellnern kriegt man viel weniger“, sagen sie. Fotografieren wollen sie sich aber nicht lassen. Es sei ihnen „peinlich“, so rumlaufen zu müssen.

@Frau Schawan: Wie wäre es mit einer BaFöG-Anhebung? Damit sich unsere Nachwuchsforscher nicht mehr als Puzzleteile verdingen müssen.

(Analytica #5) – Es geht aufwärts!

25. März 2010 von Laborjournal

Gute Nachrichten allerorten: Die Deutsche Wirtschaft schüttelt die Krise ab, weiß das heute erscheinende Handelsblatt; die Analytica 2010 freut sich über 5 Aussteller mehr als 2008; und die LJ-Redakteure haben es erneut pünktlich zum Messestand geschafft.

Das Gründen scheint übrigens auch wieder schwer in Mode zu sein. Gestern abend saß der LJ-Redakteur noch mit einem Bekannten aus Studienzeiten zusammen, den er bei einer schwer gebeutelten Martinsrieder AG verortete. Doch Pustekuchen: Diesen Beitrag weiterlesen »

Schlaue Sprüche (Analytica 4)

24. März 2010 von Laborjournal

Auf der Eröffnungsfeier am Abend zitierte der Moderator den Nobelpreisträger Albert von Szent-Györgyi (Medizin 1937, siehe Bild rechts) folgendermaßen:

Research is four things: brains with which to think, eyes with which to see, machines with which to measure and, fourth, money.

Danach wurde den beiden Preisträgern der diesjährige Analytica-Forschungspreis verliehen (siehe auch weiter unten, Beitrag „Mittagstief“). Und der Moderator verriet auch, was beide mit ihren jeweils 25.000 Euro unter anderem vorhaben. Petra Dittrich nimmt die ganze Familie mit zu einem Kongress auf Hawaii, Matthias Selbach finanziert damit eine zweite Himalaya-Tour. Wir gönnen hart arbeitenden Forschern solche Dinge natürlich von ganzem Herzen. Szent-Györgyi allerdings hatte das mit dem Geld sicherlich anders gemeint.

Von der Analytica (3)

23. März 2010 von Karin Hollricher

Fast Feierabend.

Erschöpft vom vielen Reden stellen wir schweigend noch ein paar Messe-Impressionen online.

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Mittagstief (Analytica 2)

23. März 2010 von Karin Hollricher

Uff, mitten im Mittagstief. Trotzdem haben wir mitbekommen, wer den von Roche und der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie finanzierten Analytica Forschungspreis erhalten hat.

Zwei sogenannte Jungforscher (weil unter 40) waren es, die zusammen 50.000 Euro für „wegweisende Forschung“ bekamen: Petra Dittrich von der ETH Zürich und Matthias Selbach vom MDC in Berlin.

Selbach untersucht, welchen Einfluss microRNAs auf die Translation haben. Mit dem von ihm und Kollegen entwickelten pulsed SILAC genannten Verfahren konnte er die Wirkung von miRNAs auf das gesamte Proteom einer Zelle messen. Wie das geht? Man gibt  vergleicht das Proteom von Zellen,  die man mit miRNAs und kurze Zeit (puls) mit stabilen Isotopen inkubiert hat, mit Zellen, die nicht mit miRNAs inkubiert wurden. Der Vergleich der markierten, de novo synthetisierten Proteine zeigt, wie die kleinen RNAs quantitativ die Translation beeinflussen.

Petra Dittrich entwirft Mikrochips für die Zellanalytik. Auf Silizium- und Kunststoffsubstraten bringt sie winzige Kanäle, Pumpen, Ventile und Reaktionskammern an, worin sie Reaktionen im Nanoliter-Maßstab durchführen kann. Derzeit arbeitet sie an eine Chip, auf den man einzelne Zellen aufbringen und sie mit winzigen Pinzetten festhalten kann. Das ermöglicht die Beobachtung einzelner Zellen. Auch kann sie auf Chipfs künstliche Zellen aus Lipidmembranen herstellen.