Kooperationen klappen — oder nicht!

23. April 2014 von Laborjournal

Folgende Anekdote gestern am Telefon gehört [Namen geändert!]:

Forscher Müller hat eine Kooperation mit Meier. Eines Tages erhält Müller überraschend ein Manuskript von Meier. Er finde, dass die gemeinsamen Daten inzwischen für eine „nette, kleine Publikation“ reichen, schreibt Meier dazu. Müller findet das nicht. Er schreibt zurück, dass er lieber noch die ein oder andere Testreihe durchziehen wolle, um der „Story“ mehr Substanz zu verleihen. Meier entgegnet, dass dies seiner Meinung nach unnötig sei — die Geschichte wäre auch so schon klar. Und überhaupt habe dessen Gruppe ja nur etwa zwanzig Prozent zum aktuellen Manuskript beigetragen. Wenn er die jetzt wieder rausnehme und ein paar kleine Experimente selber mache, könne er das Paper auch gut ohne ihn veröffentlichen. „Tu, was Du nicht lassen kannst“, schreibt Müller sinngemäß zurück — und schmeißt das Manuskript in den Müll.

Einige Wochen später erhält Müller Post vom Journal of Any Results. Darin ein Manuskript samt einem Brief mit der Bitte, es für eine mögliche Publikation zu begutachten. Korrespondierender Autor des Manuskripts:… Meier.

Wie er jetzt mit dem Manuskript verfahren werde, wisse er noch nicht, erzählte uns Müller. Wahrscheinlich werde er es aber zurückschicken — mit dem Hinweis, dass er es wegen Befangenheit nicht begutachten kann.

Und die Moral von der Geschicht‘: Kooperationen klappen — oder nicht!

(Illustration: graphicgeoff / Fotolia.com)

 

Faulheits-Ranking für Profs?

14. September 2012 von Kommentar per Email

Folgende E-Mail erreichte die Laborjournal-Redaktion:

Gerade lese ich, dass sich 300 BWL-Professoren gegen eine seriöse Evaluierung ihrer Arbeit ausgesprochen haben. Dabei erinnerte ich mich, dass Laborjournal schon lange diese interessanten Köpfe-Rankings für die einzelnen Wissenschaftsdisziplinen durchführt.

Diese Professoren-Rankings sind eine tolle Sache, weil in den einzelnen Disziplinen der internationale Vergleich möglich wird und dabei auch Spitzenbereiche sichtbar werden.

Nun kenne ich aber selbst einen verbeamteten Professor, der seit 2008 nicht mehr publiziert hat, den Staat aber jedes Jahr — sage ich mal — mehr als 80 k€ pro Jahr kostet, also 400 k€ in den fünf Jahren.

Ich finde daher, es sollte ebenfalls ein Negativ-Ranking eingeführt werden — nicht zuletzt auch, um die Verbeamtung der Universitäts-Professoren mal wieder in Frage zu stellen. Insbesondere für solche Fälle.

Hmm, Meinungen dazu?

(Illustration: Werner Dreblow – Fotolia.com)

Zitat des Monats (11)

18. Mai 2012 von Laborjournal

Chris Said, Center for Neural Science an der New York University, warnt in seinem Blog The File Drawer vor zunehmender Voreingenommenheit bei Erstellung, Interpretation und Publikation von Forschungsergebnissen:

Scientific journals favor surprising, interesting, and statistically significant experimental results. When journal editors give preferences to these types of results, it is obvious that more false positives will be published by simple selection effects, and it is obvious that unscrupulous scientists will manipulate their data to show these types of results. These manipulations include selection from multiple analyses, selection from multiple experiments (the “file drawer” problem), and the formulation of ‘a priori’ hypotheses after the results are known. While the vast majority of scientists are honest individuals, these biases still emerge in subtle and often subconscious ways.

Nepper, Schlepper, Forscherfänger

8. Juli 2011 von Kommentar per Email

„Liebe Laborjournal-Redaktion,

ich wende mich an Sie, weil ich gestern einen dubiosen Anruf von jemandem bekommen habe, der offensichtlich versucht, Wissenschaftler mit der Verlockung einer ganz dringend erforderlichen Publikation in einem ganz wichtigen Organ zur Bezahlung von € 9.000 zu überreden.

Die Geschichte ging in etwa so: Kurz vor 18 Uhr — ich war schon in Eile, um mich auf den Weg nach Hause zu machen und dort meine Kinderbetreuung abzulösen — klingelt das Institutstelefon. Eine anonyme Nummer. Der Englisch-sprechende Anrufer erkundigt sich: Sind Sie Professor Lunger, Leiterin der Abteilung Neurobiologie [Name und Abteilung geändert, die Red.]? Es folgt eine Erklärung des Anrufers, er arbeite für ein Publikationsorgan (Zeitung? Buch?) des Public Service Review. Dieses würde daran mitwirken, Entscheidungsträger der EU darüber aufzuklären, in welche Forschungsgebiete diese zukünftig mehr Geld stecken müsse. Und das treffe für mein Fachgebiet ja zweifellos zu. Diesen Beitrag weiterlesen »