Auf den ersten Blick kann es scheinen, dass dem British Journal of Research Sensationelles gelungen ist. Jedenfalls wenn man erstmal nur die Autoren wahrnimmt, die in dessen Nummer 9 vom 28. September des letzten Jahres schrieben: Charlotte Brontë, Hermann Hesse, Rainer Maria Rilke, Walt Whitman und William Faulkner. Hat die Zeitschrift womöglich bis dato verschollene Manuskripte dieser Giganten der Weltliteratur veröffentlichen dürfen?
Mitnichten!
Gleich beim zweiten Blick wird klar: Wir haben ein ganz besonders skurriles Fake-Journal aufgeschlagen. Da schreibt etwa der Literatur-Nobelpreisträger Hermann Hesse ein „Opinion Piece“ mit dem Titel „Execution of the Qa Instrument to Decide the Recurrence of Radiographic Mistakes on Sidelong Radiographs“. Unter der Dienstadresse „Department of Basic Sciences, University of Cologne, Germany“. Und via Mail erreichbar sei Herr Hesse unter Herman46@gmail.com.
Ja, sicher!
Rainer Maria Rilke schrieb 1902 über den Panther,
aber 2022 über Boden-Mikroben …?
Ähnlich sieht es beim Lyriker Rainer Maria Rilke aus. Zwar lobte ihn vor 120 Jahren der große Zoologe Jakob Johann von Uexkül auch fachlich für sein berühmtes Gedicht „Der Panther“, doch dass man jetzt ein Werk aus seiner Feder mit dem Titel „Watery Living Spaces and Carbon Inputs Shape the Microscale Topography and Communication Scopes of Soil Microorganisms“ ausgegraben haben will …? Und dieses dann mit angeblicher Dienstadresse „Department of Basic Sciences, Free University of Berlin, Germany, E-Mail: Rainer75@gmail.com“ von Rilke publiziert? Diesen Beitrag weiterlesen »
Seid kritisch mit „Invited Commentaries“!
6. Dezember 2013 von LaborjournalNicht nur Nature bringt wöchentlich seine “News & Views”, oder Science seine “Perspectives” — nein, inzwischen präsentieren auch viele, viele andere Journals unter jeweils eigenen Rubriknamen sogenannte “Invited Commentaries”. Kurz gesagt, schicken dafür die Editoren die ihrer Meinung nach heißesten Originalpaper jeder einzelnen Ausgabe vorab an ausgewählte „Experten“ und bitten diese die darin vorgestellten Ergebnisse hinsichtlich ihrer Bedeutung für das gesamte Feld zu kommentieren.
Diese Kommentare sind meist durchaus nett und gewinnbringend zu lesen — insbesondere auch für den Forscher, der gerne mal ein wenig über den Tellerrand schaut. Schließlich liefert solch ein Kommentar in der Regel einen knackigen und kompetenten Überblick über das gesamte Feld, präsentiert dazu die aktuell offenen Fragen und Probleme, ordnet die frischen Ergebnisse des neuen Papers samt Bewertung in diesen Rahmen ein — und wagt zudem noch einen Ausblick, welche weiteren Fragen durch die neuen Erkenntnisse nun womöglich leichter angegangen werden könnten.
Viele Autoren werten es daher als eine Art „Ritterschlag“ ihres Papers, wenn dieses durch einen „Eingeladenen Kommentar“ quasi geadelt wird. Allerdings sind solche „Invited Commentaries“ offenbar manchmal doch eher ein Quell des Ärgernisses für die Autoren des kommentierten Papers. Diesen Beitrag weiterlesen »
Schlagworte: Autor, Invited Commentary, Kommentar, News & Views, Paper, Peer Review, Post-Publication-Peer-Review
Veröffentlicht in Allgemeines, Publikationswesen | Keine Kommentare »