Coffee Scientist

5. März 2018 von Laborjournal

Unsere Autorin Sigrid März schickte uns gerade folgenden Gimmick:

Dieser Kaffeefleck fand sich vor kurzem auf dem strapazierfähigen Flurfußboden im Bürotrakt (klar, oder?) unseres schönen Insituts:

Mit ein bisschen Photoshop wird daraus ein Coffee Scientist:…

 

Bandenspuren

2. Juli 2014 von Laborjournal

Eine der „beliebtesten“ Methoden der Datenfälschung in Forschungsartikeln ist das mehrfache Kopieren und Einsetzen derselben Gelbanden. Man nimmt eine besonders schöne Bande, kopiert sie — und fügt sie in weiteren Gelpuren dort ein, wo im Original entweder keine oder wenigstens keine besonders eindrucksvollen Banden waren. Um die ganze Betrügerei zu tarnen, werden die kopierten Banden oftmals zuvor in Photoshop noch leicht verzerrt, im Kontrast verändert, vertikal und horizontal gespiegelt oder anders manipuliert.

Womit man den Kopierern jedoch weiterhin auf die Spur kommen kann, sind die spezifischen Gel- oder Scanfehler, die sich in den jeweiligen Banden geradezu diagnostisch widerspiegeln. Die inzwischen weithin berüchtigte Fälschungsjägerin (oder -jäger), die sich hinter dem Pseudonym Clare Francis verbirgt, machte uns beispielsweise kürzlich auf diesen Gelausschnitt aufmerksam (auf das Bild klicken für eine vergrößerte Version):

Sofort fällt auf, dass die Banden 1, 3 , 5 und 7, wie auch die Banden 2, 4 und 6 formgleich sind. Solche nahezu deckungsgleichen Formen können bis zu einer gewissen Grenze natürlich dadurch entstehen, dass ähnliche Proben unter identischen Laufbedingungen im gleichen Gel liefen. Jetzt schauen wir uns aber die Banden 2, 4 und 6 mal genauer an. Vor allem in der vergrößerten Version erkennt man, dass jede einzelne am rechten oberen Rand einen auffälligen weißen Punkt an exakt der gleichen Stelle enthält (es gibt noch mindestens einen weiteren, nicht ganz so auffälligen rechts von der Mitte). Solche „Punkte“ haben nun rein gar nichts mit den physikalischen Laufbedingungen des Gels zu tun, sondern resultieren entweder aus lokalen „Gelfehlern“ (etwa eingeschlossenen Partikeln oder Luftblasen) oder aus wiederum lokalen Störungen im Gelscan. Dass solche streng lokalen Ereignisse zufälligerweise und völlig unabhängig voneinander dreimal ein und denselben „weißen Punkt“ in drei sowieso schon formidentischen Banden verursachen — dafür dürfte die Wahrscheinlichkeit praktisch Null sein.

Clare Francis‘ Urteil ist klar: Diese Abbildung wurde durch multiple Bandenduplikation manipuliert. Und wir finden dafür ehrlich gesagt auch keine andere Erklärung. Vielleicht jemand anders?

(Übrigens geben wir hier bewusst nicht preis, aus welcher Veröffentlichung der gezeigte Gelausschnitt stammt. Wir werden zunächst die Autoren und das betreffende Journal um Stellungnahmen zu den „Befunden“ ersuchen.)

Und auch auf die Gefahr hin, Fälschungswillige weiter zu motivieren: Leider lassen sich mit ein bisschen mehr Photoshop-Arbeit auch die Formähnlichkeit der Banden und solche verräterischen Störungsmuster leicht beseitigen. Traurig, aber wahr. Wer weiß, in wie vielen Publikationen auf diese Weise bereits effektiv „alle Spuren verwischt“ wurden.

Bei Betrugsverdacht: Bunt ist besser!

4. Februar 2014 von Laborjournal

Wir hatten ja bereits hier und hier über die Unsitte der „Flickschuster-Gele“ geschrieben — Gele also, die virtuell aus den Spuren verschiedener Gele zusammengeflickt werden, um auf diese Weise das Ergebnis ein und desselben Experiments vorzutäuschen.

Komplett skrupellose Subjekte nutzen bei solchen Machenschaften die ein oder andere „besonders schöne“ Spur gar mehrfach im gleichen Gel — und verkaufen sie gleichwohl als Laufergebnisse verschiedener Proben. Das ist Fälschung und Betrug, ganz klar. Allerdings ist dieser nicht leicht nachzuweisen, da ähnliche Proben durchaus nahezu identische Banden- und Laufmuster liefern können.

Einen schnellen und einfachen Weg, wie jeder einen entsprechenden Verdacht auf „wundersame Spurenvermehrung“ zumindest vortesten könne, beschrieb kürzlich ein Kommentator in diesem Beitrag auf der Post-Publication-Peer-Review-Plattform PubPeer. Dessen Verdacht erregte folgende Gel-Abbildung:

Der Kommentator, der in dem Beitrag schlicht als „Peer 2“ auftritt, hatte die Abbildung des Gels zuvor in seinen Photoshop geladen — und zunächst einfach mal den Kontrast verstärkt. Die rote Dachzeile nennt das Zwischenergebnis: Die „Spleißnähte“ der zusammengeschusterten Gelspuren treten deutlich hervor.

Aber es geht noch weiter! Anschließend brachte „Peer 2“ Farbe in den Ausschnitt mit den verdächtigen Banden 11-18 — und zwar mit Hilfe eines Photoshop-Tools namens „Gradient Map“. Das Ergebnis sieht so aus:

(Hier klicken für beide Bilder in größerer Auflösung!)

Behauptet noch jemand, dass die Banden 14 & 15 sowie 17 & 18 jeweils nicht zu 100% identisch sind?

Wie gesagt, ein relativ einfacher Test, um den Verdacht einer unzulässigen Gelspur-Duplikation entweder unmittelbar auszuräumen — oder erheblich zu erhärten. Und ganz nebenbei dürfte es damit noch einen Grund weniger geben, warum entsprechende Untersuchungen auf wissenschaftlichen Fehlverdacht bei Journals und Forschungsinstitutionen oft unglaublich schleppend anlaufen — wenn überhaupt.

(Das Gel stammt übrigens aus diesem Paper der Erstautorin Gizem Dönmez. Über weitere Verdachtsmomente für Fehlverhalten in ihren Veröffentlichungen wird unter anderem ausführlich hier, hierhier hier, und hier berichtet.)

 

Ein Springschwanz von Photoshops Gnaden

29. Dezember 2012 von Laborjournal

Erfundene Banden oder Kurven, fabrizierte Signale in Gewebeschnitten — alles schon erlebt in wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Aber ein komplett „konstruiertes“ Bild von einem Tier?

Der Autor des Blogs Neuroskeptic beschreibt jedenfalls solch einen mutmaßlichen Fall. Demnach präsentierten amerikanische und rumänische Forscher um Erstautorin Deborah Altschuler im Jahr 2004 Bilder, die angeblich erstmals zeigten, dass Springschwänze (Collembola) tatsächlich parasitisch unter der menschlichen Haut leben können. Zusätzliche Brisanz erhielt der entsprechende Bericht dadurch, dass die Hautproben allesamt von Menschen stammten, bei denen zuvor ein psychotischer Dermatozoenwahn diagnostiziert worden war. War es demnach schließlich doch keine krankhafte Einbildung, dass unter ihrer Haut massenweise juckendes Ungeziefer krabbelt?

Das Paper war schon damals wegen methodischer Unzulänglichkeiten höchst umstritten und basierte vor allem auf folgender Abbildung:

 

Wie darin beschrieben, konnten die Autoren den Springschwanz offenbar erst nach selektiver Kontrastbearbeitung des Mikroskopiebildes richtig sichtbar machen.  Diesen Beitrag weiterlesen »

Gel romantique

27. November 2012 von Laborjournal

Na, zu diesem Gel könnte man sich doch jetzt jede Menge Geschichten ausdenken:

via PhD-bility

Was man dafür allerdings laden muss? (Oder war’s doch nur Photoshop…?)

Photoshopping Papers

23. September 2011 von Laborjournal

Es kann einem schon angst und bange werden, wenn man sich anschaut, was die japanische Seite http://blog.m3.com/Retraction derzeit an offensichtlich manipulierten Paper-Abbildungen aufdeckt. Beinahe täglich (ja, wirklich!) stöbern deren Autoren „dubiose Machenschaften“ wie diese auf:

Auch ohne japanische Schrift lesen zu können, müsste klar sein, wie die Autoren hier ihre Abbildung frisiert haben — oder?

Anderes Beispiel: Diesen Beitrag weiterlesen »