Wenn’s Werkzeug nicht passt, geh’ ich da nicht dran

21. Juli 2020 von Laborjournal

Wann bringt Forschung den größten Ertrag? Wenn man mit seinem Projekt auf einem breiten, gut gesicherten Pfad wandelt? Oder wenn man auf einem riskanten und herausfordernden Trip neue Schneisen in ein dunkles und unwegsames Dickicht schlägt?

Die Antwort ist klar und bis heute immer wieder neu belegt: Die leckersten Früchte pflückt man nicht aus sicherem Bodenstand vom Baum, da muss man schon eine aufwendigere Kletterpartie riskieren.

Warum macht es die große Mehrheit der Forscherinnen und Forscher dennoch anders? Warum bleiben sie auf ausgetretenen Pfaden und pflücken mickrige Früchte in Kopfhöhe?

Vor einigen Jahren rechneten kanadische Biochemiker vor, dass drei Viertel der Paper über menschliche Proteinkinasen nur rund fünfzig der über fünfhundert bekannten Kinasen abdeckten — und dass sich in diesem Zehntel immer noch fast ausschließlich diejenigen „alten Bekannten“ tummelten, die schon seit Jahrzehnten auf zahlreichen Labortischen schwimmen. Doch damit nicht genug: Auch bei den pharmakologisch ebenso spannenden Proteinfamilien der Ionenkanäle und Nukleären Hormonrezeptoren waren die Verhältnisse ähnlich „konservativ“, wie die Kanadier weiter fanden.    

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Zum Tod von Sydney Brenner

9. April 2019 von Laborjournal

Am 5. April starb im Alter von 92 Jahren Sydney Brenner, einer der großen Pioniere der Molekularbiologie. Einige Monate, bevor Brenner Ende 2002 den Nobelpreis erhalten sollte, sprach unser Chefredakteur während eines Fest-Symposiums am Biozentrum Basel ausgiebig mit ihm. Das Gespräch veröffentlichten wir schließlich in unserer Ausgabe 4/2002.

Wir bringen dieses Gespräch hier 17 Jahre später nochmals online. Zum einen, weil es einen äußerst „lebendigen“ Eindruck von einem der sicherlich schärfsten und originellsten Denker der jüngeren Biologie-Geschichte vermittelt. Zum anderen aber auch, weil es als eine Art Zeit-Dokument illustriert, wie kontrovers die Forschergemeinde damals noch dem laufenden Humangenomprojekt sowie der Transformation ins „Omics“-Zeitalter gegenüber stand.

Hier also als kein Nachruf, sondern Sydney Brenner selbst als „Einsame Stimme aus der Prägenomik-Ära“ (Für das gesamte Gespräch bitte auf das Bild unten klicken!)…