Schwamm drüber!

10. August 2010 von Laborjournal

SpongeBob Schwammkopf...

Welches ist der bekannteste Schwamm? Ganz klar — ‚SpongeBob Schwammkopf‘, die neongelbe, quaderförmige Vorabend-Comicfigur aus der Feder von Stephen Hillenburg. So manchem Elternteil stellt ‚Bob‘ zwar mit seinem nervigen Gequäke in Rekordzeit die Nackenhaare auf, doch die Sprösslinge zwischen 6 und 10 hören nicht auf ihn zu lieben.

In der Scientific Community hat Bob indes nun Konkurrenz bekommen: Amphimedon queenslandica ist, da komplett farblos und still, offenbar nur ein entfernter Verwandter von Bob — allerdings: seit kurzem ist sein Genom entschlüsselt. „Na und“, mögen jetzt viele denken — und damit in die gleiche Kerbe hauen wie Bloggerin Mary von The OpenHelix Blog, die ihr Posting zum Thema provokativ beiläufig mit „Another day, another genome“ überschrieb.

Auch der Titel des Nature Papers, ‚The Amphimedon queenslandica genome and the evolution of animal complexity‚, lässt ja irgendwie erstmal aufstöhnen, ob hier nicht wieder mal ein Genom rettungslos überverkauft wird. Compexity? In einem Schwamm?

Tatsächlich geben sich die Autoren dann auch total überrascht, dass der Schwamm so viele Gene hat, die auch wir haben — wenn sie auch bei uns teilweise viel komplexere Strukturen bilden oder Funktionen erfüllen.

Dies war allerdings schon aus früheren Studien bekannt (z. B. von dieser).

Fast schon peinlich wirkt dann der Satz:

Notably, many of the genes associated with the emergence of animals are also implicated in cancer, which arises from defects in basic processes associated with metazoan multicellularity.

Und weiter:

The emergence of multicellular animals from single-celled ancestors over 600 million years ago required the evolution of mechanisms for coordinating cell division, growth, specialization, adhesion and death. Dysfunction of these mechanisms drives diseases such as cancers, in which social controls on multicellularity fail, and autoimmune disorders, in which distinctions between self and non-self are disrupted. The hallmarks of metazoan multicellularity are therefore intimately related to those of cancer and immunity.

... und sein unspektakulärer 'Verwandter' Amphimedon queenslandica

Ach nee, wer hätte das gedacht? Sorry, das ist doch wohl ziemlich trivial. Aber irgendwie muss muss sie ja immer rein, die Krebs-Schiene. Mein Gott, geht es auch mal ohne. Oder versiegen tatsächlich derart die Geldhähne , dass jeder auf Teufel komm‘ raus irgendwelche Krebsheilungs-Science Fiction reinklemmen muss. Sogar in die Keywords haben sie „Cancer“ aufgenommen.

Schade, dabei ist das Paper ansonsten ziemlich interessant — jedenfalls Grundlagenforschungs-mäßig.

Stephen Hillenburg, der Schöpfer von SpongeBob Schwammkopf, war übrigens Meeresbiologe, bevor er auf Comiczeichner umsattelte. Ob er jetzt allerdings noch das Schwamm-Genom zur Kenntnis genommen hat, darf wohl bezweifelt werden.

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