Plattenspieler im Labor

29. Oktober 2010 von Laborjournal

Dass man Salatschleudern zu simplen Tischzentrifugen umbauen kann — etwa zum schnellen Proben-Abzentrifugieren vor der PCR —, wird vereinzelt bereits seit den Achtzigern beschrieben. Offenbar besorgte sich in den frühen Neunzigern sogar das Wellcome Trust Sanger Centre in Cambridge einige solcher Schleudern aus den umliegenden Supermärkten für ihre anstehenden Arbeiten am Human Genome Project. Dessen damaliger Mitarbeiter Ian Dunham gab denn möglichen Nachahmern auch folgenden Rat:

A key design point is to source the cheapest possible version of the salad spinner, as designs with complex brakes or too high spin speeds just reduce the ease of use.

Schönes Beispiel für „Keep It Simple Stupid“ (KISS). Dennoch verbreitet sich die Idee der sparsamen „Schleuder-Zentrifuge“ auch nach über zwanzig Jahren offenbar nur langsam. Denn warum sonst werden erst jetzt zwei Studentinnen der Rice University dafür belobigt, mit einer umgebauten Salatschleuder ein billiges, Strom-loses und leicht transportables Werkzeug zur Abtrennung von Blutzellen (etwa zur Anämiediagnostik in Drittwelt-Ländern) entwickelt zu haben? Sogar ein Video haben sie darüber gedreht:

Wie auch immer, die Salatschleuder ist sicherlich nicht das einzige Beispiel, wie man für gewisse Labor-Routinen durch den Einsatz modifizierter Haushaltsgeräte Geld sparen kann. Unser Labor wusch beispielsweise eine ganze Zeit lang seine Gele und Western Blots auf den rotierenden Tellern ausrangierter Plattenspieler (die CDs kamen damals gerade auf!). Natürlich kamen auch andere auf dieselbe Idee — und verfeinerten sie seitdem.

Auch schön: Bei MacDonalds und Co. dünne Strohhalme mitnehmen und sie als kostenlose Tropfpipetten verwenden. Die besseren Halme lassen sich sogar schadensfrei autoklavieren.

Zugegeben, damit lässt sich nun nicht wirklich viel Geld sparen. Jedoch gibt es sicher noch jede Menge ähnliche — und effektivere — „Haushalts-Spartipps“. Ja? Immer her damit! Entweder unten als Kommentar oder an redaktion@laborjournal.de. Vielleicht ist ja sogar was dabei für unsere Laborjournal-Kolumne „Ich kenn da einen Trick…„.