Editorial

MDPI Reloaded: Sind Sonderausgaben Fluch oder Segen?

Henrik Müller


(10.11.2023) Jedes Jahr erscheinen sechs Prozent mehr wissenschaftliche Publikationen als noch im Vorjahr. Bei Millionen von Veröffentlichungen sind das Hunderttausende von Manuskripten. Die Verursacher dieser Publikationsflut sind schnell ausgemacht – doch so einfach ist es nicht.

MDPI spaltet. Lautstarke Stimmen in der Wissenschaftsgemeinde sehen in den derzeit 430 Fachzeitschriften des Schweizer Multidisciplinary Digital Publishing Institute ausnahmslos Raubjournale. Sein explosives Wachstum seit der Gründung 2010 könne nur mit mangelnder Manuskriptqualität einhergehen. Leisere Wortmeldungen genießen dank MDPI indessen die Freiheit, Wissen nicht länger in starren Journalen mit einer festen Anzahl von Ausgaben organisieren zu müssen. Kritiker und Befürworter sind sich nur in wenigen Punkten einig. Doch eines steht fest: MDPI ist seit 2020 zum weltgrößten Open-Access-Verlag und seit 2022 zum drittgrößten Wissenschaftsverlag überhaupt aufgestiegen.

Was ergibt ein nüchterner Blick auf sein Geschäftsmodell? Alle Einzelheiten dazu finden sich im Artikel „Der MDPI-Verlag – Wolf im Schafspelz?“ in der LJ-Ausgabe 6/22 ab Seite 22 (Link). Folgende Schlussfolgerungen haben wir darin gezogen: In der Tat finden sich Fachzeitschriften von MDPI auf Listen von Raubtier-Journalen – allerdings nicht häufiger als solche von Cell Press, Elsevier, Frontiers, SAGE, Springer, Taylor & Francis oder Wiley. Derzeit verfügen 208 von 425 MDPI-Journalen über Journal-Impact-Faktoren zwischen eins und acht, sind also ebenso zitierfähig wie die Zeitschriften anderer Verlagshäuser. Hinsichtlich von Zitierhäufigkeiten und der Aufnahme in Literaturdatenbanken wie dem Directory of Open Access Journals (DOAJ) oder dem Web of Science bestehen keine Unterschiede zwischen MDPI und den anderen drei Marktführern Elsevier, Springer und Wiley. Seine Selbstzitationsraten hängen stark von der jeweiligen Fachzeitschrift ab. Laut eigener Jahresberichte lehnen MDPI-Journale im Durchschnitt mehr Manuskripte ab als andere Open-Access-Journale. Mit Peer-Review-Zeiten von durchschnittlich 38 Tagen liegt es Wochen bis Monate vor allen anderen Verlagshäusern. Auch in der Retraction-Watch-Datenbank schneiden seine Fachzeitschriften mit Blick auf Retractions und Expressions of Concern im Vergleich zu Elsevier, Springer und Wiley gut ab – ebenso in der Frage, wie viele Journale ein Open Peer Review anbieten und welche Artikelgebühren sie verlangen. MDPI macht keinen schlechteren Eindruck als die anderen Marktführer.

Überproduktion

Ein im September 2023 erschienenes Preprint gelangte jedoch zu einem weniger schmeichelhaften Urteil über MDPI. Das Manuskript (arXiv. doi.org/kx5q) bestätigte den Schiedsspruch, den Mitautor und Ökonom Paolo Crosetto bereits im April 2021 in seinem Privatblog erlassen hatte: MDPI veröffentlicht von Jahr zu Jahr überproportional mehr Artikel als andere Verlage. Mit seinem explosiven Wachstum von 1.080 Prozent zwischen 2016 und 2022 ist das Baseler Verlagshaus einer der Hauptverantwortlichen für die aktuelle Überforderung des Publikationswesens, wissenschaftliche Qualität zu sichern.

Tatsächlich besteht der größte konzeptionelle Unterschied zum Geschäftsmodell anderer Wissenschaftsverlage in MDPIs Flut an Sonderausgaben. Während andere Verlagshäuser neben ihren vier bis 24 Standardausgaben pro Jahr nur vereinzelt Special Issues verlegen, machen sie bei MDPI 88 Prozent aller Publikationen aus. Zum Vergleich: Hindawi und Frontiers veröffentlichten 2022 ganze 62 beziehungsweise 69 Prozent ihrer Manuskripte in Special Issues. Bei BMC, Nature Publishing Group, PLoS, Springer und Wiley liegt die Sonderausgaben-Quote im einstelligen bis knapp zweistelligen Prozentbereich (arXiv. doi.org/kx5q).

Verführerische Möglichkeiten

Was macht Sonderausgaben besonders? Ihre ursprüngliche Idee ist es, Beiträge zu einem bestimmten Forschungsthema, einer Wissenschaftspersönlichkeit oder einer Konferenz für einen begrenzten Zeitraum zu sammeln. Sie unterscheiden sich von Standardartikeln dadurch, dass sie nicht von den Autoren selbstständig eingereicht werden, sobald ihre Forschungsprojekte ein publikationswürdiges Stadium erreicht haben, sondern von Zeitschriften und deren Editoren eingeladen werden. Häufig delegieren Verlage die Verantwortung für Special Issues auch komplett an Gast-Editoren.

Jochen Strube. Foto: ITV-TU Clausthal
Jochen Strube leitet in Clausthal-Zellerfeld das Institut für Thermische Verfahrens- und Prozesstechnik der TU Clausthal (ITV). Foto: ITV-TU

Eine Diskussion auf dem Mikroblogging-Dienst Mastodon machte Laborjournal auf Jochen Strube aufmerksam, den Direktor des Instituts für Thermische Verfahrens- und Prozesstechnik an der TU Clausthal und Editorial Board Member der monatlich erscheinenden MDPI-Fachzeitschrift Processes. Processes befasst sich mit Reaktionsprozessen in verschiedenen Ingenieur- und Naturwissenschaften, einschließlich der industriellen Biotechnologie, der Enzymologie und der Untersuchung subzellulärer und mikrobieller Prozesse. Seit ihrer Gründung 2013 hat die Zeitschrift knapp 900 Sonderausgaben veröffentlicht. Bis Ende 2024 sollen weitere 570 Special Issues folgen. Die Arbeitsgruppe von Jochen Strube verantwortete mehrere davon. Im Jahr 2020 gab er zusammen mit Oberingenieur Steffen Zobel-Roos die Sonderausgabe „Processes Accelerating Biologics Manufacturing by Modelling“ mit 13 Publi- kationen heraus. Im 2023 organisierte Strube zusammen mit seinem Habilitanden Axel Schmidt die Special Issue „Sustainable Manufacturing Technologies for Biologics and Botanicals“ mit einer einzigen Publikation und ebenfalls 2023 „Towards Autonomous Operation of Biologics and Botanicals“ mit 28 Publikationen.

Das Erstaunliche daran: Strube und seine Kollegen agierten nicht nur als Gast-Editoren der drei Sonderausgaben, sondern das Institut für Thermische Verfahrens- und Prozesstechnik stellte bei 41 der 42 Publikationen auch 90 Prozent der Autoren. Überall ist Strube Letztautor. Die einzige Publikation ohne Clausthaler Autoren stammt von einer schwedischen Arbeitsgruppe, mit der Strube zuvor gemeinsam publiziert hatte. Entsprechend einig sind sich die Teilnehmer der Mastodon-Diskussion: Hier geht etwas nicht mit rechten Dingen zu. Hat Jochen Strube seine eigenen Manuskripte an sich selbst als Journal-Editor geschickt, Gutachten eingeholt und dann entschieden, ob die Gutachten ausreichend Qualität für eine Veröffentlichung seiner Manuskripte widerspiegeln?

Blick hinter die Kulissen

Die Datenbank Web of Science von Clarivate Analytics verzeichnet insgesamt 128 Publikationen von Jochen Strube aus den Jahren 1993 bis 2023. In ihnen trat er achtmal als Erstautor und 104-mal als Letztautor in Erscheinung. Während etwa die Hälfte dieser Veröffentlichungen innerhalb von 25 Jahren entstand, gelang es ihm ab 2018, seinen wissenschaftlichen Output zu vervielfachen. Für die zweite Hälfte seiner Publikationsbilanz benötigte er nur sechs Jahre. Nicht weniger als 60 dieser Manuskripte erschienen bei MDPI, 52 davon in Processes, 41 davon – und damit mehr als ein Drittel von Strubes gesamter Publikationsleistung in 30 Jahren – in den drei Sonderausgaben von Processes. Seit 2019 publiziert Jochen Strube fast ausschließlich bei MDPI. Für seine Artikel in Processes erhielt er in den letzten fünf Jahren 615 seiner insgesamt 2.054 Zitationen – also ein knappes Drittel der Erwähnungen in seiner gesamten Forscherkarriere.

Die Partnerschaft mit Processes zahlt sich also aus, auch für Strubes Mitarbeiter. Sein Co-Editor Steffen Zobel-Roos studierte Verfahrenstechnik an der TU Clausthal und arbeitet seit Januar 2013 am Institut für Thermische Verfahrens- und Prozesstechnik unter Strubes Leitung. Laut Web of Science hat er 15 Artikel veröffentlicht, davon 12 bei MDPI, 11 in Processes, 9 im Special Issue von 2020. Die Sonderausgabe brachte Zobel-Roos 155 seiner insgesamt 220 Zitationen ein. Ähnlich sieht es bei Co-Editor Axel Schmidt aus. Er studierte Chemieingenieurwesen an der TU Clausthal und ist seit Oktober 2015 Mitarbeiter an Strubes Institut. Nicht weniger als 28 seiner 32 Publikationen finden sich bei MDPI, davon 24 in Processes und 20 in den beiden Sonderausgaben 2023, für die er 236 seiner 381 Zitationen erhielt. Für beide Nachwuchswissenschaftler macht MDPI damit rund zwei Drittel ihrer wissenschaftlichen Reputation aus.

Forscherin kontrolliert Pflanzen in einer Indoor-Farming-Halle.
Im Jahr 2022 verlegte MDPI 1.080 Prozent mehr Artikel als 2016. Damit ist es laut Hanson et al. (arXiv. doi.org/kx5q) einer der Haupt- treiber von Publikationsflut und wissenschaftlicher Glaubwürdigkeitskrise – obwohl es 2022 nur 14,2 Prozent zu allen Publikationen der vier Weltmarktführer Elsevier, Springer Nature, MDPI und Wiley beitrug.

Einmal mehr fühlen sich die Kritiker von MDPI bestätigt: Das Geschäftsmodell des Baseler Verlags zeugt von einem Raubtier- Verlag. Doch wo genau liegt eigentlich das Problem im Fall Strube et al.? Die Website von Processes erklärt: „Processes ist ein Mitglied des Committee on Publication Ethics (COPE). Wir halten uns voll und ganz an dessen Verhaltenskodex und seine Leitlinien.“ Die COPE-Richtlinien besagen, dass Editoren kein Manuskript bearbeiten, Gutachter einladen oder an Entscheidungen beteiligt sein dürfen, wenn sie Mitautoren sind. Nur so lassen sich Interessenkonflikte vermeiden und die Integrität des Peer-Review-Prozesses bewahren.

Genau mit dieser Transparenz sei bei MDPI mit allen drei Sonderausgaben verfahren worden, sagt Strube gegenüber Laborjournal. Er sei dort nur als Organisator tätig gewesen, der Ausschreibungstexte verfasste und von dem sich der Verlag Namen von Autoren erhoffte. Aus Datenschutzgründen hätte er diese aber nie herausgegeben, sondern stets selbst angeschrieben, erklärt er zwar gegenüber Laborjournal, wünscht aber, dass Laborjournal seine Originalzitate nicht verwendet. Für alle eingereichten Manuskripte wähle MDPI außerdem akademische Editoren aus, auf die Strube keinen Einfluss hätte und meist nicht einmal kenne. Die Namen der verantwortlichen Editoren finden sich zumindest bei den beiden Sonderausgaben von 2023 auf den Titelblättern der Publikationen. Mit keiner der 21 Personen hat Strubes Arbeitsgruppe jemals gemeinsam publiziert.

Anzahl Artikel und Sonderausgaben MDPI. Illustr.: LJ
MDPI vervielfachte sein Veröffentlichungsvolumen zwischen 2016 und 2022 von durchschnittlich 8,7 auf 78,3 Sonderausgaben pro Journal. Doch welchen Sinn ergibt es, im digitalen Zeitalter weiterhin in der Kategorie „Journal“ mit ihrer traditionell festgelegten Anzahl von Ausgaben pro Jahr zu denken?

Dass fast alle Publikationen der drei Special Issues aus Strubes eigener Arbeitsgruppe stammen, erklärt er gegenüber Laborjournal mit mangelndem Interesse anderer Arbeitsgruppen. Insofern sieht er die Flut an Sonderausgaben nicht ganz unkritisch. Von ihm angefragte Autoren betreuten laut seinen Worten meist eigene Special Issues als Gast-Editoren und mussten diese mit ähnlichen Themen füllen. Für die Clausthaler stellte sich daher die Frage, ob sie ihre Manuskripte gebündelt in einem Special Issue veröffentlichen oder wie bisher an andere Journale schicken sollten.

Doch wie kann eine Arbeitsgruppe aus knapp 20 Wissenschaftlern mehr als drei Dutzend Manuskripte auf Knopfdruck aus dem Ärmel schütteln? Special Issues nehmen Manuskripte nicht nur zu einem bestimmten Zeitpunkt an, sondern über Monate hinweg. Für die älteste der drei Sonderausgaben konnten Manuskripte zwischen November 2018 und September 2020 eingereicht werden. Die anderen beiden Sonderausgaben nahmen Texte zwischen Januar 2021 und August 2023 an. Insgesamt veröffentlichte Strubes Team in dem Gesamtzeitraum 60 Publikationen, hauptsächlich bei MDPI, aber auch anderswo. Rein rechnerisch macht das pro Erst- autor drei Publikationen über viereinhalb Jahre. Das ist nicht ungewöhnlich, sicher aber am oberen Publikationslimit.

Werbung MDPI. Abb.: MDPI
Mit Werbung wie dieser bemüht sich MDPI aktiv um Zusendungen. Abbildung: MDPI

An einer mangelnden Qualität des Begutachtungsprozesses hätte das aber nicht gelegen, sagt Strube. Er erfahre nie, wen MDPIs akademische Editoren als Gutachter auswählen – weder bei regulären noch bei Sonderausgaben. Ihre Manuskripte durchliefen mindestens zwei, meist drei, manchmal sogar vier Revisionsrunden, die er alle als hart, aber konstruktiv erlebt habe, erklärt der Clausthaler gegenüber Laborjournal. Das sei der gleiche ergebnis- offene Review-Prozess mit unbekannten Gutachtern wie bei MDPIs Konkurrenz auch.

Bleibt die Frage, warum sich überproportional viele Publikationen aus Clausthal in MDPIs Fachzeitschrift Processes wiederfinden? Vielleicht weil kein anderes Journal Strubes Forschungsfeld bedient? Laut dem SCImago Journal & Country Rank Portal (scimagojr.com) rangiert Processes nach bibliometrischen Daten im Fachgebiet Chemical Engineering auf Platz 108 von weltweit 325 Zeitschriften, bei Process Chemistry and Technology auf Platz 32 von 70 und bei Bioengineering auf Platz 87 von 154. Alternativen sind also reichlich vorhanden.

Eine Frage der Arbeitsabläufe?

Doch Strube führt zwei entscheidende Vorteile auf: Zum einen verfüge MDPI über eine riesige Peer-Review-Datenbank, die den Verlag in die Lage versetze, Gutachter in relativ kurzer Zeit zu motivieren. Das klappe bei MDPI drastisch besser als bei anderen Verlagen. MDPI hake sofort nach, wenn ein Manuskript auch nur für Stunden rumläge. Als Gutachter bekäme man dann klipp und klar gesagt, bis wann man liefern müsse – sonst würde sich der Verlag einen anderen Sachverständigen suchen. Andere Journale handhabten das nicht derart stringent, schildert Strube seine Erfahrung. Laut Website des Journals teilt Processes seinen Autoren tatsächlich bereits nach durchschnittlich 13,9 Tagen ab Einreichung eine erste Begutachtungsentscheidung mit. Es als unumstößlich hinzunehmen, dass Peer-Review-Verfahren Wochen bis Monate dauern müssen, erscheint im Zuge der Digitalisierung zweifelsohne nicht mehr zeitgemäß.

Neben dieser Veröffentlichungsgeschwindigkeit mache für Strube auch der Preis den Unterschied. MDPI sei für ihn eine willkommene Alternative, sagt er. Bei Elsevier zum Beispiel veröffentliche er nicht, weil die TU Clausthal dessen Journale nicht bezahlen und er seine eigenen Publikationen somit gar nicht selbst lesen könne. Zum Vergleich: Springer und Wiley lassen sich ihre Dienstleistungen im Rahmen der Projekt-DEAL-Verträge mit 2.750 Euro pro Open-Access(OA)-Artikel vergüten. Elsevier verlangt laut aktueller Preisliste durchschnittlich 3.077 Euro bei Hybrid-Zeitschriften und 1.825 Euro für OA-Artikel. MDPI nimmt durchschnittlich 1.565 Euro pro OA-Artikel ein.

Kein Ende der Grauzone in Sicht

Entsprechend wird es sich auch in Zukunft lohnen, wissenschaftliche Manuskripte zu verlegen – unabhängig davon, welches Geschäftsmodell eine Fachzeitschrift und ihr Verlag verfolgen, ob sie auf Standard- oder auf Sonderausgaben setzen und ob sie sich ihre Leistungen über Subskriptionen oder Open-Access-Gebühren vergüten lassen. Solange Forschungsteams ihre wissenschaftlichen Karrieren an ihrer Publikationsleistung bemessen, entkommen sie dem Würgegriff der Wissenschaftsverlage nicht (siehe LJ-Ausgabe 05/22 ab Seite 22: „Verlage als Datenkraken” - Link). Kommerzielle Verlage erwirtschaften dann weltweit Milliardenumsätze mit Gewinnmargen von nicht selten dreißig Prozent und verfügen über massive Hebel, um den Forschenden weitere jährliche Preissteigerungen von mehreren Prozentpunkten aufzuzwingen – wie jüngst beim im September 2023 unterzeichneten DEAL-Vertrag mit Elsevier geschehen (siehe dazu auch die „Einsichten des LJ-Wissenschaftsnarren“ ab Seite 20: „Wissenschaftler und Bibliothekare, hört die Signale: Keine DEALs mit unseren Papern!“ - Link).

Solange der Interessenkonflikt kommerzieller Verlage zwischen Wissensverbreitung und Gewinnmaximierung besteht, wird sich die Wissenschaftsgemeinde mit der Grauzone zwischen seriösen und räuberischen Verlagen schwertun. So ringen auch Beiträge in Laborjournal wie etwa „Überlegungen zum Publizieren in einem sich wandelnden Umfeld” in LJ 10/23 ab Seite 20 um Indikatoren für minderwertige Fachzeitschriften (Link). Die Autoren sehen sie erfüllt, sobald kurze Peer-Review-Zeiten auf eine oberflächliche Begutachtung hindeuten und die meisten Artikel einer Zeitschrift im Rahmen von Sonderausgaben erscheinen – typisch MDPI eben.

Oder mangelt es den Wissenschaftlern aller Hierarchiestufen einfach an Phantasie? Können sie sich nicht von den Konventionen des letzten Jahrhunderts lösen und scheuen noch immer die Ungewissheiten des Digitalzeitalters? Hauptsache ist doch, dass ein funktionierendes Peer-Review-Verfahren gewährleistet bleibt – dann könnten die eigenen Forschungsdaten auch im Forschungsblog der Arbeitsgruppe oder des Instituts erscheinen, oder?

Hinweis: Nach Redaktionsschluss erreichte Laborjournal eine Nachricht von MDPIs Pressestelle: Ab sofort dürfen Gast-Editoren nur je einen Artikel für ihre Sonderausgabe einreichen und der Gesamtbeitrag ihrer Manuskripte wird auf 25 Prozent begrenzt.