Editorial

Das Preisschild am Wissen - WissenschaftLiches publizieren

Henrik Müller


(14.06.2023) Wenn das Editorial Board eines Fachjournals geschlossen zurücktritt, sind verschiedene Auslöser denkbar – etwa Verlagsentscheidungen gegen die ethischen Standards der Wissenschaftsgemeinde, eine unangemessene Beeinflussung der wissenschaftlichen Integrität der Fachzeitschrift oder eine mangelnde Unterstützung des Editorial Boards. Was davon spiegelt der folgende Fall wider?

Am 17. April 2023 erklärten die Editorial Boards der Elsevier-Journale NeuroImage und NeuroImage: Reports – insgesamt also 42 Handling Editors, Associate Editors, Senior Editors und Editors-in-Chief – geschlossen ihren Rücktritt. Ihre Begründung: Elsevier verlangt exorbitante Artikelgebühren, die die Unkosten des Verlags bei Weitem übersteigen und unethisch sind. Vorausgegangen war eine monatelange Diskussion um deren Höhe.

Porträt Til Ole Bergmann
Seit 2016 war Til Ole Bergmann im Editorial Board des Elsevier-Journals NeuroImage tätig. Geschlossen zieht die Redaktion jetzt unter neuem Namen zu einem anderen Verlag um. Foto: T.O. Bergmann

Die Fakten: Die 1992 gegründete Fachzeitschrift NeuroImage ist mit etwa eintausend Artikeln pro Jahr und überdurchschnittlichen Zitationsmetriken ein führendes Journal für bildgebende Neurowissenschaften. Im Jahr 2020 stellte Elsevier die Fachzeitschrift vollständig auf Open Access (OA) um. Jeden Artikel lässt sich das Verlagshaus seitdem mit Article Processing Charges (APC) in Höhe von 3.150 Euro vergüten. NeuroImage: Reports ist eine 2021 aufgelegte OA-Begleitzeitschrift, die Nullbefunde und registrierte Berichte veröffentlicht. Pro Artikel veranschlagt sie 1.640 Euro.

„Unsere Rücktrittsentscheidung fiel uns schwer“, erklärt Til Ole Bergmann, der schon während seiner Promotion Manuskripte für NeuroImage begutachtete, seit 2019 dort als Handling Editor und seit 2022 als Editor-in-Chief von NeuroImage: Reports tätig war. Hauptberuflich erforscht Bergmann als Associate Professor für Neurostimulation am Neuroimaging Center der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz die Funktion neuronaler Oszillationen des menschlichen Gehirns. Im Juni 2022 hatten die Editoren von NeuroImage Elsevier erstmalig angeschrieben. „Über Monate versuchten wir, das Verlagshaus zu überzeugen, die APCs nicht weiter zu erhöhen, sondern zu halbieren. Ansonsten können Zeitschriften wie NeuroImage auf Dauer keinen Erfolg haben, da sich Forscher zunehmend gegen unangemessene Kosten für Veröffentlichung und Zugang wehren.“

Doch vergeblich: Elsevier lehnte eine Reduzierung der Artikelgebühren kategorisch ab. Schließlich „gibt der Markt die derzeitigen APCs her und Autoren sind bereit, diese Gebühren zu zahlen“, fasst Bergmann Elseviers Argumentation zusammen. Als Konsequenz wiesen die Editoren den Wissenschaftsverlag im März 2023 darauf hin, aus ethischen Gründen zurücktreten und eine eigene Zeitschrift gründen zu müssen. Erneut war Elsevier nicht zur Diskussion bereit.

Exorbitante Artikelgebühren?

Beim niederländischen Wissenschaftsverlag und weltweiten Marktführer Elsevier klingt das anders. Sein Vizepräsident für Globale Kommunikation Andrew Davies schrieb Laborjournal: „We are disappointed with the decision of the NeuroImage Editorial Board to step down from their roles, especially as we have been engaging constructively with them over the last couple of years […]“. Warum Gebühren nicht verringert werden, erklärt er so: „The NeuroImage APC is in line with our policy of providing above average quality for below market price. […] The fee […] is below that of the nearest comparable journal in its field (based on FWCI).”

Was ist dran an dieser Behauptung?

FWCI steht für Field-Weighted Citation Impact und ist eine von SciVal, Elseviers Analyseplattform für wissenschaftliche Produktivität, berechnete Zitationsmetrik, die auf die Daten von Elseviers Recherche- und Zitationsdatenbank Scopus zurückgreift. FWCI-Werte gewichten die Anzahl und Qualität von Zitationen eines Journals entsprechend der durchschnittlichen Zitationsrate in einem bestimmten Forschungsfeld. Werden Publikationen häufiger als der Durchschnitt zitiert, resultiert ein höherer FWCI-Wert. Relativ selten zitierte Publikationen erbringen einen niedrigeren FWCI-Wert. Der Indikator trägt somit disziplinären Unterschieden zwischen Forschungsfeldern Rechnung. Seine genaue Berechnungsmethode ist allerdings ein proprietäres Verfahren von Elsevier und nicht öffentlich zugänglich. Wie alle bibliometrischen Indikatoren ist auch er kein wirkliches Maß für Forschungsqualität.

Vor allem hängt er aber davon ab, mit welchen Schlagwörtern ein Forschungsfeld definiert wird. Für NeuroImage kommen zwei Alternativen in Betracht: kognitive Neurowissenschaften und Neurologie. Im ersten Forschungsfeld belegt die Fachzeitschrift laut Scopus Platz 5 von 107 Journalen; in der zweiten Disziplin Platz 9 von 170 Journalen. Auf den Plätzen 4 und 6 in den kognitiven Neurowissenschaften finden sich Springer-Natures Fachzeitschrift Translational Neurodegeneration und Elseviers Biological Psychiatry: Cognitive Neuroscience and Neuroimaging. Sie verlangen APCs von 2.630 Euro beziehungsweise 3.170 Euro. Die Gebühr von NeuroImage in Höhe von 3.150 Euro ist entgegen Elseviers Aussage also nicht „below that of the nearest comparable journal in its field“. Da sieben der ersten zehn Plätze überdies von Elsevier-Journalen belegt werden, deren APCs der Verlag zentral steuert, hat eine solche Aussage ohnehin wenig Aussagekraft.

Auf den Plätzen 8 und 10 in der Disziplin Neurologie stehen General Psychiatry der BMJ Publishing Group sowie Wiley-Blackwells Neuropathology and Applied Neurobiology. Ersteres erhebt keinerlei Einreichungs-, Farb- oder Seitengebühren. Letzteres verlangt APCs in Höhe von 3.700 US-Dollar. Elseviers Aussage ist also korrekt – insofern sie sich selektiv auf Wiley-Blackwells Fachzeitschrift bezieht. Welche Daten Elsevier für die Einordnung von NeuroImage im Detail verwendet, beantwortete Elseviers Andrew Davies gegenüber Laborjournal nicht.

Die jeweils 15 Fachzeitschriften ähnlichen Renommees beider Forschungsfelder verlangen gegenwärtig durchschnittlich 3.078 beziehungsweise 3.317 Euro für ihre Publikationsdienste. NeuroImage rangiert preislich in deren Mittelfeld. Unter Elseviers 769 OA-Journalen (elsevier.com/about/policies/pricing; Stichtag 14. April 2023) sind nur 35 Zeitschriften teurer als NeuroImage. Es zählt zu den fünf Prozent der preisintensivsten Titel des Wissenschaftsverlags. Mit einer „policy of setting our APCs competitively below the market average relative to quality”, wie von Davies beansprucht, stimmt NeuroImage kaum überein.

Was der Markt hergibt

Im Einklang steht es aber mit Elseviers grundlegender Sichtweise des Publikationsgeschäfts: „We publish more articles and at higher quality relative to other major publishers, yet our average list price per subscription article remains lower (by 2-3 times) than that of others.” (elsevier.com/about/policies/pricing). Mit der Realität hat diese Marketingaussage wenig gemein. Zum einen ist wissenschaftliche Qualität schwer quantifizierbar. Zitationsmetriken wie der Journal-Impact-Faktor taugen nicht dazu (siehe Laborjournal 10/2022: 30-31 Link). Zum anderen basiert die Aussage auf einem Vergleich mit drei anderen Wissenschaftsverlagen. Um welche Verlage es sich dabei allerdings handelt, verrät Elseviers Website nicht. Auch Andrew Davies wollte es auf Nachfrage nicht preisgeben. Dafür findet sich der Vergleich auf Elseviers Website unter der Überschrift „Transparent price setting“.

Vor allem nimmt das Verlagshaus mit seinen 2.645 Open-Access- und Hybrid-Zeitschriften (elsevier.com; Stichtag 14. April 2023) durchschnittlich 2.679 Euro (180 Euro bis 9.030 Euro) pro Artikel ein. Die anderen zwei veröffentlichungsstärksten Wissenschaftsverlage Springer-Nature und Wiley-Blackwell lassen sich ihre Dienstleistungen in Deutschland im Rahmen der Projekt-DEAL-Verträge mit 2.750 Euro pro Artikel vergüten. Der OA-Marktführer MDPI verdient durchschnittlich 1.303 Euro pro Artikel. Von zwei- bis dreimal günstiger als die Konkurrenz kann bei Elsevier also nicht die Rede sein.

Im Zeichen des Profits

Aussagen zu Einnahmen veröffentlicht keiner der Wissenschaftsverlage. Doch bereits Überschlagsrechnungen beeindrucken: Für die 702.311 (Elsevier), 447.372 (Springer-Nature), 301.236 (MDPI) und 255.580 (Wiley-Blackwell) im Jahr 2022 laut der Artikeldatenbank Scilit publizierten Artikel ergeben sich rein rechnerisch Einnahmen von 1.811 (Elsevier), 1.230 (Springer Nature), 703 (Wiley-Blackwell) und 393 (MDPI) Millionen Euro. Bekannt ist außerdem: Der Marktführer Elsevier erwirtschaftet bei einem Umsatz von weltweit drei Milliarden Euro jedes Jahr einen Gewinn von einer Milliarde Euro. Seine Muttergesellschaft RELX meldete laut ihres Umsatzberichts vom 16. Februar 2023 für letztes Jahr bei einem Umsatz von 9,7 Milliarden Euro einen Betriebsgewinn von 3,05 Milliarden Euro.

Auch die Gründe für derartige Gewinnmargen von dreißig Prozent sind hinreichend bekannt. Erstens beschäftigen Verlagshäuser Forschungstreibende als Autoren und Gutachter, bezahlen sie für ihre Tätigkeit aber nicht. Auch Editoren erhalten laut Bergmann zumindest bei NeuroImage nur eine begrenzte Aufwandsentschädigung von 1.500 bis 2.000 US-Dollar pro Jahr, der Editor-in-Chief 8.000 US-Dollar pro Jahr. Zweitens verlangen Wissenschaftsverlage von Autoren die Urheberrechte an ihren mit Steuergeldern finanzierten Manuskripten und lassen die Artikel dann entweder von Universitätsbibliotheken im Rahmen von Subskriptionsverträgen zurückkaufen oder sich für die Veröffentlichung mit APCs bezahlen. Wie sich Open Access im Vergleich zu Subskriptionsverträgen als Geschäftsmodell etabliert und was große Wissenschaftsverlage im Hintergrund anstreben, beschreibt Laborjournal 05/2022: 22-25 Link.
Nur die Spitze des Eisbergs?

Warum kehrt die Wissenschaftsgemeinde diesem Hamsterrad nicht seit Jahren den Rücken zu? Sicher stimmen die meisten Forschungstreibenden prinzipiell zu, dass die Preise für Artikel und Zeitschriften sinken sollten. Doch ihre Realität aus Konkurrenz um Arbeitsplätze, Festanstellungen, Stipendien und beruflichem Aufstieg bedeutet, dass sie Manuskripte in den angesehensten Zeitschriften veröffentlichen müssen. Sich Wissenschaftsverlagen verweigern, heißt für sie, die eigene Zukunft zu trüben. Der Preis einer Zeitschrift ist da zweitrangig.

Wer kann es sich also leisten, den Stein hin zu einem Publikationswesen ohne Bezahlschranken ins Rollen zu bringen? Anekdoten einzelner Autoren und Gutachterinnen, die das Gewinnstreben von Wissenschaftsverlagen nicht länger unterstützen, mehren sich zwar. Dennoch sind das nur Einzelfälle. Vielleicht gelingt es ja den Ex-Redaktionsteams von NeuroImage und NeuroImage: Reports einen Präzedenzfall zu schaffen?

Eisberg, von dem nur die Spitze über Wasser ist.
Illustr.: brainwashed 4 you/Adobe Stock

Schon zuvor waren Editorial Boards infolge von Kontroversen um das Geschäftsgebaren von Wissenschaftsverlagen zurückgetreten. So legte beispielsweise 2019 die Redaktion von Elseviers Journal of Informetrics einstimmig ihr Amt nieder und gründete die Fachzeitschrift Quantitative Science Studies. Ihre Begründung: Fachzeitschriften dürfen nicht länger im Besitz kommerzieller Verlage sein. Zeitschriften und Zitationsdaten müssen frei zugänglich sein. Das neu gegründete Journal hinkt Elseviers Zeitschrift in der Anzahl veröffentlichter Artikel und der Güte bibliometrischer Indikatoren noch ganz knapp hinterher. Dafür veranschlagt es nur eine APC von 1.090 Euro – zwei Drittel weniger im Vergleich zu Elseviers 3.610 Euro.

Im Jahr 2015 trat das 37-köpfige Redaktionsteam von Elseviers Linguistikjournal Lingua zurück, um gegen die Geschäftspraktiken des Verlags zu protestieren. Während die Editoren eine neue OA-Fachzeitschrift namens Glossa gründeten, führte Elsevier Lingua unter neuer Leitung fort. Sowohl in der Anzahl veröffentlichter Manuskripte als auch hinsichtlich von Zitationsmetriken sind beide Journale mittlerweile gleichwertig. Lingua verlangt eine APC von 2.640 Euro; Glossa veranschlagt 500 Euro.

Weitere Beispiele: Nach dem Tod des Open-Access-Aktivisten Aaron Swartz 2013 trat die Redaktion von Taylor & Francis‘ Journal of Library Administration zurück. Ihre Begründung: Die Zeitschrift nimmt Autoren das Urheberrecht an ihrer öffentlich finanzierten Forschungsarbeit. Im Jahr 2006 trat das Editorial Board von Elseviers Mathematik-Journal Topology zurück – wieder aus den gleichen Gründen – und hob zusammen mit der gemeinnützigen London Mathematical Society das Journal of Topology aus der Taufe. Die Liste setzt sich weiter fort.
Titelbild des Elsevier-Journals Neuroimage
Eine der letzten Ausgaben von NeuroImage unter dem alten Editorial Board. Illustr. ScienceDirect
Präzedenzfall Biomedizin

Diesem Schema aus Rücktritt, Neugründung eines gemeinnützigen OA-Journals und Kostenverringerung folgen auch Bergmann und seine Redaktionskollegen. Mit der Fachzeitschrift Imaging Neuroscience ist es ihr erklärtes Ziel, NeuroImage als führendes Journal in den bildgebenden Neurowissenschaften abzulösen. Als zukünftiger Redakteur der Neugründung sagt Bergmann: „Bei eintausend Publikationen im Jahr sind professionelle Betreuung und IT-Systeme zur Manuskriptprozessierung nötig. Deren Lizenzgebühren sowie die Kosten fürs Korrekturlesen, das Zeitschriftenlayout, die Website sowie die Redaktion müssen natürlich gedeckt werden. Auch verstehen wir, dass kommerzielle Verlage einen gewissen Gewinn erzielen müssen. Die Ära extremer Gewinne geht trotzdem zu Ende.“

In Kooperation mit dem US-Universitätsverlag MIT Press ist nun zunächst eine APC von 1.600 US-Dollar vereinbart worden – also weniger als die Hälfte der APC von NeuroImage. Mithilfe von Sponsoren hoffen die Editoren, die APC von Imaging Neuroscience zukünftig unter 1.000 US-Dollar drücken zu können. Außerdem planen die Herausgeber, Forschern aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen die Gebühren zu erlassen. „Inwieweit wir Gutachtertätigkeit vergüten können, müssen wir in ein paar Jahren sehen“, ergänzt Bergmann. Denn vorerst sieht sich das neue alte Redaktionsteam keiner leichten Aufgabe gegenüber. „Hinsichtlich von Zitationsmetriken fangen wir bei null an und müssen einerseits die Qualität und Leistung eines kommerziellen Verlags gewährleisten und uns andererseits gegen die etablierten Journale der Verlagsbranche durchsetzen“, ist sich Bergmann bewusst. Nicht selten misslingt das.

Und NeuroImage? Elsevier stellt die Fachzeitschrift unterdessen auf ein Hybridmodell um, bei dem ein internes Redaktionsteam Manuskripte bewertet. Laut Bergmann bleibt dem Verlagshaus auch nichts anderes übrig: „Die wissenschaftliche Community steht hinter unserer Entscheidung. Wir haben ausschließlich positives Feedback erhalten. NeuroImage ist nicht länger in der Forschungsgemeinde verankert. Für Imaging Neuroscience haben sich dagegen bereits über eintausend Wissenschaftler als Gutachter registriert.“ Elseviers Kommunikationsmanager Davies sieht das anders: „We do not anticipate any major impact.“ Auf die von Elsevier ausgeschriebenen Vollzeitstellen für Editor-in-Chief und Senior Scientific Editors haben sich laut LinkedIn bereits 18 beziehungsweise 28 Personen beworben (Stichtag 12. Mai 2023). „Das sind keine aktiv forschenden Fachkollegen“, vermutet Bergmann, „sondern professionelle Editoren ohne fachlichen Hintergrund oder aus der aktiven Wissenschaft ausgestiegene Personen. Nur sie haben die Zeit für Vollzeitstellen.“ Kann ein internes Redaktionsteam anstelle akademischer Bildgebungsexperten NeuroImage weiterführen?

Eine Frage der Unterstützung

Die Grundsatzfrage bei all dem lautet schließlich: Was macht eine Fachzeitschrift aus? Ein Verlag und seine Redaktions-, Layout-, IT-, Vermarktungs- und Vertriebsteams? Oder die Fachexpertise seines Editorials Boards und nachgeschalteter Gutachter? Bergmann fällt die Antwort leicht: „Eine Fachzeitschrift sind seine Autoren, seine Gutachter und seine Editoren. Ein Verlag hat keinerlei intellektuellen Anteil daran. Ihm gehört nur der Name – den wir deshalb nicht mitnehmen können. Unterm Strich zieht nur das Herz und die Seele von NeuroImage unter dem Namen Imaging Neuroscience zu einem anderen Verlag um.“ Ab Juli 2023 sollen Einreichungen über die Plattform der MIT Press möglich sein. Schon seit dem 15. Mai 2023 nimmt das Redaktionsteam Einreichungen unter janeway.imaging-neuroscience.org entgegen.

Doch Bergmanns Hoffnungen hegten schon andere vor ihm. Als das Editorial Board von Elseviers Mathematik-Journal Topology 2006 zurücktrat, schrieb die American Mathematical Society: „The resignation of the Topology board could have a big impact if it were to set off a wave of resignations of boards of other commercially published journals.” Eine solche Welle an Rücktritten erwartet Bergmann nicht. „Andere Journale und Verlage beobachten natürlich genau, ob unser Geschäftsmodell bei einem nicht-kommerziellen Verlag funktioniert. Nur wenn wir erfolgreich und nachhaltig sind, finden wir Nachahmer“, ist er sich sicher. „Es liegt jetzt nicht unbeträchtlich an unseren Autoren und Autorinnen, Imaging Neuroscience konkurrenzfähig zu machen. Hoffentlich achten sie weniger auf den Impact-Faktor, sondern darauf, wer sich in der Wissenschaftsgemeinde tatsächlich im Sinne der Wissenschaftsgemeinde engagiert.“ Und noch einen Schritt weiter: Was genau soll es eigentlich so unmöglich machen, dass deutsche Universitäten ähnlich der MIT Press oder der Oxford University Press Publikationsbelange in die eigenen Hände nehmen?