Editorial

Die katholische Kirche und das Kreuz mit der Evolution (3)

Die Kritik: Warum die Realwissenschaften naturalistisch sind.

(26.06.2007) Kardinal Schönborn und Papst Ratzinger kritisieren eine "Ideologie des Evolutionismus" und bezeichnen sie als "unwahr". Tatsächlich aber kritisieren und behindern sie aufgrund subjektiver religiöser Überzeugungen die Anwendung eines essentiellen Prinzips der Wissensgewinnung auf einen Teil der Biologie, wonach übernatürliche Ursachen in den Realwissenschaften als unzulässig gelten (Naturalismusprinzip).

Dieses Prinzip ist keine beliebige weltanschauliche These, wie die Bezeichnung "Ideologie" nahe legt, vielmehr handelt es sich um eine wohlbegründete, prinzipiell auch revidierbare These sowie um einen für die wissenschaftliche Theorienbildung und Erklärung unverzichtbaren Rationalitätsstandard. Nur Theorien, die prüfbare mechanismische Aussagen enthalten, haben Erklärungskraft. Religiöse Aussagen und Erkenntnismethoden (wie Offenbarung, Intuition oder religiöse Erfahrung) können in den empirischen Wissenschaften nicht akzeptiert werden, da sie sich der Forderung nach intersubjektiver Nachvollziehbarkeit verschließen (Mahner 2005). Da sie sich zumindest zum Teil auf unerforschliche Kräfte berufen, haben ihre Aussagen auch keinen Erklärungscharakter.

Das naturalistische Prinzip hat sich als so erfolgreich erwiesen, dass die Annahme übernatürlicher Eingriffe in den Gang der Welt objektiv unbegründet erscheint

Welche Folgen hätte die Nichtbeachtung des Naturalismusprinzips? Zögen die Naturwissenschaftler in Betracht, dass der Christengott oder ein nicht spezifizierbarer Designer die Evolution aufgrund seines unerforschlichen Ratschlusses beeinflusste, könnte man – je nach persönlicher Glaubenslage – auch in anderen Bereichen der empirisch fassbaren Wirklichkeit den Eingriff Gottes (oder sonst einer transzendenten Intelligenz) reklamieren: Warum sollte man dann nicht auch davon ausgehen dürfen, der Schöpfer beeinflusse die Entstehung von Planetensystemen, den thermonuklearen Zyklus auf der Sonne oder steuere die äußerst verwickelten und bis heute erst ansatzweise bekannten Prozesse in der Embryonalentwicklung? Ja, warum sollte man dann nicht auch annehmen, dass die Natur unter dem Einfluss astrologischer oder vitalistischer Kräfte stünde oder sich unter der Ägide jener Götter entwickelt, deren Erzählungen uns aus der griechischen Mythologie oder aus zahlreichen anderen polytheistischen Religionen überliefert wurden?

Man sieht: Würde man den weltimmanenten Naturalismus nicht konsequent akzeptieren, gäbe es kein Halten mehr, wir gerieten auf eine "schiefe Bahn", in der nach Belieben der Einfluss transzendenter Faktoren postuliert werden könnte, und die nach dem griffigen Slogan "lehrt die Kontroversen und lasst die Kinder selbst entscheiden" im Unterricht behandelt werden müssten (siehe hierzu den Cartoon von Tony Auth in der Washington Post vom 04.08.2005). Wer auch nur an einem Faden unseres Weltverständnisses zieht, zerstörte das gesamte rationale Begreifen.

Gelegentlich wird behauptet, dass die Annahme "gelegentlicher" Eingriffe transnaturaler Wesen in den Gang der Welt für die wissenschaftliche Forschung kein ernsthaftes Problem darstelle – schließlich könnten auch unter dieser Prämisse die "Erkenntnismöglichkeiten mit Hilfe der wissenschaftlichen Methodik ... nach allen Regeln der Wissenschaftskunst ausgelotet werden" (Wort und Wissen 2006). Dies geht aber an der Sache vorbei, denn dies würde selbstverständlich auch für die radikalste Form des Theismus, den heute kaum mehr ernsthaft vertretenen Okkasionalismus, gelten, wonach jedes Ereignis direkt von Gott verursacht wird. Auch in diesem Fall würde uns niemand daran hindern, Gottes Ratschlüsse zu "erforschen" und zu beschreiben. Doch die Annahme übernatürlicher Wirkursachen ist zum einen erkenntnistheoretisch nicht begründbar und zum anderen hätte sie zur Folge, dass eine konsistente, mechanismische Erklärung des Weltgeschehens nicht mehr möglich wäre. Nur wenn man davon ausgeht, dass es in diesem Universum keine "kausalen Löcher" gibt, in denen sich Götter, Geister, unspezifizierbare Designer et cetera tummeln, ist es möglich, ein in sich stimmiges Netzwerk aus erklärungsmächtigen, sich gegenseitig erhellenden Theorien zu konstruieren, das uns ein über die Einzeldisziplin hinausreichendes Weltverständnis vermittelt (Prinzip der Kohärenz).

Freilich müsste man von diesem Prinzip wohl oder übel Abstand nehmen, wenn sich das Übernatürliche als beständige Grundtatsache in diesem Universum erweisen würde. Würden Wunder geschehen, wie man sie in diversen Jesus- oder Märchenfilmen bestaunen kann, dann wäre eine konsistent-wissenschaftliche Erklärung der Natur nicht mehr möglich. Bis heute hat sich das naturalistische Prinzip jedoch als so erfolgreich erwiesen, dass die Annahme übernatürlicher Eingriffe in den Gang der Welt objektiv unbegründet erscheint und – systematisch betrachtet – einer willkürlichen Festlegung entspricht, die ohne Not von den Naturwissenschaften die Akzeptanz einer "Erklärungsgrenze" abverlangt, wo bislang keine erkennbar ist. Kein Wissenschaftler, der seinen Erklärungsanspruch und seine Wissenschaft ernst nimmt, kann also (derzeit) eine göttliche Lenkung der Evolution bejahen.

Gewiss, Ratzinger hat Recht, wenn er betont, dass die Stammesgeschichte nicht im Labor untersucht werden könne. Außerdem kann die Evolutionstheorie auch heute nicht alles erklären, was es zu erklären gilt – sonst wäre die Forschung zu Ende. Stützt dies aber die Vermutung, dass die Evolutionsforschung am Ende sei? Aus wissenschaftlicher Sicht heißt die Antwort: Nein. Der Naturalismus ist in der evolutionären Forschung nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft. Wollte man Ratzingers Logik folgen, wäre nicht nur der "Neodarwinismus", sondern überhaupt jede Theorie, die sich mit der Rekonstruktion historischer Ereignisse und mit Aspekten beschäftigt, in denen es kompliziert wird und wo noch nicht alles erklärt ist, ein Einfallstor für übernatürliche Spekulationen. Ja schlimmer noch, schon die Nichtreproduzierbarkeit und Nichtvorhersagbarkeit, durch die sich die meisten realen Systeme auszeichnen sowie die Unmöglichkeit, theoretisch postulierte Sachverhalte mit mathematischer Sicherheit zu beweisen, wären Grund genug, sie einer göttlichen Lenkung unterstellt zu sehen.

Man kann es nicht oft genug wiederholen: Fehlende (Teil-) Erklärungen und die hypothetische Rekonstruktion der Vorgänge in der Natur sind nicht gleichbedeutend mit einem Scheitern des naturalistischen Prinzips, und die "nicht reduzierbare Komplexität" bestimmter Artmerkmale entpuppt sich als vorurteilsbehaftet (Neukamm 2007). Die Aufgabe der Naturwissenschaften besteht nicht darin, einen Sachverhalt im streng logischen Sinne zu beweisen, sondern angemessene Arbeitsmodelle bereitzustellen, die einen bestimmten Gegenstandsbereich beschreiben und kausal erklären.

Fazit: Konflikt statt Komplementarität - Was nun? Eine philosophische Schlussbetrachtung

Ranghohe Vertreter der katholischen Kirche erliegen immer wieder der Versuchung, die Naturwissenschaften der Deutungshoheit der Theologie zu unterstellen. Etablierte Theorien wie die Evolutionstheorie, die mit der christlichen Dogmatik nicht kompatibel erscheinen, werden als "Ideologie" eingestuft und als unwissenschaftlich beschimpft. Die Würdenträger stärken damit fundamental-christliche, antievolutionistische Strömungen in Europa. Zögen jedoch die Wissenschaftler übernatürliche Ursachen in Betracht, fielen sie der Beliebigkeit anheim und würden von ihrem Hauptziel abrücken, der Erklärung der Vorgänge in der Natur.

Nachdem wir diesen Konflikt kommentiert haben, können wir uns um die Gretchenfrage nicht herumdrücken, die da lautet: Kann man in konsistenter Weise Naturwissenschaftler sein und trotzdem an eine spirituelle Wirklichkeit im religiösen Sinne glauben? Streng genommen lautet die Antwort "Nein", denn die Wertesysteme von Realwissenschaft und Religion sind grundverschieden. Während in den Realwissenschaften eine subjektive Bewertung empirischer Befunde inakzeptabel ist, ist sie in der Religion gang und gäbe (Mahner 2005).

Wer an Gott glaubt, zugleich aber Wissenschaft betreiben möchte, ohne dabei an ihren Prinzipien oder ihren Fundamentaltheorien anzuecken, der kann dies bestenfalls im Sinne des eingangs beschriebenen Deismus, der zumindest einen weltimmanenten Naturalismus zugesteht. Dieser schließt die Existenz einer Übernatur zwar nicht aus, sieht aber im Sinne der üblichen wissenschaftlichen Methodologie vor, "... dass das Universum in seinem empirisch, aber auch theoretisch fassbaren Bereich ohne Rekurs auf autonome spirituelle Entitäten, besondere Lebenskraft oder teleologische und transzendente Wirk-Faktoren erkannt werden kann" (Kanitscheider 2003). Und es ist eine weitere Einschränkung anzubringen: Auch für den Urknall werden in der Kosmologie keine Schöpfungsakte, sondern Energiefelder und quantenphysikalische Prozesse verantwortlich gemacht (Linde 1994). Bestenfalls das primordiale Energiefeld, also der Keim, aus dem sich alles entwickelte, könnte in Vereinbarkeit mit den Naturwissenschaften auf Gott zurückgeführt oder mit "Gott" gleichgesetzt werden. Nur: Was hätten wir davon? Es wäre im Grunde nur eine Etikettierung. Religiöse Bedürfnisse könnte diese radikal-deistische Lösung wohl nicht befriedigen.

Naturimmanente Erklärung nur ohne göttliches Wirken

Schon liberalen Religiösen, die eine konziliante Haltung gegenüber der naturalistischen Wissenschaft einnehmen, erscheint der Deismus zu hart. So schlägt Rhonheimer (2007) vor, den Naturalismus zwar als weltimmanentes, methodologisches Prinzip zu akzeptieren, dabei aber auch die quantenmechanische Unbestimmtheit mikrophysikalischer Systeme als eine Möglichkeit göttlicher Intervention in Betracht zu ziehen. Anders ausgedrückt: Gott könne – sozusagen in Form eines "versteckten Parameters" im Zufall – den Urknall und das Weltgeschehen beeinflussen, ohne "mit der Struktur der modernen Naturwissenschaften in Konflikt [zu]geraten".

Leider hat auch dieses Modell einen Haken: Bereits die Annahme, eine nicht prognostizierbare Größe habe einen bestimmten Wert, den wir nur aufgrund unserer beschränkten Erkenntnismethoden nicht erkennen können, führt zu Widersprüchen mit den Resultaten der Quantenmechanik. Die unbestimmten Eigenschaften eines Quantensystems sind der Quantenphysik zufolge objektiv unbestimmt und können daher auch von einem allwissenden Wesen nicht gewusst und von einem allmächtigen Wesen nicht beeinflusst werden, ohne die geltenden Gesetze zu verletzen beziehungsweise mit der Struktur der modernen Naturwissenschaften in Konflikt zu geraten (Mittelstaedt 2001). Somit beinhaltet Rhonheimers Versuch, göttliches Wirken in eine "naturimmanente Erklärung" hineinzuschmuggeln, keine naturimmanente Erklärung mehr. Ob ich behaupte, der intelligente Designer erschuf die Arten auf wundersame Weise oder Gott überwinde auf geheimnisvolle Weise die Gesetze der Quantenmechanik, ist wissenschaftslogisch dasselbe und gleichermaßen fragwürdig. Eine Synthese von Religion und Naturwissenschaft kann es in dieser Form also nicht geben, weder auf Kosten der Kosmologie, noch der Quantenmechanik, noch der Evolutionsbiologie. Die Trennung von Religion und Wissenschaft wird nicht von ungefähr als wichtigster Vernunftschluss seit der Aufklärung angesehen, ja sie ist geradezu eine der Erfolgsbedingungen der empirischen Wissenschaften.

Freilich, solche Aussagen wirken provozierend. So hat mir der Münchner Jesuit Christian Kummer unlängst unterstellt, man fühle sich offenbar "vom christlichen Schöpfungsmythos bedroht" und sei wohl daran interessiert, einen "neuen Kulturkampf" anzuzetteln – fast so, als plädiere man dafür, das Recht auf freie Religionsausübung abzuschaffen. Den Ausschlag gab eine Monographie (Kutschera 2007), in der zehn Naturwissenschaftler, Ingenieure, Wissenschaftsphilosophen und -Historiker versuchen, den Wildwuchs religiöser Spekulation einzudämmen, um sich nicht ständig auf wissenschaftlichem Terrain mit pseudowissenschaftlichen Behauptungen auseinandersetzen zu müssen. Gegen religiös motivierte Wissenschaftskritik sind stringente wissenschaftslogische Argumente gefordert, an denen gemessen die Glaubensvorstellungen liberaler Christen natürlich ebenso unbegründet erscheinen, wie die Glaubensvorgaben der Kreationisten, Astrologen und so weiter. Dies ist die Konsequenz, mit der ich wohl Kummers Zorn auf mich zog. Aber ist diese nüchterne Tatsachenfeststellung schon Ausdruck eines Kulturkampfes? Wie können und wie sollten (liberale) Religiöse und Naturalisten überhaupt miteinander umgehen?

Aus meiner Sicht können die Anhänger beider Weltanschauungen fruchtbar in den Naturwissenschaften kooperieren, sofern keine religiösen oder religiös motivierten Fundamentalismen ins Spiel kommen. So haben der Theist T. Dobzhansky und der Atheist E. Mayr demonstriert, wie auch in der Evolutionsbiologie (liberale) Religiöse und Naturalisten zusammenarbeiten können (Kutschera 2007). Auch Kummer zeigt beispielhaft, wie man die Evolutionstheorie gegen fundamentalistische Angriffe verteidigen kann.

Kummer möchte sich aber offenbar, wie so viele Religiöse und Naturwissenschaftler, auch auf der intellektuellen Ebene arrangieren, indem man eine Art Komplementarität zwischen der Theologie und den Naturwissenschaften ausruft, wonach eine teleologische Interpretation sozusagen als Bereicherung oder Vervollständigung der Evolutionstheorie aufgefasst und in dessen Licht der konsequente wissenschaftliche Naturalismus dann ebenso als Ideologie gesehen wird, wie der Kreationismus in all seinen Erscheinungsformen. Aber diese Form des Arrangierens ist – wie ich in dieser Arbeit zu zeigen versuchte und was schon Freud betonte – aus sachlichen (philosophischen und faktischen) Gründen eine schiefe Angelegenheit (siehe dazu auch Bunge und Mahner 2004; Neukamm 2007). Sie ist nur möglich, wenn sich die Religiösen einer Art Orwellschen Zwiedenkens befleißigen. Dies auszusprechen hat nichts mit Kulturkampf oder irrationalen Ängsten und auch nichts mit einer Verachtung religiöser Standpunkte zu tun, sondern dient der intellektuellen Redlichkeit. Auch wenn manche dazu neigen, die Gegensätze zwischen Religion und Naturwissenschaft aus psychologischen beziehungsweise taktischen Gründen unter den Teppich zu kehren, sie lassen sich nicht aus der Welt schaffen.

Literatur:

Behe, M. (2007) The Edge of Evolution. Free Press, New York.

Bunge, M.; Mahner, M. (2004) Über die Natur der Dinge. Materialismus und Wissenschaft. Verlag S. Hirzel, Stuttgart.

Daecke, S.M. (2001) Schöpfung als Interpretation von Evolution. In: Weingartner, P. (Hrsg.) Evolution als Schöpfung? Verlag Kohlhammer, Stuttgart, 73-96.

Horn, S.O.; Wiedenhofer, S. (2007) Schöpfung und Evolution. Sankt Ulrich Verlag, Augsburg.

Jones, J.E. (2005) Kitzmiller v. Dover Area School District. Decision of the Court. (Eine Kopie finden Sie hier.)

Junker, T. (2007) Schöpfung gegen Evolution – und kein Ende? Kardinal Schönborns Intelligent-Design-Kampagne und die katholische Kirche. In: Kutschera, U. (Hg.), 71-97.

Kanitscheider, B. (2003) Naturalismus, metaphysische Illusionen und der Ort der Seele. Grundzüge einer naturalistischen Philosophie und Ethik. In: Zur Debatte. Themen der Katholischen Akademie in Bayern 1, 33-34.

Kutschera, U. (2004) Streitpunkt Evolution. Darwinismus und Intelligentes Design. Lit-Verlag, Münster.

Kutschera, U. (2006) Schöpfungsmythen im Biologieunterricht. Protestbrief, unterzeichnet von 13 Wissenschaftlern, Ingenieuren und Lehrern. (Protestschreiben an die Hessische Kultusministerin Karin Wolff)

Kutschera, U. (2007, Hrsg.) Kreationismus in Deutschland. Lit-Verlag, Münster.

Leitner, R. (2006) Freispruch für Darwin? Skeptiker 19(4), 136-140.

Linde, A. (1994) The Self-Reproducing Inflationary Universe. Scientific American 271, 48.

Mahner, M. (1999) Buchbesprechung R. Junker & S. Scherer: Evolution - ein kritisches Lehrbuch. Skeptiker 12(4), 183.

Mahner, M. (2005) Religion und Wissenschaft: Konflikt oder Komplementarität? MIZ 34, 16-20.

Mersch, B. (2006) Kreationismus in Deutschland. Vor uns die Sintflut. (Zum Artikel.)

Mittelstaedt, P. (2001) Über die Bedeutung physikalischer Erkenntnisse für die Theologie. In: Weingartner, P. (Hrsg.) Evolution als Schöpfung? Kohlhammer, Stuttgart, 135-148.

Myers, P.Z. (2007) Behe's Edge of Evolution, Part 1 (and 1a). (Text.)

Neukamm, M. (2005a) Junker, R.; Scherer, S. (2001): Evolution. Ein kritisches Lehrbuch. (Rezensionstext hier).

Neukamm, M. (2005b) Thürigens Ministerpräsident (CDU) lädt Evolutionskritiker Scherer aus. (Neukamms Bericht).

Neukamm, M. (2007) Wissenschaft und ontologischer Naturalismus. Eine Kritik antievolutionistischer Argumentation. In Kutschera, U. (Hg.), 163-231.

Peterseil, E. (2007) Intelligent Design als neue Religion? Jessasmaria 1, 14-16.

Rhonheimer, M. (2007) Neodarwinistische Evolutionstheorie, Intelligent Design und die Frage nach dem Schöpfer. Aus einem Schreiben an Kardinal Christoph Schönborn. Imago Hominis 14(1), 47-81.

Schmitt, S. (2007) Papst weist Naturwissenschaft in die Schranken. (Artikel aus Der Spiegel) Schönborn, C. (2005) Finding Design in Nature. New York Times 7. Juli.

Waschke, T. (2003) Deutscher Schulbuchpreis für Evolutionskritik. (Schulbuchpreis)

Wojtyla, C. (1996) Christliches Menschenbild und moderne Evolutionstheorien. Botschaft von Papst Johannes Paul II. an die Mitglieder der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften anläßlich ihrer Vollversammlung am 22. Oktober 1996. (Text der Papst-Botschaft.)

Wort und Wissen (2006) Kurzcharakterisierung wichtiger Ursprungslehren. (Text der Studiengemeinschaft WORT und WISSEN e.V. hier.)

Martin Neukamm

Hier finden Sie Teil 1 und 2 des Artikels.

grundsätzlich unzulänglich. Bezüglich der zentralen Frage der möglichen Intervention einer höheren Intelligenz, liegt meines Erachtens, sowohl bei vielen Theologen als auch bei zahlreichen Naturwissenschaftlern, ein zu simples Weltbild zugrunde. Es heißt zwar in der Bibel, daß Gott uns nach seinem Bilde schuf, trotzdem sollte sich eine moderne Gottesvorstellung nicht im Umkehrschluß am Menschen, seiner Intelligenz oder seinen Handlungsmöglichkeiten orientieren. Die Omnipotenz Gottes ist eine wesentliche Annahme monotheistischer Religionen. Folgt man dieser These in strengem Sinne, folgt zwangsläufig, daß Gott beispielsweise Kategorien wie Raum und Zeit nicht unterliegen kann. Eine Intervention (im menschlichen Sinne) bedeutet aber gerade eine in der Zeit definierte Handlung, die in der Folge Auswirkungen im materiellen (räumlichen) Universum hat. Eine Diskussion, ob Gott, das Universum geschaffen und seit dem Urknall "sich selbst" überlassen hat oder fortgesetzt interveniert, zeugt daher nur von unserer Ignoranz. Ein Gott, der das Attribut der Allmacht verdient, kann nicht nach menschlichen Maßstäben bemessen, verstanden oder erklärt werden. Ich denke Naturwissenschaftler sollten es daher mit Goethe halten der schrieb: "Das schönste Glück des denkenden Menschen ist, das Erforschliche erforscht zu haben und das Unerforschliche ruhig zu verehren..Ó

Zeitgeist, 29-Jun-2007 13:48:03


Zitat: "Kann man in konsistenter Weise Naturwissenschaftler sein und trotzdem an eine spirituelle Wirklichkeit im religiösen Sinne glauben? Streng genommen lautet die Antwort "Nein", denn die Wertesysteme von Realwissenschaft und Religion sind grundverschieden. Während in den Realwissenschaften eine subjektive Bewertung empirischer Befunde inakzeptabel ist, ist sie in der Religion gang und gäbe (Mahner 2005)." Das oben widergegebene Zitat Ihres Artikels halte ich für grundlegend falsch. Zunächst einmal sehe ich mich als Naturwissenschaftler in keinerlei Widerspruch zu meinen religiösen Überzeugungen. Weiterhin ist zu beachten, daß ich eine subjektive Bewertung empirischer Befunde je nach Gegenstand der Betrachtung durchaus möglich und sinnvoll ist. Im Rahmen (natur-)wissenschaftlicher Arbeit ist dies natürlich auszuschließen. Es gibt aber auch ein zutiefst menschliches Bedürfnis, neben der materiellen Welt, auch andere Aspekte des Seins zu erklären und in ein kohärente System einzuordnen. Dazu gehören Sinnfragen und ethische Prinzipien, ebenso wie subjektive Empfindungen wie Liebe, Hass, Hoffung oder Verzweiflung. Diese sind primär nicht Gegenstand naturwissenschaftlicher Forschung aber dennoch für viele Menschen von immanenter Bedeutung. Und selbst, wenn die Naturwissenschaft (oder Mathematik) hierzu Beiträge leistet und beispielsweise ethische Prinzipien spieltheoretisch analysiert oder Liebe als biochemischen Prozeß deutet, bleiben ihre Erkenntnisse auf diesen Gebieten

Zeitgeist, 29-Jun-2007 13:46:28






Letzte Änderungen: 26.06.2007