Welche Pipettiertechnik passt am besten zur Anwendung?

Luftpolsterpipette oder Mehrfachdispenser – mit den Systemen von BRAND treffen Sie die richtige Wahl. mehr

(12.12.2023) Vom affenähnlichen Vorfahren bis zum Homo sapiens, die Geschichte der Menschwerdung lässt sich auch als Bildergeschichte erzählen. Das beweist das Buch „MENSCH! Eine Zeitreise durch unsere Evolution“.

Talis Oma wird achtzig. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als dass ihre gesamte Familie zum Feiern vorbeikommt. Und Tali hat eine Idee: „Ich organisiere ein Familientreffen, das die Welt noch nicht gesehen hat.“ Nicht nur die lebende Verwandtschaft soll Omas Geburtstag mitfeiern, nein, auch die schon längst ausgestorbene, genauer: „Die ersten Menschen und noch frühere Vorfahren!“

Also macht Tali sich auf den Weg. Hilfe erhält sie von einem magischen Amulett namens Xyzo, das den Teenager durch die Zeit und über die Kontinente befördert.

Als Erstes trifft Tali in der afrikanischen Djourab-Wüste auf Toumaï (Sahelanthropus tchadensis); wobei, vor sieben Millionen Jahren erinnerte die heutige Wüste eher an einen Dschungel. Und in dem leben gefährliche Tiere, sodass Toumaï den jugendlichen Zeitreisenden erst einmal durch einen gezielten Steinwurf davor bewahren muss, als Mittagessen für eine Raubkatze zu enden. Nach diesem Schreck setzen beide ihre Reise gemeinsam fort.

Weiter geht es zu Ardi und Lucy, Mrs. Ples, dem Nariokotome-Jungen und zur X-Woman (nein, sie hat nichts mit mutierten Marvel-Heldinnen zu tun), bis sie schließlich bei Flo und dem Alten Mann von La Chapelle landen. Die Gruppe wird immer größer und erlebt verschiedene Abenteuer. Ob es Tali gelingt, alle heil auf die Party zu bringen?

Geschrieben haben „MENSCH!“ die beiden Wissenschaftsjournalisten Susan Schädlich und Michael Stang. Stang hat Anthropologie studiert und berichtet als Reporter über Themen rund um die Historie der menschlichen Arten und Vorfahren. Man darf ihm also getrost eine gewisse Affinität zur Evolution zusprechen.

Nun hätte man diese Infos auch in einen mehr oder minder drögen Text packen und dem Ganzen den Titel „Eine spannende Reise durch die Evolution des Menschen“ aufbappen können. Das Autorenduo entschied sich aber für das Konzept der Graphic Novel, verpackt Fakten also in eine Bildergeschichte. Und das war eine gute Entscheidung, denn durch die Abbildungen gewinnt die Geschichte an Lebendigkeit, wird greifbar.

Für die Comics zeichnet die Illustratorin Bea Davies verantwortlich, die den Figuren mit viel Liebe zum Detail – und mit klarer Tendenz zu gelb und rot – knallig-buntes Leben einhaucht. So bleiben Tali, Lucy & Co nicht blass und abstrakt, sondern werden als Personen, als Menschen nahbar. Klassische bildreiche Comic-Seiten – inklusive Sprechblasen – wechseln sich ab mit Sachbuch-ähnlichen, aber stets umfangreich bebilderten Abschnitten; manchmal findet sich auch beides auf einer Seite.

Auch nach dem dritten Durchblättern findet die Rezensentin in den detailreichen Grafiken Neues. Allen voran das Warzenschwein, das Cameo-like mehrfach auftaucht, mal als Beispiel für die „Fossilwerdung“, mal als Kameradieb auf Omas Party.

Die Leserinnen und Leser erfahren quasi im Vorbeilaufen mehr über das Leben der teils noch affenähnlichen Humanoiden und frühen Menschen. In welchem Zeitalter Tali und die Reisegefährten sich gerade befinden, stellt ein Zeitstrahl dar, der sich über die Seiten zieht. Er beginnt vor rund sieben Millionen Jahren und zieht sich bis ins Heute. Spätestens hier wird klar, dass Homo sapiens gerade erst auf der Welt ist – verglichen zur langen Geschichte der Menschwerdung.

Wir lernen, was Fossilien sind, wie sie entstehen und was heutige Forscherinnen und Forscher aus ihnen lesen können. Warum laufen Menschen auf zwei Beinen? Und wie funktioniert Evolution überhaupt? Wir lernen, dass einige Menschenarten gleichzeitig lebten und sogar gemeinsamen Nachwuchs zeugten. Und wir lernen, dass in uns allen noch immer eine Prise Neandertaler steckt. In einigen weniger, in anderen mehr.

Apropos Neandertaler: „MENSCH!“ räumt auch mit so manchem Vorurteil auf: Die Vertreter der Art Homo neanderthalensis waren nämlich mitnichten „Hohlköpfe mit Keule“, sondern standen kulturell und sozial der selbsternannten Krone der Schöpfung in nichts nach. Ausgestorben sind sie dennoch – bis auf die oben erwähnten Relikte in der neuzeitmenschlichen DNA. Vielleicht waren die Neandertaler einfach zu nett für diese Welt?

Wie auch immer. Das Comic-Sachbuch „MENSCH!“ überzeugt auf ganzer Linie. Nicht nur Kinder – die Empfehlung lautet ab 10 Jahren –, sondern auch so mancher Erwachsener dürfte Neues über seine Ur-Ur-Ur-Urahnen erfahren. Und wer sich nur unterhalten lassen möchte? Auch kein Problem, denn „MENSCH!“ wartet mit allerlei Fun Facts auf, zum Beispiel, warum der Fund des Fossils in der äthiopischen Wüste den Namen Lucy erhielt. Kleiner Hinweis: Gefunden wurde Lucy 1974. Na, kommen Sie drauf?

Wenn Sie‘s genau wissen wollen – kaufen Sie das Buch!