Editorial

Antigen-Demaskierung
im Instant Pot

(31.05.2023) Für die Hitze-induzierte Antigen-Demas­kierung von Gewebeproben nutzt man oft einen Kochtopf. Kaum teurer, aber effektiver ist ein Instant Pot.
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Haben Sie schon einmal von einem „Instant Pot“ gehört? Nein, um ein Gerät für ungeduldige Gärtner handelt es sich nicht, vielmehr um eine Art Hightech-Kochtopf, dessen Programmierung einem Thermocycler ähnelt. Laut Hersteller heißt es: „Diese Multikocher verfügen über eine integrierte Software, mit der Sie auf Knopfdruck verschiedene Koch­funktionen ausführen […] und ihn als Schnell­kochtopf, als Slow Cooker, Reiskocher, Dampfgarer, Joghurt­bereiter oder Bratpfanne verwenden können.“

So ein Gerät würde man sich vielleicht für den Single-Haushalt anschaffen, wenn der Herd hin ist – John Frelingers Gruppe am University of Rochester Medical Center, USA, hat sich einen „Mini Instant Pot Ultra“ besorgt, um die Arbeit im immun­histo­chemischen Labor zu vereinfachen. Das Modell „Ultra“ erreicht die eingestellte Temperatur besonders schnell und kann sie über Stunden halten. Zwar nicht so präzise wie ein Thermo­cycler, die Schwankungen von maximal zwei Grad Celsius sind für immun­histo­chemische Inkubationen aber akzeptabel, und bei einem Preis von circa hundert Euro kann man auch nicht mehr erwarten.

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95 Grad Celsius in 25 Minuten

Konservierte Gewebeproben verlieren während der Formalin­fixierung und Einbettung in Paraffin ihre Immun­reaktivität. Selbst bei einem Schnitt durch ein Tumorgewebe würde ein entsprechender Antikörper keinen Krebs erkennen. Die auf Objekt­trägern konservierten Gewebe­proben durchlaufen daher eine Serie aus Xylen- und Ethanol­waschungen, um das Paraffin zu beseitigen. Darauf folgt eine Antigen-Demaskierung, mit der die Immun­reaktivität möglichst weitgehend wieder­hergestellt werden soll.

Bei der Hitze-induzierten Antigen-Demaskierung erwärmt man die Gewebeschnitte in sogenannten Coplin-Färbekammern in einem Tris-EDTA- (pH 9,0) oder Citratpuffer (pH 6,0). Dazu kann man die Färbekammern in eine Mikrowelle, einen Dampfgarer, einen Schnell­kochtopf oder in ein Wasserbad stellen. Die Kochtopf-Methoden sind aber meist nicht optimal und können zu Proben­verlusten führen. Frelingers Team kam deshalb auf die Idee, die Proben in einem Instant Pot zu erhitzen und untersuchte zunächst den Temperatur­verlauf des Geräts. Dazu stellte die Gruppe die Temperatur mit der Taste „ultra“ auf 97 Grad Celsius ein und platzierte die Färbekammer mit den Proben im Wasserbad des Instant Pots. Nach 25 Minuten hatten sowohl das Wasserbad als auch der Probenpuffer ungefähr 95 Grad Celsius erreicht und hielten diese konstant bei.

Zuverlässige Erkennung

Für das Demaskierungs-Protokoll erwärmte das Team zunächst die nur mit Puffer gefüllte Färbekammer 25 Minuten auf 95 Grad Celsius, platzierte anschließend die Gewebe­schnitte in der Färbekammer und inkubierte diese für weitere 25 Minuten bei 95 Grad Celsius.

Die Forscher und Forscherinnen führten die Antigen-Demaskierung mit dem Instant-Pot-Protokoll an Milz-Schnitten von Mäusen durch und inkubierten die Schnitte anschließend mit monoklonalen Antikörpern (Kaninchen, Ratte) gegen verschiedene Antigene. Die Antikörper erkannten sowohl Antigene auf der Zell­oberfläche (CD4, CD8, NCR1, CD31, CD39) zuverlässig als auch intrazelluläre Antigene (EGR-1, FoxP3). Tumorgewebe, dessen Nekrosen und Zellfragmente mitunter die Antigen-Erkennung erschweren, funktionierten ähnlich gut wie normale Gewebe.

Andrea Pitzschke

Kearns N. et al. (2023): Instant Pot for antigen retrieval: a simple, safe and economical method for use in immunohistochemistry. BioTechniques, DOI: 10.2144/btn-2022-0043

Bild: Pixabay/Humusak





Letzte Änderungen: 30.05.2023