Blutanalyse und Biozid
(29.04.2021) Gute Ideen werden belohnt, unter anderem mit dem Leibniz-Gründungspreis. Nebula Biocides und HyPhoX freuen sich über Preisgeld und Aufmerksamkeit.
Bereits seit 2015 unterstützt die Leibniz-Gemeinschaft vielversprechende angehende Ausgründungen aus den eigenen Instituten mit dem Leibniz-Gründungspreis. Die mit insgesamt 50.000 Euro dotierte Ehrung ging dieses Jahr an Nebula Biocides für ihr neuartiges Breitband-Desinfektionsmittel und HyPhoX für die Entwicklung eines vielfältigen Analysetools für Flüssigkeiten. Beide Start-ups können sich über je 25.000 Euro Anschubfinanzierung freuen. Der zweckgebundene Betrag soll für Prüfung und praktische Umsetzung der Unternehmensidee genutzt werden.
Nominiert, aber leider leer ausgegangen sind DermaPurge vom Leibniz-Institut für Polymerforschung in Dresden (Gel zur Reinigung der Haut von Nanopartikeln), Framework Robotics vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (Plattform für Unterwassersysteme) und TeraPack Technologies vom Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (Packaging für Hochfrequenzanwendungen).
Multitool für Flüssigkeiten
Zurück zu den Gewinnern. Ebenfalls vom Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik in Frankfurt/Oder stammen HyPhoX, die an einem universellen Tool zur Analyse von Flüssigkeiten tüfteln. Mit dem Werkzeug der Physiker Andreas Mai und Patrik Steglich lassen sich Bakterien, Viren, aber auch Proteine und andere Substanzen in Blut, Urin oder Wasser nachweisen. So könne das Gerät zur Analyse von Lebensmitteln oder zur Überwachung von Hygiene und Umwelt eingesetzt werden. Auch zur Detektion von Antigenen des Coronavirus könne die Erfindung des Frankfurter Unternehmens zum Einsatz kommen.
Die Sensor-Chips lassen sich kostengünstig und in großer Anzahl herstellen. Der photonische Sensor des Tools ermöglicht eine Analyse der flüssigen Probe vor Ort und in Echtzeit. Die Entwicklung sei aber noch nicht völlig abgeschlossen, sagen die Jungunternehmer. Der Gründungspreis erleichtere es aber den Markteintritt vorzubereiten.
Zwei Komponenten gegen Viren und Bakterien
Mit Nebula Biocides ist auch ein alter Bekannter unter den Gewinnern. Bereits im Juli 2020 erzählten die Gründer Jörn Winter und Ansgar Schmidt-Bleker vom Leibniz Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) Laborjournal von ihrer Geschäftsidee. Das 2019 zusammen mit dem wissenschaftlichen Direktor des INP, Klaus-Dieter Weltmann, gegründete Spin-off des Instituts entwickelt das neuartige Zwei-Komponenten-Desinfektionsmittel Sporosan. Dabei werden eine Wasserstoffperoxid- und eine Nitritlösung während der Ausgabe des Desinfektionsmittels gemischt. Es entsteht ein kurzlebiger Wirkstoff mit breiter Aktivität, der zudem keine umweltbelastenden Rückstände hinterlässt. „Wir haben uns riesig gefreut, als wir die tolle Nachricht erhielten“, erzählt Winter. Der Preis sei eine Bestätigung des bisherigen Weges der Gründer und die mit dem Preis verbundene mediale Aufmerksamkeit werfe ein weiteres Schlaglicht auf das Thema Hygiene. „Als mittelfristiges Ziel möchten wir im Jahr 2023 das erste Reinigungs- und Desinfektionsgerät mit dem Sporosan-Verfahren im Markt vertreten haben“, erläutert Winter die Pläne für die Zukunft.
Supermarkt und Festival
Weiterhin wollen die Greifswalder neue Anwendungen für ihr Desinfektionsmittel ausloten und beginnen bereits mit toxikologischen Studien. Dabei werden sie auch vom Land Mecklenburg-Vorpommern unterstützt. Mittlerweile kooperieren die Gründer auch mit einem Hersteller von Reinigungs- und Desinfektionsgeräten. „Seit Juli 2020 haben wir bereits ein Spendersystem in einem Greifswalder Supermarkt stehen, das von den Besuchern sehr gut angenommen wird. Allerdings betreiben wir diese Anlage noch mit einem herkömmlichen, alkoholischen Desinfektionsmittel“, sagt Winter.
Für die Spenderanlagen konnte Nebula aber auch bereits einen größeren Kunden an Land ziehen: der Kulturkosmos e.V., Veranstalter des alljährlichen Fusion Festivals im mecklenburgischen Lärz. „Wir statten das diesjährige Festival mit 12 autarken Spendern aus, an denen sich jeweils vier Personen gleichzeitig die Hände desinfizieren können. Nun hoffen wir, dass die Veranstaltung auch tatsächlich stattfinden wird“. Das Preisgeld wolle das Greifswalder Unternehmen nutzen, um die Medizinproduktezulassung ihres Breitband-Desinfektionsmittels voranzutreiben.
Tobias Ludwig
Bild: INP
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