Sommer, Sonne, Klimaanlage

Erlebnisse einer TA (36)

Annette Tietz


Editorial

Die TA

Endlich Sommer! Endlich Wohlfühltemperaturen von 28 ° C aufwärts. Drunter kommt mein Gehirn gar nicht richtig in die Gänge, und wenn sich dann auch noch meine unmittelbare Umgebung auf meine Wohlfühltemperatur eingependelt hat ...

Nur leider sieht die Realität im Labor meist anders aus. Die Wahl meines nächsten Arbeitsplatzes sollte ich vielleicht von dem Vorhandensein einer Klimaanlage abhängig machen. Denn leider ist der deutsche Sommer auf die Wochentage Montag bis Freitag beschränkt, das Labor heizt sich herrlich auf und die Toleranzgrenze rund um meine Wohlfühltemperatur wird bei weitem überschritten. Wenn im nächsten Sommer keine Klimaanlage eingebaut wird, trete ich in Sitzstreik!

Editorial
Aufrüstung im Labor

Nach ein paar heißen Laborjahren – mein Labor hatte natürlich ein Fenster Richtung Süden – kam endlich die Erlösung: ja, wir bekommen eine Klimaanlage. Ich konnte mein Glück kaum fassen, denn schließlich hatte ich meine Drohung noch gar nicht wahr gemacht.

Eines Morgens standen ein paar Männer im Arbeiterdress im Labor, fuchtelten wild mit ihren Zollstöcken in Richtung Zimmerdecke und betrachteten ihre Skizzen und Karten aus immer neuen Perspektiven. Wie wohl die Rohre verlaufen? Ich verstand nix, hielt mich im Hintergrund und setzte mein „Super, dass ihr da seid“-Grinsen auf – Klimaanlagen-Bauer sind meine Freunde!

Karl, Schrecken der TAs

Ich überlegte, Kaffee anzubieten, um für gute Laune zu sorgen. Da wir aber immer noch keine Kaffeemaschine hatten – und auch keinen George Clooney – hätte ich das Labor verlassen müssen, um welchen zu holen. Und dann hätte ich wohl Karls entscheidenden Satz zu seinem Kollegen Karl (Ob wohl alle Mitarbeiter der Firma Karl heißen? Am Ende ein Einstellungskriterium?) verpasst:

„Nee Karl, wir sind hier im falschen Labor, hier kommt gar keine Klimaanlage rein!“

Waaas???

Mir fiel vor Schreck fast die Pipette aus der Hand. „Schau, da gehen nur die Rohre durch. Die Anlagen werden in den beiden angrenzenden Räumen installiert.“

Wie bitte?? Karl, das kannst Du mir doch nicht antun! Ich war so geschockt, dass ich nur noch zusehen konnte, wie Karl und Karl das Labor verließen.

Klimaanlagen-Chinesisch

Nachdem ich mir gerade überlegt hatte, ob Georges köstliches Heißgetränk die Situa­tion vielleicht hätte retten können, sah ich Karl 1 und 2 freudestrahlend in der Zellkultur stehen. Sie schienen fündig geworden zu sein, denn sie drehten nun ihre Skizzen nicht mehr ganz so wild hin und her.

In den nächsten Tagen kamen Karl & Karl immer mal wieder zu Besuch im Labor vorbei, um irgendwelche Anschlüsse zu überprüfen, uns das Wasser abzustellen oder uns Klimaanlagen-Fachbegriffe zu vermitteln: „He Karl, ich brauch noch‘n Winkelstück!“

Labor-Hierarchie

Wenn dann mal alles läuft und die armen Inkubatoren und Zentrifugen in der Zellkultur nicht mehr so unter der Hitze leiden müssen, werde ich mit meinem Laborplatz einfach in die Zellkultur umziehen. Oder zum Chef ins Büro. Der hat natürlich eine Klimaanlage.

Die Tage mit Karl 1 und 2 vergingen und ich schaute nicht mehr ganz so freundlich, wenn ich die beiden sah. Als ich dann mal wieder in der Zellkultur nach dem Stand der Dinge schaute, meinte Karl 2: „Da hätten wir ja auch drauf kommen können, dass hier ’ne Klima reinkommt. Hier steh’n doch die ganzen teuren Geräte rum, deswegen wird’s ja auch so heiß.“

Nee, ist klar. Die teuren Geräte müssen ja vor dem Hitzekollaps gerettet werden, die TAs wohl nicht.

In meinem nächsten Leben will ich Inkubator werden!



Letzte Änderungen: 01.08.2018