Editorial

Von Wien in die ganze Welt

(25.01.2024) Mit einem Waldspaziergang vor zwei Jahren fing alles an. Nun knüpfen die Gen-Schnell-Synthetisierer von nagene bereits Kontakte bis nach Asien.
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Wir sprachen mit nagenes Gründertrio: Alexander Makula, Natascha Vujicic (beide im Bild) und Florian Höfig.

Ihr Start-up kann in weniger als fünf Tagen ein synthetisiertes Gen liefern, deutlich schneller als andere Anbieter (7-10 Tage). Inwieweit ist dieser Vorsprung wichtig?
nagene: Eine schnelle und sichere Herstellung von Genen sorgt unter anderem auch für eine schnelle und verlässliche Produktion beim Endhersteller. Für klinische Studien bedeutet das schnelleren Zugang zu Therapien für Patienten und beschleunigte Datenerhebung und Auswertung. Im Gegensatz zu anderen Genlieferanten, die oft unvorhersehbare Lieferzeiten haben und bis zur letzten Sekunde unsichere Faktoren aufweisen, bieten wir unseren Kunden die Gewissheit, dass sie sich mit ihrer Produktionsplanung auf uns und unsere Zuverlässigkeit verlassen können.

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Der Syntheseprozess beruht auf „AI powered gene synthesis software“. Was bedeutet das genau?
nagene: Die Auswahl der Gene liegt beim Kunden. Die künstliche Intelligenz sucht aber für das zu erstellende DNA-Molekül den besten Syntheseweg heraus. So haben wir ein System, das immer arbeiten kann und das Wissen hat. Es bietet Sicherheit für uns und den Kunden.

Ist für Sie ab Übergabe des Plasmids an den Auftraggeber das Projekt jeweils beendet – oder sind Sie am Unternehmensgewinn beteiligt, wenn ein echtes Erfolgsprodukt herauskommt?
nagene: Unsere Geschäftsbeziehung mit unseren Kunden endet nach der Übergabe des Plasmids. Wir sind nicht am Unternehmensgewinn oder an den Gewinnen aus den Produkten, die auf Grundlage unserer DNA-Sequenzen entwickelt wurden, beteiligt. Unsere Hauptpriorität liegt darin, hochwertige DNA-Sequenzen und exzellenten Kundenservice bereitzustellen, um die Forschung und Entwicklung unserer Kunden bestmöglich zu unterstützen.

Wie lange dauerte es von der Geschäftsidee bis zur Firmengründung?
nagene: Die Idee, unser eigenes Unternehmen zu gründen, reifte über viele Jahre hinweg. Die konkrete Geschäftsidee kam jedoch wie ein Geistesblitz während eines entspannenden Waldspaziergangs im Frühling 2022. Wir spürten, dass wir etwas Besonderes in der Hand hatten und machten uns daran, unsere Idee zu testen. Wir führten erste Tests sowohl in Auftragslaboren als auch in unserem eigenen kleinen Labor durch, um unsere einzigartigen Alleinstellungsmerkmale zu überprüfen. Nachdem wir festgestellt hatten, dass unsere Vision realisierbar war, haben wir im August 2023 unser Unternehmen gegründet. Von diesem Zeitpunkt an schritten wir in einem atemberaubenden Tempo voran und setzten Meilensteine Woche für Woche. Es fühlte sich an, als würden wir mit Warp-Geschwindigkeit durch die Gründungsphase rasen.

Im Dezember 2023 bekam nagene eine Million Euro Investitionsspritze von einer BeteiligungsGmbH aus Hongkong. Wie sind die Klauseln bei diesem „Anchor Investor“? Laut Pressemeldung stehen mehrere Investoren aus China sowie den Arabischen Emiraten in der Warteschleife. Erkennt man in Asien das Potenzial schneller, oder ist man in Europa einfach zu zögerlich beziehungsweise risikobewusster?
nagene: Wir sind vertraglich zur Verschwiegenheit bezüglich der Vertragsdetails verpflichtet, aber wir können verraten, dass unser Investor mit einem einstelligen Prozentsatz am Unternehmen uns die Freiheit gewährt, autonom zu handeln. Diese Vereinbarung ermöglicht es uns als Unternehmen, flexibel zu agieren, abgesehen von einigen nicht näher spezifizierten Details in unseren Vereinbarungen.
Asien investiert gelegentlich in riskantere Unternehmungen, jedoch haben sie das erhebliche Potenzial in unserem Geschäftsfeld erkannt. Es könnte auch daran liegen, dass sie spezialisierte Fachleute in diesem Bereich benötigen. Nach unserer Präsentation in Asien haben sie das vorhandene Marktpotenzial und die Möglichkeiten erkannt. Unser Unternehmenswert wäre sogar in den USA und Dubai noch höher, was zeigt, dass unsere Idee und unser Geschäftsmodell international auf großes Interesse stoßen.

Warum haben Sie sich für den Standort Österreich beziehungsweise Wien entschieden?
nagene: Der Standort Wien ist derzeit sehr gefragt für Life-Science- und Biotech-Unternehmen. Und zwar aus mehreren Gründen. So verfügt Wien über eine starke wissenschaftliche Gemeinschaft und eine Reihe renommierter Universitäten und Forschungseinrichtungen. Dies zieht hochqualifizierte Fachkräfte und Forscher an und fördert die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und wissenschaftlichen Institutionen. Die Stadt Wien hat außerdem in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, ein innovationsfreundliches Ökosystem zu fördern. Dies umfasst Inkubatoren, Acceleratoren, Coworking Spaces und Förderprogramme, die Start-ups und Technologieunternehmen unterstützen. Allgemein bietet Österreich ein investitionsfreundliches Umfeld mit steuerlichen Anreizen für Forschung und Entwicklung. Es gibt auch Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten und Fördermitteln für Unternehmen. Nicht zu vergessen: Wien liegt inmitten Europas und ist gut vernetzt, was den Zugang zu internationalen Märkten erleichtert. Dies ist besonders wichtig für Unternehmen in Biowissenschaften und Technologie, die global agieren möchten. Schließlich bietet Wien eine hohe Lebensqualität, was es attraktiv macht, Fachkräfte aus dem In- und Ausland anzuziehen. Die Stadt hat ein reiches kulturelles Erbe, ein gutes Gesundheitssystem und eine hohe Sicherheit. Alles in allem macht diese Kombination Wien zu einem idealen Standort für Life-Science- und Technologieunternehmen, die von der starken wissenschaftlichen Grundlage, den Innovationsmöglichkeiten und der günstigen Geschäftsumgebung profitieren möchten.

Das Gespräch führte Andrea Pitzschke

Bild: Pixabay/Mohamed_hassan (DNA) & nagene (2)

Das komplette Interview mit nagene lesen Sie in der demnächst erscheinenden Februar-Ausgabe von Laborjournal.


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Letzte Änderungen: 25.01.2024