Editorial

Tipp 45:
Tennissocken oder Damenstrümpfe? Cooles Schockgefrieren!

Jeder, der viele Gewebe- oder Zellproben auf einmal in flüssigem Stickstoff schockgefrieren muss, weiß, dass trotz guter Vorbereitungen früher oder später Hektik aufkommt. Ralph Schill vom zoologischen Institut der Eberhard-Karls-Universität Tübingen weiß Rat:



"Schockgefrieren bedeutet Chaos: Pipetten und Skalpelle liegen herum, beschriftete Plastikcups rollen über die Arbeitsfläche, und kaum lesbare Datenblätter protokollieren das Chaos – es gilt die Proben möglichst schnell im Dunkel des Stickstoffbehälters verschwinden zu lassen. Schlummern sie dann erst einmal bei minus 195,75°C, kann man aufatmen, um sich gleich darauf erneut Gedanken zu machen: "Wie bekomme ich die richtigen Cups wieder heraus, um sie in den Tiefkühlschrank zu überführen oder aufzuarbeiten?"

Die Laborausstatter haben dafür eigens kleine Klemmen im Sortiment. Diese sind schön bunt, können mit Leichtigkeit übers Cup geschoben werden, und mit einem langen Bindfaden versehen sind alle leicht wiederaufzufinden. Mehr als 15 Fäden richten allerdings meist schon ein mittleres Chaos an und verlangen fortgeschrittene Handarbeitskünste, um die entstandenen Knoten wieder zu entwirren.

Schneller und günstiger, obwohl die Kosten für die Klemmen im nur Centbereich liegen, geht es mit Nylonstrümpfen. Die Strümpfe lassen sich leicht mit dem geschlossenen Fußende in den Stickstoffbehälter hängen und die gegenüberliegende Öffnung schlägt man über den Rand nach außen. Die richtigen Cups in den richtigen Strumpf – und alles ist in kleinen Portionen wohlsortiert und tiefgefroren. Vorbei sind dann auch die Zeiten, in denen das ein oder andere Cup am Grund des Stickstoffbehälters kleben bleibt und erst nach Wochen vom Kollegen mit einem nicht mehr identifizierbarem Inhalt wiedergefunden wird.

Wer aber jetzt auf den Gedanken kommt, seine alten löchrigen Tennissocken oder Strümpfe großzügig der Forschung zur Verfügung zu stellen, der kann auch gleich die einzelnen Cups lose in die unendlichen Weiten des Stickstoffbehälters werfen."



Letzte Änderungen: 08.09.2004