Editorial

Tipp 121:
Coomassie ohne Alkohol und Essig

Hüseyin Besir

Hat keine Lust, mit giftigen Gel-Färbe Lösungen herumzupanschen: Hüseyin Besir

Auf Methanol verzichten bereits viele bei der Färbung von Gelen mit Coomassie Blau. Aber es funktioniert sogar ganz ohne Ethanol und Essigsäure.

Hallo, liebes Laborjournal-Team

Ich habe auf meiner Suche nach einer schnellen und gesundheitlich unbedenklichen Methode der Proteinfärbung mit Coomassie Brilliant Blue folgendes Rezept gefunden. Laut US-Patent von Ewald M. Wondrak (US2001046709, US6555382 (B2), US6319720 (B1)) kann man folgende einfache Mischung zum Gelfärben verwenden:

  • 60-80 Milligram Coomassie Brilliant Blue (CBB) G-250 in 1 Liter bidestilliertem Wasser lösen (2-3 Stunden rühren bei Raumtemperatur).
  • Anschliessend Salzsäure zugeben, bis eine Endkonzentration von 35 mM erreicht ist (etwa 3 Milliliter konzentrierte Salzsäure pro Liter, die Endkonzentration muss nicht exakt 35 mM, nur kleiner als 50 mM sein). Die Färbelösung sollte man im Dunkeln aufbewahren.


Die nachfolgenden Schritte sind für die Gelfärbung nötig:

  • Gel dreimal 2-5 Minuten in 20-30 Milliliter bidestilliertem Wasser waschen (vor jedem Waschschritt ca. 30 Sekunden in der Mikrowelle erhitzen, ohne zu kochen).
  • CBB-Lösung zugeben, bis das Gel vollständig bedeckt ist (15-20 Milliliter je nach Gefäß, alte Boxen für Pipettenspitzen eignen sich sehr gut).
  • Ca. 10 Sekunden in der Mikrowelle erhitzen (nicht kochen!).
  • Langsam schütteln (nach weniger als 1 Minute erscheinen bereits deutliche Banden, nach 10 - 15 Minuten ist die Intensität meistens schon gut genug).
  • Der Hintergrund wird nur leicht blau gefärbt, zur Verbesserung des Kontrastes kann man den Hintergrund in bidestelliertem Wasser komplett entfärben, ohne die Banden abzuschwächen. Die Farbe wird eher noch etwas dunkler (noch nach Tagen im Wasser ist die Färbung gleichbleibend deutlich).

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Färbelösung enthält weder Methanol, Ethanol oder Essigsäure und lässt sich in der Mikrowelle gefahrlos erhitzen. Darüber hinaus lassen sich Gele damit genauso schnell und empfindlich färben wie mit traditionellen Methoden.

Wenn Proben für die Massenspektrometrie verwendet werden sollen, muss man die Wasch- und Färbeschritte bei Raumtemperatur - ohne Mikrowelle - durchführen und sich dafür etwas mehr Zeit lassen. 5-10 Minuten pro Waschschritt bei Raumtemperatur reichen aus. Sollte die Färbung nicht deutlich genug sein, liegt das wahrscheinlich an zu kurzen oder zu wenigen Waschschritten. Zudem vermute ich, dass sich die Färbelösung nicht mit hohen SDS-Konzentrationen im Gel verträgt.

Noch eine kurze Anmerkung: Es gibt etliche kommerzielle Färbelösungen auf dem Markt, die keine gesundheitsschädlichen Lösungsmittel enthalten und pro Liter teilweise um die 100 Euro kosten. Ich weiß nicht, was in diesen Produkten enthalten ist. Sollte es vergleichbar sein mit dem obigen Rezept, zahlen die Firmen sehr hohe Lizenzgebühren was ich bezweifle oder es fehlt ihnen das Maß für ein vernünftiges Verhältnis zwischen Herstellungskosten und Verkaufspreis ihres Produkts.

Beim Vergleich mit einer kommerziellen Färbelösung ist mir kein nennenswerter Unterschied im Ergebnis aufgefallen. Von der ähnlichen Farbe der Lösung ganz zu schweigen. Sollte es keine rechtlichen Bedenken geben, dieses Rezept aus einem veröffentlichten Patent (anscheinend gibt es keine weiteren Patentanmeldungen außerhalb der USA) weiterzuempfehlen, würde ich mich freuen, wenn das Laborjournal dabei helfen könnte.

HÜSEYIN BESIR
(Head of Protein Expression & Purification Core Facility, EMBL Heidelberg)
Gefärbtes Gel

Gefärbtes Gel, fotographiert mit einer Digitalkamera. Das Bild ist leicht aufgehellt.


Letzte Änderungen: 31.03.2008