Editorial

Backe, backe Kuchen

Erlebnisse einer TA (147)

Maike Ruprecht


Die TA

Als die Laborwelt noch übersichtlich war, gab es Diplomanden, Doktoranden und Geburtstagskuchen. Heute gibt es Bachelor, Master, Doktoranden und Leute, die verschiedene Module absolvieren.

Entsprechend hat sich auch die Artenvielfalt der mitgebrachten Kuchen vergrößert. Früher brauchte man sich die Geburtstage der Kollegen nicht zu merken, sondern ging einfach an Kuchentagen zum Wandkalender, schaute nach, gratulierte der oder dem Betreffenden und tat dabei, als hätte man es die ganze Zeit schon gewusst.

Heute jedoch gibt es neben dem Geburtstagskuchen allerdings auch die:

  • „Ich-bin-neu-in-der-Arbeitsgruppe“-Kuchen,
  • „Ich-habe-meine-schriftliche-Arbeit-abgegeben“-Kuchen,
  • „Danke-für-das-Praktikum“-Kuchen.

Als ob das alleine nicht schon verwirrend genug wäre, liegt heute ein Zettel neben der Kuchenplatte: „Von Frida“.

Was erstaunlich ist, hat es doch in unserer Arbeitsgruppe noch nie eine Frida gegeben.

Später am Tag stellt sich heraus: Es handelt sich um den Hund eines unserer Bioinformatiker. Ein Hundekuchen also. Ob Frida den selbst gebacken hat?

Frauenkuchen, Männerkuchen

Die neueste Erfindung jedoch ist der „Schlechtes-Gewissen“-Kuchen. Spontan kreiert von einer Doktorandin, die einem Masterstudenten, der versehentlich mit seinem Ellbogen den Notstrom-Knopf gedrückt hatte, weismachte, dass derjenige, dem das passiert, einen Kuchen backen müsse. Da sein Kuchen letztlich wirklich lecker war, hat ihn während seiner gesamten Masterarbeit niemand über die kleine Flunkerei aufgeklärt.

Neulich hatten wir gar einen Doppelgeburtstag – eine Doktorandin und ein Doktorand.

Meine Kollegin und ich hatten beide Zeit und Lust zu backen. Und damit keine Unklarheiten aufkamen, einigten wir uns vorab: Meine Kollegin würde einen Frauenkuchen und ich einen Männerkuchen backen. Im Sinne der Gender-Neutralität hätten wir wohl eher zwei völlig gleichwertige Geburtstagsmensch*Innen-Kuchen oder so backen müssen – aber sei´s drum.

Mein Problem war ein anderes. Was ist ein Männerkuchen? Was zeichnet den aus? Sollte ich eine Motiv-Torte in Busenform backen? Doppel-D in essbare Spitze gekleidet? Nee, darauf hatte ich nun doch keine Lust. Ein bisschen seriöser sollte es schon sein. Im Internet fand ich schließlich ein Rezept, das dann tatsächlich den Geschmack meines Kollegen traf: Ein Kaffee-Whisky-Kuchen.

Gehaltvoll kommt an

Diesen stellte ich am nächsten Morgen neben den Frauenkuchen in die Küche – und schon drei Stunden später hatte ich vier Kommentare auf der analogen Bewertungsplattform. Die Kollegen äußerten sich erst wohlwollend zu dem tollen Kaffeegeschmack, anschließend kommentierten sie den – zugegeben – nicht unerheblichen Alkoholgehalt meines Kuchens. Nach Rezept hatte ich den gebackenen Kuchen mit 70 ml Whisky getränkt und somit offenbar einen „Don’t-eat-and-drive“-Kuchen geschaffen.

Der Frauenkuchen war übrigens ein alkoholfreier, glasierter Zitronenkuchen.



Letzte Änderungen: 09.06.2021