Editorial

Zack, zack – und fertig!

Erlebnisse einer TA (126)

Annette Tietz


Die TA

Grundsätzlich freut man sich ja über engagierte Mitarbeiter.

Im Laufe meines Laborlebens hab ich diesbezüglich ja schon einiges erlebt: Etwa den Bachelor-Studenten, der sich beschwert, dass es keine Spülmaschine gibt und er seine Kaffeetasse selber abspülen muss – natürlich samt dem Hinweis, dass das dort, wo er bisher war, besser war. Oder aber sehr ambitionierte Studenten, die einen auf Schritt und Tritt verfolgen („Du, ich geh nur kurz auf Toilette, du kannst im Labor auf mich warten.“). Doch zwischen diesen beiden Polen gibt es meist sehr ausgewogene Mischungen aus netten, motivierten und flexiblen Studenten, die auch gerne wiederkommen dürfen.

Vor einiger Zeit jedoch hatten wir dieses absolute I-Tüpfelchen einer bis in die Zehenspitzen motivierten, engagierten, überaus hilfsbereiten und einsatzfreudigen Studentin, bei der ich sehr gerne die Duracell-Batterien ausgetauscht hätte. Ich hatte ständig das Gefühl, mit ihr in einem Hamsterrad zu laufen – ohne Bremse und Ausstiegsmöglichkeit. Katharina war die personifizierte „Superwoman“ mit überirdischen Kräften. Wo immer ich hinkam, sie war schon da. Was immer ich auffüllen oder ansetzen wollte, sie hatte es schon gemacht. „Ich hab den Lysepuffer gleich neu angesetzt, während meine Zellen inkubiert haben. Zack, zack – ging ganz schnell. Und fertig!“

Als ich einmal ein Foto von meinem Gel machen wollte, kam sie hinter mir her und meinte: „Ich hab das Gelfoto mit Uhrzeit und Beschriftung schon auf deinen Platz gelegt. Zack, zack – war kein Thema, ich war eh grad im Raum. Die Gelkammer ist auch schon sauber gemacht. Und fertig!“

An den ersten Tagen dachte ich noch: „Okay, sie möchte einen guten Eindruck machen.“ Sie hatte ja erwähnt, dass sie nach ihrem Master gerne gleich in die Arbeitswelt eintauchen wolle, eventuell sogar in unserer Abteilung.

Als ich aber eines Morgens ins Labor kam, lag schon ein kleiner Zettel auf meinem Arbeitsplatz: „Ich habe gestern doch noch die Klonierung angesetzt und transformiert – dann können wir heute gleich mit dem Animpfen der Bakterien beginnen. Gruß K.“ Es fehlte zwar eindeutig das „Zack, zack“, aber vielleicht gehörte das nur ins mündliche Repertoire.

Ich wollte gerade die Bakterienplatten aus dem Brutschrank holen, da stand Katharina auch schon hinter mir. „Ich hab sie schon raus und die Minis angeimpft. Läuft!“ Ich schaute sie verdutzt an und fragte mich, wann sie gestern Abend aus dem Labor raus ist – und vor allem, seit wann sie heute Morgen wieder da war. Oder war sie gar nicht daheim gewesen? Zack, zack? „Die PCR läuft auch schon. Und ich hab mir überlegt, welche Restriktionsenzyme für den Kontrollverdau geeignet wären – weißte?“

Superwoman 2.0

Nee, wusste ich so spontan nicht. Eigentlich ging es hier um meine Klonierung – sie sollte sich dagegen um ihre Zellen kümmern und die Daten der Expressionsanalyse sammeln.

Superwoman konnte offensichtlich Gedanken lesen. „Die FACS-Färbung läuft, da dachte ich, ich mache mich zwischenzeitlich mal nützlich. Und fertig! Die Ausdrucke liegen auf deinem Tisch!“

Ich überlegte kurz, ob ich ihr eventuell zu wenig Arbeit gegeben hatte, kam aber nach einigen Wochen Zusammenarbeit zu dem Schluss, dass wir es hier mit „Superwoman 2.0“ zu tun hatten. Ehrlich gesagt, war ich ganz froh, als ihre Zeit bei uns im Labor vorbei war und ich aus meinem Hamsterrad aussteigen durfte.

Zack, zack und fertig halt.



Letzte Änderungen: 08.03.2019