Editorial

Parkplatz-Pein

Erlebnisse einer TA (91)

Annette Tietz


Die TA

In meinem Email-Eingang tummelt sich allerlei wichtige und unwichtige Post. Oft versprechen mir etwa Firmen, mit ihren Neuerungen mein Leben erheblich vereinfachen zu können – mein Laborleben wohl gemerkt. Auch erhalte ich ab und an wichtige Mails der Univerwaltung, die mich daran erinnern, dass mal wieder eine Sicherheitsbelehrung ansteht, der Autoklav nächsten Montag außer Betrieb ist, oder dass sich die Öffnungszeiten der Mensa geändert haben.

Neulich meldete sich die Verwaltung mit folgendem Anliegen: Am kommenden Montag würde der Parkplatz 5, auch als Parkplatz „Waldrand“ bezeichnet, ab 7 Uhr wegen Baumfällarbeiten gesperrt sein. Im Anhang könnten wir uns informieren, welche Alternativ-Parkmöglichkeiten in Frage kämen.

Lampe grün, Schranke unten

Ich öffnete den Anhang und stellte überrascht fest, dass ich tatsächlich täglich am „Waldrand“ parke. Auf Parkplatz 5 also. Ein Wald war mir dort zwar noch nie aufgefallen, aber der würde ja laut Ankündigung sowieso bald weggefällt. Ich überflog also den Plan und staunte, wie viele Parkhäuser und -plätze sich um meinen Arbeitsplatz tummeln. Schließlich merkte ich mir Parkplatz 4 und Parkhaus „Südhang“ – einer davon würde mich sicherlich aufnehmen. Den Hinweis am Ende, „ein bisschen mehr Zeit mitzubringen, falls die gewünschte Ausweichmöglichkeit schnell belegt sei“, nahm ich gerade noch wahr.

An besagtem Montag war ich extra zehn Minuten früher am Ort des Baumfäll-Geschehens. Zielsicher steuerte ich die Einfahrt zu Parkplatz Nummer 4 an. Wie viele Andere auch. Schon von Weitem signalisierte uns ein rotes Ampellämpchen, dass Nummer 4 bereits wegen Überfüllung geschlossen war.

Glücklicherweise fiel mir noch das „Südhang“-Parkhaus ein. Der Polo-Fahrer vor mir hatte den Parkplan wohl genauso gut überflogen wie ich. Wir wendeten gleichzeitig, und ich blieb dicht hinter ihm. Gemeinsam bogen wir in die Spur zum Parkhaus ein – und voilá: ein grünes Lämpchen. Fast wollte ich den Polo-Fahrer abklatschen ob unseres gemeinsamen Triumphs. Stattdessen blieb ich aber sitzen und stellte fest, dass ich noch gut in der Zeit lag.

Ich verfolgte, wie die wenigen Autos vor mir nacheinander die Schranke passierten, als plötzlich das Lämpchen auf rot wechselte. Wütend schlug mein Mitstreiter vor mir auf sein Lenkrad und beschimpfte das unschuldige Lämpchen. Die Chance, im „Südhang“ demnächst noch ein freies Plätzchen zu ergattern, war praktisch null.

Ich war mit meinem Parkplatz-Ausweichplan am Ende, als mein Mitstreiter plötzlich unsere fein aufgereihte Wartereihe verließ. Ich witterte meine letzte Chance auf ein positives Ende – und folgte ihm. Bald darauf fuhren wir in eine mir unbekannte Seitenstraße, an deren Ende sich zu meinem großen Erstaunen das Parkhaus „Westblick“ befand. Wieder ein grünes Lämpchen. „Noch!“, dachte ich.

„Freund Polo“ vor mir war an der Reihe und steckte seinen Parkausweis in den Schlitz. Die Schranke öffnete sich und schloss sich hinter ihm wieder. Das Lämpchen blieb auf grün. Mein Glückstag! Ich schob ebenfalls meinen Ausweis in den Schlitz, doch die Schranke blieb unten und das Lämpchen auf grün. Mein Adrenalinspiegel stieg. Ungläubig starrte ich auf das Display, auf dem jetzt stand: „Dieser Mitarbeiter-Parkausweis berechtigt Sie nicht zur Benutzung dieses Parkhauses. Bitte verlassen Sie den Schrankenbereich.“

Genau in dem Moment kam der Polo-Fahrer an meinem Auto vorbei, hob den Daumen hoch und schenkte mir sein Siegerlächeln.



Letzte Änderungen: 01.08.2018