Editorial

Gute Vorsätze

Erlebnisse einer TA (32)

Annette Tietz


Die TA

An Silvester oder aber spätestens Anfang des Jahres wird man immer wieder gefragt: Na? Hast Du auch gute Vorsätze fürs neue Jahr? Ich versuche meistens, diese Frage zu umgehen, oder ganz konzentriert wo anders hinzuhören.

Ich habe nie gute Vorsätze fürs neue Jahr, wahrscheinlich deswegen, weil ich sie spätestens am zweiten Januar schon wieder über den Haufen werfe. So erspare ich mir eine Niederlage zum Jahresbeginn.

Oder aber was noch schlimmer ist: an Silvester festzustellen, dass man ja mal welche hatte, diese aber 365 Tage lang ignoriert hat, dann hätte man wenigstens einen guten Grund, sich um 24 Uhr einen Schluck zu genehmigen.

Hoffen und verdrängen

Sollten Sie zu denen gehören, die sich gerne eine Liste für das neue Jahr anlegen, hier vielleicht ein paar kleine Tipps:

Nummer 1: Sie sollten sich im neuen Jahr nicht mehr über Versuche ärgern, die nicht funktioniert haben. Einfach in der „Nobody is perfect“-Schublade ablegen. Wenn diese schon bald nicht mehr zugeht, einfach die nächste Schublade nehmen.

Nummer 2: Warten Sie nicht auf Brad Pitt, damit dieser Ihre Lösungen auffüllt.

Nummer3: Sollte mal wieder einer der netten Kollegen eine Chemikalie nicht nachbestellt oder den Wassertank nicht aufgefüllt haben, dann bleiben Sie ruhig und gehen pfeifend aus dem Labor, bevor Sie explodieren.

Nummer4: Ärgern Sie sich dieses Jahr nicht wieder über die Vertreter, die letztes Jahr leider keinen Adventskalender mitgebracht haben – hoffen Sie auf den nächsten Advent.

Editorial

Editorial

Nummer 5: Nehmen Sie die klassische Musik, die einem ins Ohr dudelt, wenn man die Hotline einer großen Firma anruft, als Bereicherung, und versuchen Sie nicht durch Drücken der Tasten Ihr aktuelles Lieblingslied zu finden.

Nummer 6: Versuchen Sie sich schon Anfang des Jahres damit abzufinden, dass auch dieses Jahr wieder ein Studentenkurs auf Sie zukommen wird, der unabdingbar ist. Vielleicht wäre es hilfreich, sich ein Messband à la Bundeswehr zuzulegen, bei dem man jeden Tag, den man einigermaßen unbeschadet überstanden hat, ein Stückchen abschneiden kann.

Post-it-Kommunikation

Nummer 7: Sollten sich Engelchen und Teufelchen auf Ihrer Schulter mal wieder in die Haare kriegen und Sie vom Arbeiten abhalten, erkundigen Sie sich frühzeitig, ob in Ihrer Umgebung Seminare wie „Ein friedvolles Miteinander“ angeboten werden.

Nummer 8: Überlegen Sie sich schon mal mögliche Fluchtpläne (Hinterausgang aus dem Labor), Bestechungsmethoden (Kekse, Kaffee) und Ausreden (Omas 80.) für den Fall der Fälle. Also wenn Ihr Chef zu ungünstigen Zeitpunkten noch verschiedene Tabellen, Versuche, Auswertungen oder ähnliches von Ihnen braucht.

Nummer 9: Versuchen Sie sich dieses Jahr nicht darüber aufzuregen, dass der Kaffeeraum mal wieder zu Zwecken der unkoordinierten Vermehrung biologischer Arten zweckentfremdet wird. Vielleicht hat sich ja einer Ihrer Kollegen dabei was gedacht, als er den Kaffeebecher vor drei Wochen hinter die Mikrowelle gestellt hat. Kleben Sie einfach ein Post-it drauf: „Verwesung ist ein biologischer Prozess, aber muss er unbedingt im Kaffeeraum stattfinden?“

Nummer 10: Seien Sie nicht zu enttäuscht, wenn sich das nächste Jahr dem Ende zuneigt, und Sie feststellen müssen, dass es auch dieses Jahr wieder nicht mit dem Einhalten von einigen guten Vorsätzen geklappt hat. Dann haben Sie wenigstens schon einen neuen guten Vorsatz: es im nächsten Jahr besser zu machen…Oder meine Strategie anzuwenden, siehe oben.

So, und jetzt alle Vorsätze einmal durchschütteln (nur schütteln, nicht rühren!) und sich drei aussuchen Viel Erfolg!



Letzte Änderungen: 01.08.2018