Dreadlocks und Krabbenmaul: noch viele Fragen offen
Naturgemäß beschreibt der Film, er erklärt nichts und läßt so viele Fragen offen. Wie kommt der Predator zu einem Krabbenmaul? Welche Funktion haben die rastaartigen Dreadlocks? Wozu dient der Helm, den er beim Jagen trägt? Wovon ernährt er sich? Ist es ein Männchen oder ein Weibchen? Warum häutet er seine Opfer und was fängt er mit den Häuten an? Warum ist sein Blut grün?
Es können hier nicht alle Fragen beantwortet werden. Ehrlich gesagt kann ich nur eine beantworten und selbst diese nur teilweise. Es die Frage nach der Farbe des Blutes.
In der Literatur zum Predator, die allerdings hauptsächlich von Laien verfaßt wurde und sich auch so liest, werden die abstrusesten Behauptungen vorgebracht. So soll es sich bei dem Blut um sogenannten Ekelschleim“ handeln, der in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts in Spielzeugläden erhältlich war. Aber ich frage Sie: Warum sollte ein Lebewesen, das zudem (der Film deutet das an) außerirdischer Herkunft ist, in seinen Blutgefäßen irdischen Ekelschleim“ umtreiben? Zudem wurden in Spielzeugläden nie lebende Predatoren beobachtet - nicht einmal zu Weihnachten.
Einen seriösen Hinweis auf die Farbe des Blutes des Predators liefert ein Paper in
Science 166, 293, das im Jahre 1969 erschien, also vor der Entdeckung dieses Lebewesens.
Allen Greer und Gary Raizes vom Museum of Comparative Zoology der Harvard University berichten darin von drei Eidechsenarten aus Neuguinea und den Solomoninseln. Deren Blutplasma sei von bläulichgrüner bis limonengrüner Farbe. Es handelt sich um die Spezies
Spenomorphus flavipes,
Scincella prehensicauda und
Leiolopisma virens anolis. Die Autoren vermuten, dass es sich bei dem Farbstoff um den Gallenfarbstoff Biliverdin oder einen nahen Verwandten des Biliverdin handelt. Sie begründen diese Vermutung damit, dass Biliverdin bei Wirbeltieren der einzige Farbstoff sei, der innere Organe grün färbe. Beim Menschen kommt es sogar gelegentlich vor, dass sich die Haut grün färbt. Die Bezeichnung "sich grün ärgern" weist daraufhin, und dem Autor ist beim Landeanflug auf Frankfurt einmal so schlecht geworden, daß er hinterher im Spiegel der Flughafentoilette ein grünes Männchen erblickte. Möglicherweise sind auch die Marsmännchen nur deswegen grün, weil ihnen beim Landeanflug auf die Erde immer schlecht wird.
Das Rätsel grünen Blutes...
Aber zurück zu den Erkentnissen von Greer und Raizes: Das Absorptionsspektrum des Plasmas ihrer Eidechsen zeigte zwei Gipfel bei 405 und 662 nm und ein Minimum bei 510 nm. Die Adsorptionsgipfel bei 405 nm schreiben die Autoren Hämoporphyrinen zu, während die Extremwerte bei 662 und 510 nm gut zu Biliverdin passen würden. Endlich sei der Farbstoff nicht - wie Hämoglobin - an Erythrozyten gebunden, sondern im Plasma gelöst.
Das grüne Blut dient den Eidechsen vermutlich als Schutz vor Freßfeinden: Biliverdin schmeckt bitter. Es ist aber auch ein Antioxidationsmittel und schützt Gefäße und Fettsäuren. In Pflanzen dient Biliverdin als Chromatophor der Rezeptoren von rotem Licht.
Die drei Eidechsenspezies zeichnen sich noch durch andere Eigenschaften aus, so besitzen sie einen zum Greifen geeigneten Schwanz (Klammerschwanz), basale Zehenlamellen und am ventralen Ende des Schwanzes drüsenartige Schuppen. Alle drei Körpermodifikationen hängen mit der Lebensweise dieser Eidechsen zusammen: Sie leben in den Bäumen.
Auch der Predator ist ein Baumbewohner! Der Predator könnte sich demgemäß aus einer Eidechsenart von Neuguinea entwickelt haben.
Dem aufmerksamen Leser wird auffallen, dass diese schöne Theorie einen Fehler zu haben scheint. Das Blut des Predators ist nicht nur grün, es fluoresziert auch. Biliverdin dagegen fluoresziert zwar bei niedrigen Temperaturen. Es hat dann aber ein Emmissionsmaximum bei 470-480 nm. Seine Fluoreszenz ist also nicht grün: Als "grün" empfinden wir Wellenlängen zwischen 500 und 550 nm.
...kovalent an Proteine gebundene Fluoreszenzfarbstoffe?
Die Fluoreszenzeigenschaften von Biliverdin können jedoch durch Derivatisierung oder Adsorption zum Beispiel an Proteine, verändert werden. So fluoresziert Biliverdindimethylester bei 710 nm (Braslavsky et al., 2004,
Helvetica Chimica Acta 61, 2219-2222).
In der Tat konnten Greer und Raizes zeigen, daß der grüne Farbstoff ihrer Eidechsen ausfällt, wenn man dem Plasma Trichloressigsäure (TCA) zugibt. Da Biliverdin gut wasserlöslich ist, Proteine aber mit TCA ausfallen, spricht dieser Befund dafür, daß der grüne Farbstoff kovalent oder nichtkovalent an ein Protein gebunden ist. Diese Bindung dürfte seine Fluoreszenzeigenschaften modifizieren.
Leider scheint eine Überprüfung dieser Theorie in naher Zukunft nicht möglich zu sein. Auch andere Untersuchungen müssen verschoben werden, so die zur Zusammensetzung der Chromosomen und des Mageninhaltes. Wie der eingangs erwähnte Dokumentarfilm zeigt, hat Dutch Schaefer, rücksichtslos wie alle Suchtraucher, den Predator mit unfairen Tricks zum Selbstmord gezwungen. Zwar stieß im Jahre 2004 eine Forschergruppe in der Antarktis auf drei weitere Expemplare dieser Spezies. Doch alle drei entzogen sich einer näheren Untersuchung: Zwei wurden von Aliens verspeist und der dritte wurde von seinen Artgenossen in einem UFO abgeholt. Weitere Exemplare dieser Spezies sind bisher nicht aufgefunden worden.
Die Lösung liegt auf Neuguinea
Immerhin läßt mein Befund mit dem Eidechsenblut einen interessanten Schluß zu: Die außerirdische Herkunft der Predatoren ist sekundärer Natur. Ursprünglich scheinen sich die Predatoren auf Neuguinea entwickelt zu haben. Vielleicht wurden sie so erfolgreiche Jäger, daß sie aus Umweltschutzgründen ins All ziehen mußten, in die Erde umkreisende Raumschiffe. Die sind, wie die Predatoren auch, unsichtbar.
Letzte Änderungen: 08.01.2007