Editorial

Landwirtschaft und Artenvielfalt

Publikationsanalyse 2006-2009: Tier- & Pflanzenökologie
von Lara Winckler, Laborjournal 10/2012


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Foto: VRD/Fotolia

Starke Schweizer und Institute in Halle, Leipzig und Jena haben die Biodiversität im Blick und die Top 50 im Griff.

Beim Stichwort Ökologie mag man heute zuerst an „nachhaltig“, „gut für die Umwelt“ und „biologisch abbaubar“ denken. Und vielleicht noch „gesund“. Doch mit dieser modernen Definition wird man den Ökologen nicht gerecht. Denn Ökologen interessieren sich für die Gesamtheit der Wechselwirkungen aller Lebewesen mit ihrer Umwelt – belebter (biotischer) wie unbelebter (abiotischer). So vielgestalt diese Interaktionen sind, so mannigfach sind die Überschneidungen mit anderen Disziplinen – neben (fast) allen biologischen auch Physik, Chemie, Bodenkunde, Geowissenschaften und Meteorologie.

Für eine Publikationsanalyse tut daher eine Abgrenzung Not. Einen dicken Strich haben wir zu den Mikrobiologen gezogen, die etwa die Wechselwirkungen von organischen Schadstoffen mit Bodenbakterien untersuchen oder den Einfluss gentechnisch veränderter Pflanzen. Mikroben sind allgegenwärtig – auch in den meistzitierten Artikeln – und würden diesen Vergleich sprengen. Die Mikrobenforscher dürfen sich auf ihre eigene Publikationsanalyse freuen (voraussichtlich in LJ 6/2013). Ebenfalls draußen bleiben müssen die Umweltchemiker, Geowissenschaftler und Klimaforscher, die sich in erster Linie mit dem „Abiom“ befassen, sowie die Ökotoxikologen, die wir im „Toxikologie“-Vergleich betrachten (siehe LJ 9/2011).

Modellierung von Vielfalt

Nach dieser Kondensierung bleibt ein ökologischer Kern übrig, der zu einem großen Teil aus Biodiversitätsforschern besteht. Zu diesen zählt Teja Tscharntke (4.) von der Göttinger Agrarökologie, der mit seinem Team u.a. untersucht, wie man durch Erhaltung der Biodiversität Agrarökosysteme voranbringen kann, oder Peter J. Edwards (24.), Institut für Integrative Biologie (IBZ) an der ETH Zürich, der den Einfluss der Landwirtschaft auf die Ökosysteme analysiert.

Ein weiteres Schwergewicht bilden die „klassischen“ Pflanzen- und Tierökologen, darunter etwa Stefan Scheu (5.), der die Nahrungsnetze im Boden zum Thema erkoren hat. Oder auch der Berner Populationsökologe Markus Fischer, der herausfinden will, wie Biodiversität gelenkt wird und welche Konsequenzen Änderungen in der Zusammensetzung der Arten, etwa durch invasive Arten, haben.

Die Biodiversität bzw. das Schwinden derselben ist ökologischer Dauerbrenner – eine Situation, die nicht nur die Zürcher Pflanzen- und Umweltwissenschaftler um Nina Buchmann (6.) und Bernhard Schmid (8.) bedenklich finden. Ihr Paper über die Auswirkungen des Artenschwunds auf das Funktionieren der Ökosysteme – und in der Folge auch auf das menschliche Wohlbefinden – zitierte die Community so reichlich, dass es auf Platz 2 der zehn bis heute meistzitierten Ökologie-Artikel aus den Jahren 2006-2009 unter Beteiligung deutschsprachiger Wissenschaftler landete. Gut die Hälfte der Top 10-Artikel dreht sich um Bestimmung und Modellierung der Artenvielfalt, weitere drei um die Auswirkungen von Umweltverschmutzung und Klimawandel.

Für den bei weitem meistzitierten Artikel in diesem Vergleich zeichnet Niklaus Zimmermann (1.), Direktor am Swiss Federal Research Institute (WSL) in Birmensdorf, mit verantwortlich. Das internationale Autorenteam beschreibt darin neue Methoden zur Vorhersage der Artenverteilung entlang räumlicher und zeitlicher Gradienten. Eine Analyse, für die sich die Community brennend interessierte, und das nicht erst seit „gestern“. In der Web-of-Science-Liste der bis heute meistzitierten Ökologie- und Umweltforschungsartikel mit Autoren im deutschsprachigen Raum steht Zimmermanns Ecography-Artikel auf Platz 5, ein weiteres Paper brachte er gar auf Platz 1 (Ecol Model 2000, 135(2-3):147-86).

Die meistzitierten Artikel spiegeln die Verteilung der Top 50 wider: Mit 16 Wissenschaftlern sind die Schweizer überdurchschnittlich stark vertreten, allein 10 von ihnen arbeiten in Zürich; von Österreichs Ökologen hat es nur Evolutionsökologe Ulf Dieckmann (28.) vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in Laxenburg unter die Top 50 geschafft. Unter den deutschen Instituten stechen besonders die beiden Jenaer Max-Planck-Institute für Chemische Ökologie und Biogeochemie hervor sowie das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Leipzig-Halle.



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Letzte Änderungen: 14.11.2012