Editorial

Biodiversität und Klimawandel

Zitationsvergleich 2002 bis 2005: Tier- und Pflanzenökologie
von Lara Winckler, Laborjournal 10/2008


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Tier- und Pflanzenökologie
Tierökologie nur schwach vertreten ©iStock

Die Pflanzenökologen dominieren diesen Vergleich, insbesondere die Agrar- und Forstökologen unter ihnen. Mit weitem Abstand folgen die Ökologen des nassen Elements, darunter die Fischerei- und Fließgewässerforscher. Die Tierökologen warten mit einigen exotischen Themen auf, sind jedoch eher abgeschlagen.

Erstmals definierte Ernst Haeckel den Begriff "Ökologie" im Jahre 1866: "Unter Oecologie verstehen wir die gesamte Wissenschaft von den Beziehungen des Organismus zur umgebenden Außenwelt, wohin wir im weiteren Sinne alle 'Existenz-Bedingungen' rechnen können." Dementsprechend behandeln Tier- und Pflanzenökologen die Interaktionen zwischen Tieren und Pflanzen wie auch zwischen den verschiedenen Organismen und den Umweltfaktoren, die auf sie wirken.

Von dieser Publikationsanalyse sind die mikrobiellen Ökologen ausgeschlossen - sie würden den Vergleich überproportional dominieren. Sie dürfen sich auf die Publikationsanalyse "Mikrobiologie" freuen, die im nächsten Jahr wieder durchgeführt wird.


Kohlenstoffkreislauf zu Land, Wasser und Luft

Doch auch ohne die "ganz Kleinen" ist die Ökologie immer noch "fuzzy". Die Grenzen etwa zur Geographie und Geologie sind fließend, ebenso wie zur Umweltchemie und Toxikologie. Mit der immer rascheren Veränderung des Klimas rücken auch die Klimatologie und Meteorologie in den Forschungsfokus.

Klimawandel, Umweltverschmutzung und steigende CO2-Werte sind folglich Top-Themen in diesem Vergleich. Dazu gehören vor allem Arbeiten zur Bestimmung der Kohlenstoffkreisläufe und -bilanzen von Ökosystemen. An diesen scheinen besonders viele Kollegen interessiert zu sein, entsprechend stark werden einige Artikel zum Thema zitiert. Etwa diejenigen, welche die Gruppe um Eva M. Falge (8.) bis 2006 an der Pflanzenökologie der Uni Bayreuth durchführte: Gleich drei Paper platzierten Falge et al. unter den zehn meistzitierten.

Auch Manuel Gloor (25.), der bis 2003 am MPI für Biogeochemie in Jena Modelle der Landvegetation sowie CO2-Quellen und -Senken analysierte, brachte einen Artikel zu diesem Themnkomplex unter die Top 10.

Jena ist übrigens die bei weitem die "stärkste" Stadt in diesem Vergleich: 15 Forscher kamen unter die Top 50, die ausnahmslos den beiden dort ansässigen Ökologie-Instituten der Max-Planck-Gesellschaft angehören (MPIs für Biogeochemie sowie für chemische Ökologie).

Zwei der meistzitierten Artikel gehen dagegen an Meerestierökologen. Darunter auch die Nummer eins, in der Boris Worm (7.) von der Uni Kiel mit einem US-Kollegen die Auswirkung von Überfischung und Klimaerwärmung auf die Biodiversität im Meer untersucht.

Der Einfluss der zunehmenden Ozeanversäuerung auf deren Bewohner ist ebenfalls als Thema gut vertreten. Einer der Repräsentanten ist etwa Ulf Riebesell (33.) von der Marinen Biogeochemie am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel, der sich vor diesem Hintergrund die Kalkgehäuse der Diatomeen anschaut.

Das Team um den Erstplatzierten Teja Tscharntke, Agrar-ökologie der Uni Göttingen, arbeitet an einem weiteren Top-Thema dieses Vergleichs: Die Analyse der Ursachen für Biodiversität und ökologische Funktionen in Agrarlandschaften. Dabei geht es vor allem um "Bottom-up" und "Top-down"-Effekte bei der Regulation von Populationen, wozu etwa die Interaktionen zwischen pflanzenfressenden Insekten und ihren Gegenspielern zählen


Wer mit wem wechselwirkt - und wie

Wechselwirkungen von Pflanzen mit Parasiten interessieren auch einen der wenigen Landtier-Ökologen im Vergleich: Konrad Fiedler (41.) studiert die Interaktionen und die Co-Evolution von Wirt und Parasit, etwa von Bläulingen und den Ameisen, die die Raupen dieser Schmetterlinge essen, sowie zwischen den Raupen und ihren Wirtspflanzen.

Zu den "Exoten" unter den Tier- und Pflanzenökologen sind die Flussökologen um James Ward (24.) zu zählen, der bis zu seiner Emeritierung im Herbst 2002 die Aquatische Ökologie an der ETH Zürich wie auch die Limnologie an der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (EAWAG) in Dübendorf leitete. Sein Ex-Kollege Klement Tockner (30.) führt dort die Untersuchung alpiner Fließgewässer, die sich durch geringe Biodiversität und eingeschränkte Wechselwirkung mit der Umgebung auszeichnen, fort.

Eine andere "Exotin" ist Monika Hilker (35.), Biologin an der FU Berlin. Ihr Fokus liegt unter anderem auf der chemischen Kommunikation zwischen Organismen, speziell der Chemoökologie zwischen Insekteneiern, ihren Wirtspflanzen und ihren Fressfeinden.

Insgesamt arbeiteten sechs der Top 50-Forscher zumindest zeitweise zwischen 2002 und 2005 an einem Schweizer Institut, am höchsten rangiert der Zürcher Pflanzenökologe Bernhard Schmid auf Platz 10. Österreich ist mit zwei Wissenschaftlern vertreten - deren "Primus": Ulf Dieckmann vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) auf Platz 11.


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Letzte Änderungen: 17.10.2008