Editorial

Die Krankmacher

Zitationsvergleich 2001 bis 2004: Ernährungsforschung
von Lara Winckler, Laborjournal 12/2007


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Krankmacher

Kernthemen der Ernährungsforschung waren 2001 bis 2004 Lebensmittel, die zwar satt machen, aber dem Körper dennoch nicht gut tun. In milden Fällen führen sie "nur" zu Übergewicht, oft genug aber verursachen sie schwere Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Krebs. Besonders hervorgetan haben sich das Deutsche Institut für Ernährungsforschung in Potsdam und das Wissenschaftszentrum Weihenstephan der TU München.

Die Krankmacher? Es geht aber doch um Ernährung? Richtig, doch ein Blick auf die Themen der Top 50 unter den Ernährungswissenschaftlern im deutschsprachigen Raum lässt an der positiven Natur von Nahrungsmitteln zweifeln.

Die einen machen schnell dick, die anderen krank - dies jedoch langsam. Längst ist der Body Mass Index kein Fremdwort mehr, und nicht nur über dem großen Teich gibt es Übergewichtige. Auch hier werden mittlerweile Zahlen genannt: Fünfzig Prozent der Deutschen sind übergewichtig, zehn Prozent gar stark.


Übergewicht...

Übergewicht - vor allem bei Kindern und Jugendlichen - ist denn auch ein Hauptthema der Ernährungsforschung in der Jahren 2001 bis 2004. Zumindest einige der Übergewichtigen bekommen ihre Bürde bereits in die Wiege gelegt. Wenn sie nicht schon eine genetische Prädisposition für Adipositas mitgebracht haben, so kann - dies vermuten die Münchner Pädiater Berthold Koletzko (25.) und Rüdiger von Kries (9.) - die Ernährung der Mutter während Schwangerschaft und Stillzeit das Risiko für Übergewicht, Diabetes und Allergien im heranwachsenden Kind stark beeinflussen.


...und Krebs

Der Zusammenhang zwischen Ernährung und dem Risiko chronischer Erkrankungen, insbesondere von Krebserkrankungen, ist auch Forschungsschwerpunkt von Heiner Boeing (1.), Leiter der Epidemiologie am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke. In der auf zehn Jahre angelegten EPIC-Studie untersuchten Boeing und Manuela Bergmann (22.) die Beziehungen zwischen Ernährung und Krebs sowie anderen chronischen Erkrankungen.

Der meistzitierte Artikel stammt zusammen mit zwei weiteren Top 10-Artikeln von der Gruppe um Andreas Pfeiffer (5.), Leiter der Abteilung Klinische Ernährung am DIfE Potsdam. Pfeiffer und sein Team erforschen die Pathogenese von Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes mellitus und Metabolischem Syndrom durch nahrungsabhängige Komponenten. Im topplatzierten Artikel untersuchen sie den Einfluss der Plasma-Adiponektin-Konzentration auf das Risiko, Diabetes zu entwickeln.

Das DIfE Potsdam wurde 1992 gegründet und zählt heute mit seinen 232 Mitarbeitern zu den größten Instituten für Ernährungsforschung. Entsprechend viele Mitarbeiter entsendet es: Dreizehn der Top 50 arbeiteten zwischen 2001 und 2004 zumindest zeitweise im DIfE. Damit führt es das Institutsranking an, dicht gefolgt vom Weihenstephaner Wissenschaftszentrum für Ernährung, Landnutzung und Umwelt der TU München. Hier erforscht Hannelore Daniel (10.), Leiterin der Ernährungsphysiologie und eine von acht Frauen im Vergleich, die Wirkung von Nährstoff- und Nicht-Nährstoff-Komponenten in der Nahrung auf den Säugetiermetabolismus.

Nur wenige der Top 50-Ernährungsforscher arbeiten an der ganz normalen Physiologie des "täglich Brot". Thomas Hoffmann (18.) von der Lebensmittelchemie an der TU München zum Beispiel, bis 2006 Direktor am Institut für Lebensmittelchemie der Uni Münster. Er hat seinen Schwerpunkt auf der funktionellen Charakterisierung physiologisch aktiver Nährstoffe, etwa Alapyridain, das den Geschmack von süßen, salzigen und umami-artigen (Glutamat) Geschmacksstoffen verstärkt.



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Letzte Änderungen: 10.02.2008