Editorial

Makuladegeneration und Glaukom

Zitationsvergleich 2001 bis 2004: Augen- und Sehforschung
von Lara Winckler, Laborjournal 11/2007


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Auge
Photo: Fotolia/Marko Kovacevic

Die Augenforschung im deutschsprachigen Raum spielte sich von 2001 bis 2004 vor allem in München, Heidelberg, Erlangen und Wien ab, aber auch Zürcher sind gut vertreten. Klarer Forschungsschwerpunkt sind Erkrankungen der Retina.

Die Ophthalmologie hat die Erforschung des Auges zum Thema - das grenzt den Kreis der in Frage kommenden Wissenschaftler recht gut ab: Abgesehen von einigen Humangenetikern und Entwicklungsbiologen arbeitet das Gros der Augen- und Sehforscher in den Augenkliniken der Universitäten.

Lediglich die Trennung von der Neurobiologie und Neurologie ist etwas schwammig, findet doch das eigentliche "Sehen" vor allem im Gehirn statt, bei der Verarbeitung der eingefallenen Lichtreize im visuellen Cortex und in übergeordneten Zentren. In diesem Zitationsvergleich wird die Grenze direkt hinter der Retina gezogen. Alles innerhalb des Auges, inklusive Neuroretina, gehört dazu, der Sehnerv nicht mehr.


Ein bisschen Neuroforschung, ...

Trotzdem finden sich auch ein paar Neurowissenschaftler und den Ophthalmologen im Vergleich: Da wäre Reto Weiler (34.) von der Neurobiologie der Uni Oldenburg, der die Rolle von Connexinen bei der visuellen Signalübertragung erforscht und die Gap Junctions der synaptischen Komplexe von Photorezeptorzellen und Horizontalzellen, während die unterschiedlichen Typen von Bipolarzellen in der Mausretina Thema von Heinz Wässle (38.) und seiner Kollegin Silke Haverkamp (46.) vom MPI für Hirnforschung in Frankfurt sind.

Haverkamp ist eine von neun Frauen im Vergleich, gleich drei finden sich unter den Top 10. Unter ihnen ist Ursula Schmidt-Erfurth (2.), Leiterin der Uniklinik für Augenheilkunde und Optometrie Wien. Sie beschäftigt sich mit dem Top-Thema unter den deutschsprachigen Augen- und Sehforschern der Jahre 2001-2004, den Erkrankungen der Retina, speziell der Makula - allein für neun der Top 10 der Forschungsfixpunkt, um den sich alles dreht.


...reichlich Retinadegeneration, ...

Bei der Altersbedingten Makuladegeneration (AMD) kommt es zu Gefäßwucherungen unter der Retina (chorioidale Neovaskularisation), Makulaödemen und Blutungen. Derzeit werden eine ganze Reihe von AMD-Medikamenten getestet. Haverkamp verdankt mehr als die Hälfte ihrer Zitierungen international angelegten Multicenterstudien zum Photosensibilisator Verteporfin, der sich speziell in die Gefäßwucherungen einlagert. Gleiches gilt für ihren Mitarbeiter Stephan Michels (7.), der 2003 mit ihr zusammen von Lübeck nach Wien wechselte, und Horst Laqua (10.), Direktor der Lübecker Klinik für Augenheilkunde.

Auch der meistzitierte Ophthalmologe, Jost Jonas (1.), hat den Forscherblick fest auf Erkrankungen der Makula gerichtet. Jonas und seine Mitarbeiter Robert Degenring (4.) und Ingrid Kreissig (6.) von der Mannheimer Augenklink der Uni Heidelberg suchen nach Abhilfen bei Makulaödem und diabetischer Retinopathie, bei welcher die innerste Schicht der kleinen Netzhaut-Blutgefäße geschädigt wird (Mikroangiopathie). Drei Artikel des Teams zur Injektion des Entzündungshemmers Triamcinolon in den Glaskörper sind unter den Meistzitierten vertreten.


...sterbende Sehzellen...

Heidelberg entsendet zusammen mit München die meisten Forscher des Vergleichs, Wien und Erlangen teilen sich Platz 2 im Städteranking; Zürich und Lübeck schlagen sich mit jeweils vier der Top 50 ebenfalls gut. Die Zürcher Gruppe um Charlotte Remé (32.) widmet sich der Retinarettung durch Verhinderung von Sehzell-Apoptose bei AMD und Retinitis Pigmentosa (RP). Der Weltpräsident der Augenärzte und Erlanger Emeritus Gottfried Naumann (30.) sucht die Ursachen für das Glaukom - den Grünen Star -, der durch den Verlust an Nervenfasern des Nervus opticus definiert wird und - ebenfalls durch Sehzell-Apoptose - charakteristische Gesichtsfeldausfälle (Skotome) nach sich zieht.

Aus Heidelberg stammt mit dem Entwicklungsbiologen Joachim Wittbrodt (15.) einer der wenigen Nicht-Augenkliniker im Vergleich. Wittbrodt beobachtet an Medaka und Zebrafisch die Entwicklung der Augen und speziell der Retina. Die beiden Humangenetiker unter den Top 50 dagegen, Andreas Gal (8.) und Bernhard Weber (42.), suchen nach genetischen Ursachen der Hörsehbehinderung Usher-Syndrom und der AMD.


...und ein paar Kataraktforscher

Die Kataraktoperation gehört zu den ältesten Augenoperationen überhaupt - der "Starstich" wurde bereits in babylonischer Zeit getätigt. Die Operation des Grauen Stars hat sich seither zum Glück verfeinert, moderne Starstecher wie Oliver Findl (20.) und sein Team an der Wiener Augenklinik entwickeln zudem verschiedene intraokulare Linsen, die entweder vor oder hinter die Iris platziert oder anstelle der getrübten Linse eingesetzt werden.


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Letzte Änderungen: 10.02.2008