Editorial

Lab Cooking: Panierte Zucchini

Kai Herfort


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Zucchhini, Joghurt-Dip, Couscous: frisch, leicht, lecker. Ist das vielleicht sogar gesund? Fotos: Helga Lorenz und Kai Herfort

Kürbisse – und nichts anderes sind Zucchinis – verschaffen dem Schrebergärtner das Erfolgserlebnis schlechthin: schnelles Wachstum und monstergroße Früchte. Da wird schon mal mehr angepflanzt, als man selber oder die Familie essen kann. Und schließlich wird‘s selbst dem begeisterten Gärtner zu viel. So viel Ratatouille und Schmor­gemüse wird irgendwann langweil­ig. Da hilft nur noch, weniger anzupflanzen und die Dinger nicht so lange wachsen zu lassen. Und: neue Zucchinirezepte. Hier ist eines. Die Zucchini wird hier zum Schnitzel des Kleingärtners.

Wenn der Opa früher mit den Zucchinis aus seinem Garten anrückte, haben seine Enkel die Augen verdreht. Das ist kein Kinder­gemüse. Aber manchmal kam auch die Oma mit, und die hat die Zucchini dann in Scheiben geschnitten, paniert und ausgebacken. Das roch schon mal toll und schmeckte dann auch allen. Zugegeben: Die Kids sind reflexmäßig zum Kühlschrank gerannt und haben sich das Ketchup geschnappt, um sich diese Süßigkeit an ihre Zucchinis zu schmieren. Aber auch das geht vorbei.

Mancher Erwachsener kann mit Zucchinis ebenfalls nichts anfangen. Der Geschmack ist nicht wirklich intensiv und versteckt sich gerne hinter Gewürzen. Aber unter seiner Panade fühlt sich die Zucchini offensichtlich wohl und verbreitet einen angenehmen Eigengeschmack.

Schrebergarten meets Orient

Was passt zu panierten Zucchinis? Die Kinder waren auf der richtigen Fährte: Ein Dip! Um es sommerlich frisch zu gestalten, nehmen wir einen Joghurt-Dip. Mit Minze und Kreuzkümmel. Tun Sie sich und Ihrem Gaumen einen Gefallen und nehmen Sie keinen entfetteten und damit geschmacks­entkernten Joghurt. Bei 0,1 Prozent Fett bleibt als Geschmack nur noch die Säure – und nebenbei: Von 3,5 Prozent Fett im Joghurt ist noch keiner dick geworden.

Der Kreuzkümmel und die Minze geben dem Ganzen eine orientalisch/nordafrikanische Note. Die greifen wir auf und machen Couscous dazu. Das ergibt einen schönen Dreiklang.

Einkaufsliste
für 2 Personen

» Zucchini 4-6 cm dick:1-2 Stück
» Couscous:ca. 200 g
» Joghurt (ca 3,5% Fett):500 g
» Minze:1 Bund
» Kreuzkümmel:Pulver
» Eier:2 Stück
» Paniermehl:fein

Außerdem:Salz, Chilipulver, Weizenmehl, Öl, Weißweinessig

Material:» 1 Pfanne
» 1 Teelöffel
» 1 Esslöffel
» 1 Gabel
» 1 Kochmesser
» 1 Pfannenwender
» 1 Herdplatte
» 1 kleiner Topf mit Deckel
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Minze hacken
2018_06c
Zucchini schneiden
2018_06d
Zucchini panieren
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Zucchini braten
Los geht‘s!

» Der Dip: Einen kleinen Bund Minze waschen und mit dem Kochmesser kleinhacken. Sie können auch getrocknete Minze nehmen. Da brauchen Sie aber eine erschreckend große Menge, um ein Geschmackserlebnis zu erzielen. Etwa 4 Esslöffel auf 500 g Joghurt. Zur Minze kommen ein Teelöffel Salz, ein Teelöffel Weißweinessig und zwei Teelöffel gemahlener Kreuzkümmel (Cumin). Joghurt drauf, verrühren und beiseite stellen. Fertig.

» Couscous: Eine Tasse Wasser mit einem knappen Teelöffel Salz in einem kleinen Topf zum Kochen bringen. Eine halbe Tasse Couscous dazugeben, umrühren. 10 Minuten quellen lassen. Ab und zu mal rühren. Abgedeckt beiseite stellen. Fertig.

» Zucchinis: An beiden Enden etwa 2 cm entfernen. Den Rest in zirka 5 mm dicke Scheiben schneiden. Zwei Eier aufschlagen und in einem tiefen Teller mit einem Teelöffel Salz mit einer Gabel verquirlen

» Je einen tiefen Teller mit Weizenmehl und mit Paniermehl bereit stellen

» Die Zucchinischeiben zuerst in Mehl, dann in Ei, dann in Paniermehl wälzen. Dabei sollten möglichst keine unbedeckten Stellen entstehen. Die fertig panierten Scheiben beiseite stellen.

» Öl in der Pfanne erhitzen und die panierten Zucchinischeiben goldgelb braten. Darauf achten, dass immer genug Öl in der Pfanne ist. Wenn sich zu viele Semmelbrösel am Pfannenboden absetzen und dunkel werden, sollten Sie die Pfanne zwischendrin mit Küchenkrepp auswischen (Vorsicht, heiß!) und mit frischem Öl weiterbraten.

» Garzeit? Die brauchen Sie nicht zu beachten. Ist die Panade goldbraun, sind die Zucchinis perfekt.

» Der Couscous müsste jetzt noch warm und servierbereit sein. Wenn er Ihnen zu kalt ist, können Sie ihn in der Mikrowelle nachbehandeln.


Warum panieren?

Weil‘s schmeckt. Manche Kinder kratzen die Panade von den Fischstäbchen ab und schieben ihren Eltern den völlig überflüssigen Fisch zu. Panade ist knusprig, ist aus Ei und Brot – also aus Dingen, die wir seit Kindertagen gewohnt sind. Lecker. Später im Leben merkt man vielleicht, dass auch das, was zwischen den beiden Panadeschichten steckt, gut ist. Und dass es sogar besonders zart und saftig ist. Wie kommt‘s? Das Öl ist 175-225 °C heiß. Legt man das panierte Stück da rein, wird das Wasser aus der äußeren Schicht verdampft. Es findet eine Trocknung statt. Die trockene Panade ist zum einen ein schlechter Wärmeleiter, zum anderen verhindert der Wasseranteil im Inneren ein Ansteigen der Temperatur über 100 °C. Das Innere wird also relativ langsam und sanft gegart.


Kreuzkümmel – Cumin

Cuminum cyminum ist ein Doldenblütler. Zu dieser Familie gehört auch der einheimische Kümmel. Beides sind Gewürzpflanzen, denen auch Heilwirkung zugeschrieben wird. So gibt es inzwischen Kreuzkümmel-Dragees, -Pulver, -Tees, -Pastillen, -Öl, und so weiter. Ein Rezept dafür müssen Sie sich nicht vom Arzt holen, die Kreuzkümmel-Sachen können Sie auch so kaufen. Nebenwirkungen gibt es keine.

Aber gibt es Wirkungen? Die Volksmedizin behauptet: Ja! Die erste Frage ist natürlich: Wer ist die Volksmedizin, und warum kann die so etwas behaupten? Ist es so wie mit der Volksmusik? Die wird von allen möglichen Leuten gemacht – nur nicht vom Volk.

Allerdings gibt es historische Quellen: In der traditionellen chinesischen Medizin wurde Cumin verwendet, und es gibt Hinweise auf seine Nutzung als Heilpflanze im alten Rom. Also haben Menschen es wohl tatsächlich schon seit langer Zeit zur Heilung eingesetzt. Statistisch gesicherte klinische Studien zur Wirkung von Cumin-Inhaltsstoffen gibt es bislang aber nicht. Wirkungsstudien gibt es ebenfalls nur wenige – und wenn, dann meistens nur an Ratten oder Mäusen.

Folgende Wirkungen stehen unter dem Verdacht mit Cumin in Zuhammenhang zu stehen:

» Es könnte durch Hemmung der Aldosereduktase und der alpha-Glukosidase den Blutzuckerspiegel senken. Interessant für Diabetiker.

» Antiepileptische Wirkung. Getestet nur an Garten-Schnecken.

» Anti-Osteoporose-Wirkung. An Ratten getestet. Statistisch nicht abgesichert.

Wenn Sie Cuminprodukte kaufen, werden Ihnen folgende Wohltaten versprochen: Appetitanregend, Linderung bei Magen-Darm-Problemen, krampflösende Wirkung, Verdauungsförderung, Förderung des Stoffwechsels, Linderung bei Kopf- und Zahnschmerzen, antibakterielle Wirkung, vermindert Mundgeruch.

Bestätigt ist nur die appetitanregende Wirkung – insbesondere bei Verwendung in Joghurt-Dips, gemeinsam mit frischer Minze.


Die größten Beeren

Ein Botaniker definiert eine Beere etwa so: Es ist eine Schließfrucht, entstanden aus einem oder mehreren Fruchtblättern, von denen zwei Schichten fleischig geworden sind. Schließfrucht deswegen, weil die Frucht als Ganzes ungeöffnet von der Pflanze abfällt. Es sei denn natürlich, Opa erntet sie vorher.

Die Zucchini ist eine Kürbisart, Cucurbita pepo. Und Kürbisse sind botanisch gesehen Beeren. Mitunter sind sie sogar die größten Beeren der Welt.

Erdbeere, Himbeere und Holunderbeere dagegen sind keine Beeren, weil ihr fleischiger Anteil aus anderen Blütenbestandteilen entstanden ist. Volksmund hin oder her.



Letzte Änderungen: 13.11.2018