Editorial

Buchbesprechung

Kay Terpe




Andy Weir:
Der Marsianer

Broschiert: 512 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (13. Oktober 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453315839
ISBN-13: 978-3453315839
Preis: 14,99 Euro (Broschiert), 11,99 Euro (eBook)

Ganz allein

Ein tot geglaubter Astronaut bleibt allein auf dem Mars zurück – mit unzureichender Ausrüstung und zu wenig Nahrung. Welch Glück, wenn man in einer solchen Notlage Biologe ist!

Was macht ein Botaniker auf dem Mars? Er versucht zu überleben. Mark Watney gelangt während der dritten „Ares“-Mission auf die Mars­oberfläche. Der studierte Bota­niker und Ingenieur ist das Besatzungsmitglied mit dem niedrigsten Rang. Im Grunde ist er der Hausmeister, der Blumen­gießen kann. Während eines starken Sandsturms muss die Crew den Planeten verlassen; Mark verletzt sich und wird für tot gehalten. Und hier sind die Vorschriften eindeutig: Falls jemand auf dem Mars stirbt, bleibt er zurück. So strandet Mark auf dem Mars in einer Wohnkuppel, die 31 Tage stabil bleiben soll, samt Nahrungsvorräten für 300 Tage. Die Kommunikationsanlage ist zerstört und die nächste Raummission soll erst in vier Jahren 3.200 Kilometer entfernt landen. Eine aussichtslose Situation!


Autor Andy Weir bei einer Lesung Foto: Google Books

Robinson Crusoe war gestern...

Aber Mark betrachtet sein Los unglaublich analytisch – und versucht, es stückchenweise zu verbessern. Er rationiert das Essen, putzt die Solarkollektoren und hält die Wohnkuppel instand. Dennoch droht ihm auf absehbare Zeit der Hungertod. Aber für jedes Problem entwickelt Mark einen Plan. Getreu nach dem Motto „Kein Plan überlebt den ersten Kontakt mit der Realität“ kämpft er sich durch immer neue Probleme.

Aber warum wurde ein Botaniker auf den Mars geschickt? Nun ja, man wollte herausfinden, wie gut die Pflanzen in der niedrigen Marsschwerkraft gedeihen und was man mit dem marsianischen Erdreich anfangen kann. Die Antwort lautet: eine ganze Menge. Und so baut Mark die Wohnkuppel zu einem Gewächshaus um. Jedes Fitzelchen organische Materie wird kompostiert und nichts wird mehr im Todesklo heruntergespült. Marks (Pardon!) Arsch trägt genauso zum Überleben bei wie sein Kopf. Er berechnet alles ganz genau; er weiß, wieviele Kalorien er pro Tag braucht und wie viel Wasser ein Kubikmeter fruchtbare Erde enthalten muss. Jede Analyse stellt ihn vor neue Herausforderungen. Wasser stellt er aus dem Kohlendioxid der Marsatmosphäre und dem restlichen Hydrazin der Treibstofftanks her. Jede Fläche wie Koje, Schrank oder Bett wird zum Hochbeet umgebaut. Der Leser erfährt, dass das Leben an ein paar Kartoffeln hängen kann und wie es ist, wenn die Wohnkuppel nach Ammoniak und Fäkalien stinkt.

... Mark Wartney ist heute

Während seines Überlebenskampfes neigt Mark zu gedanklichen Übertreibungen und zum Sarkasmus: So ist die Chemie ein unordentliches Biest, die Mathematik eine dreckige Lügnerin, die Mitarbeiter der NASA sind Eierköpfe, die meisten Botaniker Hanfanbauer und seine Wohnkuppel ist die Hölle. Zeit hat er im Überfluss. Und so erkundet er den Mars mit dem Marsrover, hört Discomusik, guckt Serien, liest und beschäftigt sich mit philosophischen Fragen: „Wie kommt es, dass Aquaman die Wale kontrollieren kann? Sie sind Säugetiere! Das ist doch Unsinn.“

Aber auch technisch hat Mark es drauf. Er baut den Rover zum Solarmobil um und benutzt Plutonium 238 als Wärmequelle. Er kann das ganze technische Equipment warten, zerlegen und wieder zusammensetzen. Die Pathfindersonde wird von ihm geborgen und repariert. Auf seinen Ausflügen navigiert er nach dem Mond Phobos. Mark ist der erste Fernfahrer auf der uralten Wüste Mars und der erste, der allein auf einem Planeten sitzt (mit Ausnahme des kleinen Prinzen vielleicht!).

Rettung naht... aber rechtzeitig?

Irgendwann bemerkt die NASA, dass ihr Astronaut noch am Leben ist. Ähnlich wie bei Apollo 13 wird sodann getüftelt, geplant und improvisiert, um Mark zu retten.

Der Roman, im Tagebuchstil geschrieben, ist unglaublich realistisch. Die Romanfigur Mark Watney teilt dem Leser seine Gedankengänge mit und der ist gefühlt dabei. Dem Softwareentwickler Andy Weir brachte sein Debütroman durchschlagenden Erfolg: Der Marsianer stürmte in den USA die Bestsellerlisten und wird derzeit von Star-Regisseur Ridley Scott verfilmt, mit Matt Damon in der Titelrolle. Nicht nur Science-Fiction-Fans werden dieses Buch nicht vorzeitig aus der Hand legen. Fesselnd!




Letzte Änderungen: 05.05.2015