Editorial

DVD-Rezension

Winfried Köppelle




Tony Mitchell & Simon Lloyd
Als die Dinosaurier die Welt beherrschten


Regisseur(e): Tony Mitchell, Simon Lloyd, David Tibbles, Anthony Wilkinson
Format: Dolby, Letterboxed, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 4:3 - 1.33:1
Anzahl Disks: 2
FSK: Ohne Altersbeschränkung
Studio: Polyband/WVG
Erscheinungstermin: 24. Februar 2012
Produktionsjahr: 2005
Spieldauer: 260 Minuten
ASIN: B006WVESVI
EUR 13,99

Auch als Blu-ray erhältlich



Die letzten Tage der Dinosaurier

Format: Dolby, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
FSK: Freigegeben ab 6 Jahren
Studio: Polyband/WVG
Erscheinungstermin: 24. Februar 2012
Produktionsjahr: 2010
Spieldauer: 60 Minuten
ASIN: B005XSCFUM
EUR 14,99

Auch als Blu-ray erhältlich

Feldforschung - Dramatische Dino-Dokumentationen

Dinoforscher Paul Sereno mit Forschungsobjekt. Foto: Jason Smith/Univ. of Chicago

Wollen Sie Paläontologen bei der Arbeit beobachten oder lieber beim Weltuntergang dabei sein?

In der frühen Kreide war Afrika eine üppige „Dinosaurierinsel“, die stetig von Südamerika nach Nordwesten hin wegdriftete. 25 Meter lange und bis zu 44 Tonnen schwere Brachiosaurier stapften auf dem Eiland umher – zapfenzähnige, flachschnauzige Monstren, die 1900 erstmals als Fossil vom US-Amerikaner Elmer Riggs ausgegraben und benannt wurden. Bald darauf machte sich ein kaiserlich-deutscher Grabungstrupp nach Tendaguru/Tansania auf und ließ ab 1909 an der ostafrikanischen Küste einen Hügel umschaufeln, in dem Relikte aus dem Oberjura vermutet wurden. Vier Jahre später verschifften die wilhelminischen Tropenhelmträger mehr als 250 Tonnen versteinerte Dinosaurierknochen in die Reichshauptstadt. Bis heute ist diese vom Berliner Naturkundemuseum organisierte und finanzierte Expedition die erfolgreichste Dinosauriergrabung aller Zeiten.

Weltweit größtes montiertes Skelett

Das prominenteste in Tansania gefundene Fossil war das ab 1937 in Berlin ausgestellte Skelett eines Brachiosaurus brancai. Falls Sie mal da sind, nehmen Sie sich unbedingt einen Tag frei und fahren in die Invalidenstraße. Es lohnt sich. Nach einer zwischenzeitlichen Neupräparation und phylogenetischen Umbenennung in Giraffatitan brancai türmt sich im überdachten Lichthof des Museums seit 2007 wieder das weltweit größte montierte Dinosaurierskelett über den Besuchern auf. Die sterblichen Überreste seines Namensgebers, des seinerzeitigen Museumsdirektors und Tendaguru-Teilnehmers Wilhelm von Branca, liegen 600 Kilometer südlich im Familiengrab auf dem Münchner Nordfriedhof.

In der fünfteiligen US-Dokumentarreihe Als die Dinosaurier die Welt beherrschten dürfen wir die Skelettausgräber von damals und heute bei ihren Expeditionen begleiten. Aus dem Nähkästchen plaudert zum Beispiel der deutsche Wirbeltierpaläonto­loge Oliver Rauhut, der heute an der Bayerischen Staatssammlung in München tätig ist, und sein amerikanischer Kollege Paul Sereno von der University of Chicago. Letzterer entdeckte 1988 im argentinischen „Tal des Mondes“ als Erster einen weitgehend unversehrten, 230 Millionen Jahre alten Herrerasaurus-Schädel samt dazugehörendem Skelett und jede Menge weiterer Raritäten.


Im Angesicht des Killermeteoriten: Szene aus Die letzten Tage der Dinosaurier. Abbildung: Polyband/WVG

Harte Kerle mit feuchten Augen

Sereno und seine Kollegen sind coole Typen – braungebrannte Abenteurer im Stil eines Indiana Jones, die wochenlang bartstoppelig neben ihrem Pickup in der Wüste campieren, durchlöcherte Steinbrocken an Lederbändern um den Hals tragen und selten ohne breitkrempigen Hut anzutreffen sind. Doch wenn sie verzückt von ihren Raritätenfunden erzählen, werden plötzlich die Augen hinter der Hornbrille feucht.

Immer wieder werden die Szenen schwarz-weiß, und wir blicken anhand von Originalaufnahmen zurück in die Historie der Dinoforschung. Etwa auf die berühmte Expedition von Ernst Strohmer anno 1912 in die Wüste von Westägypten. Damals fand die deutsche Paläontologen-Legende Teile des legendären Spinosaurus, dem Hollywood im Jahr 2001 in Jurassic Park III ein unpräzises aber spektakuläres Denkmal setzte. 1944 zerstörte ein alliierter Bombenangriff die in München gelagerten einzigartigen Exponate dieses Urzeitriesen.

Auf der DVD sind wir bei der mühsamen Suche heutiger Wissenschaftler nach weiteren Spinosaurus-Fossilien dabei; wir verfolgen die Rekonstruktion eines 68 Millionen Jahre alten Resonanzkörpers aus einem Parasaurolophus-Kopfkamm und wir lernen Scipionix aus Italien kennen – das bis dahin erste Dinofossil, an dem noch Weichteil-Reste kleben. 260 Minuten lang geht das so weiter und es kommt nie Langeweile auf, auch wenn die Tricktechnik auf dem Stand von vor zwölf Jahren ist und die Computer der Forscher mit 12-Zoll-Bildschirmen und Diskettenlaufwerken auch recht paläontologisch wirken.

Wer hingegen mehr auf Meteoriteneinschläge und alles vernichtende Feuerwalzen steht, der ist mit Die letzten Tage der Dinosaurier bestens beraten. Jedem das Seine!




Letzte Änderungen: 27.12.2012