Auf welche Paper Forscher wirklich stolz sind

(16.04.2021) ... Nicht selten sind es ganz andere als diejenigen mit den besten Impact-Werten.
editorial_bild

Editorial

Welche Ihrer Paper würden Sie als „groß“ bezeichnen? Oder anders gefragt: Auf welches Paper sind Sie am meisten stolz?

Sind es nur die „offensichtlichen“? Also diejenigen, die Sie in vermeintlich großen Journals mit hohem Impact-Faktor platzieren konnten – Nature, Science, Cell und Konsorten?

Oder wecken nicht vielleicht doch andere „Werke“ besonders tiefe Genugtuung in Ihnen – selbst wenn diese damals nur in Blättern aus der zweiten oder dritten Reihe erschienen?

Etwa dieses eine Paper, weil Sie gerade dafür besonders große Klippen umschiffen mussten – und hierbei eigentlich erst lernten, wie Forschung und Wissenschaft tatsächlich funktionieren?

Editorial
Elegant und fruchtbar

Oder womöglich auch dieses andere, das zwar zugegebenermaßen ziemlich unausgegoren daherkam, aber nichtsdestotrotz die allerersten Hinweise enthielt, in welche Richtung Sie Ihr Forschertreiben nachfolgend lenken sollten?

Und was ist mit diesem unscheinbaren, kleinen Artikel, in dem Sie eine verblüffend elegante Lösung für ein bestimmtes Problem beschrieben, auch wenn das Resultat selbst nicht gerade „earthshaking“ war?

Und dann – klar! – ist da ja noch diese frühe Communication, die aber dennoch den Start von mehreren fruchtbaren und nachhaltigen Kooperationen markierte…

Es gibt folglich vielerlei Gründe, weshalb Sie auf Ihrer persönlichen Werteskala bestimmte Paper aus eigener Feder als „groß“ und wichtig empfinden – und andere eher weniger. Interessanterweise haben die Impact-Faktoren der Zeitschriften, in denen sie erschienen sind, oft nicht wirklich damit zu tun.

Editorial
Schwankende Gutachter-Urteile

Dumm daher, dass Gutachter und Kommissionen dies weiterhin anders praktizieren – und Publikationsleistungen unbeirrbar auf die nach Impact-Faktor kalkulierten Zahlen reduzieren. Oder ist es etwa anders zu werten, wenn jemand gerade auf Twitter berichtet, dass er schon bei mehreren Gelegenheiten den gleichen Förderantrag eingereicht hat, jeweils bevor und nachdem er einen halbwegs „Impact-starken“ Artikel zum Thema draußen hatte – und dass alleine dadurch das Gutachter-Urteil öfter von einem anfänglichen „Nein“ zu einem späteren „Ja“ mutierte?

Dabei, so verriet der Twitterer weiter, rechnete er diese "Schlüsselartikel" im persönlichen Vergleich gar nicht mal zu seinen „großen“ Papern.

Ralf Neumann

(Foto: AdobeStock / F8Studio)

 

Weitere Artikel zum Thema "Paper-Qualität":

 

Zitierungen — Kein Maß für Qualität oder Einfluss

„Warum (fast) alles, was wir über Zitierungen wissen, falsch ist“ — so lautet die Überschrift eines bereits vor Monaten veröffentlichten Tagungsbeitrags...

 

„Impactitis“…

Vier kleine Therapie-Dosen gegen diese heimtückische Krankheit, die in Forscherkreisen weiter verbreitet ist, als es COVID-19 jemals schaffen wird...

 

Ein Plädoyer für den Journal Club

Wo lernt man besser, die Qualität wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu beurteilen, als im guten alten „Literaturseminar“...