Ostasien ruft
(16.07.2020) Schon als Start-up weltweit durchstarten – der International Start-up Campus des Unibundes Halle-Jena-Leipzig macht‘s möglich.
Seit 1995 machen sie schon gemeinsame Sache, die drei größten Unis in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Im sogenannten Unibund Halle-Jena-Leipzig geht es vorrangig darum, bei der Forschung und Lehre zusammenzuarbeiten. Nun wird das gemeinsame Projekt auch auf Wissenstransfer und Firmengründung ausgeweitet.
Am 1. Juli wurde, Pandemie-konform per Livestream, der International Start-up Campus eröffnet. Und zwar auch mit Mitteln des Bundes. Ende letzten Jahres kam die Zusage über 3,8 Millionen Euro für vier Jahre vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. „Durch unsere langjährige Erfahrung in der Gründungsunterstützung, unsere starken internationalen Partner und unsere Einbettung in den mitteldeutschen Wirtschaftsraum können wir nun mithilfe der Fördermaßnahme EXIST-Potentiale die Internationalisierung der Gründerunterstützung substanziell ausbauen und nachhaltig über alle drei Universitäten verankern,“ sagt Projektleiter Utz Dornberger von der Uni Leipzig in einer Pressemitteilung.
Kontakte nach Vietnam
„International überzeugen“ – so der Name des Förderschwerpunkts, in dem das Campus-Projekt ministerial prämiert wurde – will man vor allem Unternehmer und Investoren in Ostasien – also in China, Japan, aber auch Vietnam. Seit mehreren Jahren ist die Uni Leipzig schon in Vietnam aktiv und gibt dort Kurse zum Thema Kleine und Mittelständische Unternehmen (KMU)-Entwicklung an den Unis in Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt. Auch zu DDR-Zeiten gab es bereits einen intensiven Austausch zwischen den beiden sozialistischen Ländern. Kontakte sind also reichlich vorhanden und sollen nun genutzt werden. Zum Beispiel um deutschen Start-ups den Marktzugang in Asien zu erleichtern.
Passenderweise hat sich der Dreier-Unibund drei Ziele gesteckt, die unter den Projektnamen „Attract“, „Academy“ und „Accelerate“ firmieren. Bei „Attract“ geht es, wie der Name vermuten lässt, darum, internationale Unternehmer nach Mitteldeutschland zu locken. Entweder als Co-Gründer eines Spin-offs der drei Unis (die dann schon in einer sehr frühen Phase international ausgerichtet wären) oder als eigenständiger Entrepreneur, der sich in der Region niederlassen will. Dies soll vor allem durch Kollaborationen mit Forschern des Unibundes bewerkstelligt werden. Netzwerken steht hier also im Mittelpunkt, ebenso wie eine ausgeprägte Willkommenskultur. Ganz nebenbei will man durch das Progamm auch den Wirtschaftsstandort „Mitteldeutschland“ stärken.
Gute Vorbereitung
Ein weiterer Campus-Pfeiler ist der Aufbau einer internationalen Gründungsakademie („Academy“). Hier werden Kurse und Workshops angeboten, die gründungswillige Forscher auf ein Leben in der Wirtschaft vorbereiten sollen. Mehr als 30 Online-Kurse und andere Unterrichtsformate sind in Planung. Im August ist beispielsweise ein Online-/Präsenz-Kurs zum Thema „Personal-Planung, -Management und -Führung in Start-ups“ angesetzt, denn kleine Start-up-Teams können schnell anwachsen und den oder die Gründer überfordern. Außerdem soll es, wie es auf der Webseite heißt, Multi-Day „Boostcamps“, Investor Pitches, Roadshows und Tech-Labs geben.
Schließlich unterstützt der International Start-up Campus auch regionale Start-ups, die den asiatischen Markt mit ihren Produkten erobern möchten („Accelerate“). Die Markteinführung wird begleitet, Investoren akquiriert, Zulieferer identifiziert und Forschungs- & Entwicklungs-Kooperationen in China, Japan und Vietnam angeregt.
„Unsere Shanghai Start-up Class bringt zweimal im Jahr bis zu sechs deutsche Start-ups für eine Dauer von 2–4 Wochen nach Shanghai, um sich dort auf das Business in China vorzubereiten. Vor Ort gibt es einen Arbeitsplatz, spannende Workshops und ein vitales Netzwerk“, verspricht DC-Hub, der Business- und Innovations-Hub Deutschland-China an der Uni Leipzig.
Anderes Business-Ökosystem
Derzeit sind die Reisen nach China jedoch ausgesetzt und in den virtuellen Raum verlagert. Dort erfahren interessierte deutsche Start-ups in einer Web-Seminar-Serie beispielsweise Details zu: „Ähnlichkeiten und Unterschiede der in China und Europa entstandenen Innovationen während COVID-19“ und „Lektionen aus dem chinesischen Start-up-Ökosystem, die wir nicht vom Silicon Valley lernen können“.
Mitteldeutschland schaut über den Tellerrand – bis nach Asien. Gründungswillige Forscher in Leipzg, Halle und Jena können vielleicht schon mal ihr Mandarin aufpolieren.
Kathleen Gransalke
Foto: Pixabay/minanfotos