Editorial

Das Kalenderblatt des Monats Oktober

1. Der Laborheilige des aktuellen Monats ist der Heilige Phoresius, Schutzpatron der Elektrophorese.

(08.10.2004) Phoresius war der Sohn eines armen Schwarzwälder Flößers. Bei seiner Geburt sollen Engelein seiner Mutter ein Lied gesungen haben, das mit dem Reim begann "Wander, wander Teilchen du im Feld dem richtgen Pole zu". Andere sagen dies sei Legende, in Wirklichkeit hätten die Englein gesungen "Schwimme, schwimme du Partikel, die Spannung hat dich schon am Wickel".

Wie dem auch sei, schon früh schnitt der Knabe Weidenruten und band damit die Stämme zusammen. Bald wurde Phoresius selber Flößer und dirigierte die Gebinde die Kinzig hinunter zur freien Reichsstadt Straßburg. Er trug eine rote Weste mit Knöpfen aus Silbertalern und darüber einen dicken Kopf. In allen Gasthäusern im Kinzigtal fürchtete man seine Faust.

Eines Tages, als er auf seinem Floß stand und mit der Stange dirigierte, zog ein Unwetter auf. Die Kinzig schäumte wie ein Wildbach, Blitze zuckten, das Floß löste sich auf und die Stämme schossen zu Tal. Phoresius rettete sich auf drei Stämme, deren Weidenruten noch hielten, doch stieß er auf eine Sandbank, kenterte und fiel ins Wasser. Links und rechts von ihm tanzten Tannenstämme und ein einziger hätte genügt ihn zu zermalmen. Da ergab Phoresius seine Seele Gott und wartete auf den Tod. Da zog eine geheimnisvolle Kraft die Stämme zur Seite und warf sie auf die Ufer. Ein Strömung trug schließlich auch Phoresius dorthin. So war er gerettet und konnte die Ladung auf's neue binden. Phoresius erschütterte diese Begebenheit so, daß er als Mönch ins Kloster Gengenbach eintrat.



2. Dem Forscher zum Geleit

Bitterlich drängt mich mein Sehnen

Zu dem kahlen Resopal

Wo sich die Stunden endlos dehnen

Wo mich erfaßt die kalte Qual

Wo Pipetten in den Ständern hängen

Wie Verbrecher die gerichtet

Wo sich Pufferflaschen drängen

Wie Schafe die den Wolf gesichtet

Wo Gele schweigen, das Laborbuch gähnt

Und Flachbettkammern Folter dräuen

Wo der Kollege als genial erwähnt

den Mist von einem dutzend Säuen.



3. Forschers Trost Der Schlüssel zu allem ist Geduld. Nicht durch Aufschlagen, sondern durch Ausbrüten wird aus einem Ei ein Küken. (Unbekannt)



4. Der Karrieretip Entweder man lebt, oder man ist konsequent. (Erich Kästner)



5. Unser Menuvorschlag Rührfisch in Gelee

Fisch ist gesund! Das gilt besonders für Forscher, deren BatIIa/2-Gehalt nur eine Döner-Kost zuläßt. Das Zeug stammt meistens von der Fleischbank und riecht drei Meter gegen den Wind. Aber Fisch ist teuer und kann man es verantworten, daß für simple Magenbedürfnisse die Ozeane leergefischt werden? Hier ein gesundes Fischgericht, das die Natur nicht belastet: Nehmen Sie einen Zwei-Liter Erlenmeyer und geben Sie 10 g Agar und 2 g NaCl hinein. Beachten Sie: Agar stammt aus dem Meer, es wird aus Algen gewonnen. Nun nehmen Sie einen Rührfisch mittlerer Größe, putzen ihn gut und geben ihn ebenfalls in den Erlenmeyer. Einen Liter Millipore-Wasser zugeben, mit einem Stück Alufolie abdecken und auf den Rührheizer stellen. Unter leichtem Drehen zum Kochen bringen. Wenn der Agar vollständig aufgelöst ist, bis zum Gelierpunkt abkühlen lassen. Heiß verzehren!

Vorteil: Falls Sie hinterher ein Klo mit Zwischenablage benutzen, können Sie den Fisch herausklauben und auf's neue auftischen. Rührfische sind ökologisch nachhaltige Nahrungsmittel.



Letzte Änderungen: 09.10.2004