Editorial

Biotechnica: Schritt zurück nach vorne

Experiment gescheitert: Die Deutsche Messe Hannover hat es nicht geschafft, die Biotechnica als jährliches Ereignis zu etablieren. Ab 2011 wird die „Fachmesse für Biotechnologie und Life-Sciences" wieder im Zweijahres-Turnus stattfinden. Es war allerhöchste Zeit.

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Jährlicher Turnus ade: Die Biotechnica kehrt zum alten Modus zurück

(16. März 2011)  Bis vor sieben Jahren noch war alles glasklar geregelt: In den geraden Jahren gab's die Analytica, in den ungeraden Jahren die Biotechnica. Im Oktober 2001 fuhr man als Laborleiter und Biotech-Gründer folglich nach Hannover, im April 2002 nach München. Eine Life-Science-Messe pro Jahr, das erschien den meisten genau richtig.

2003 allerdings wagte die Messe München GmbH ein Experiment und rief zusätzlich zu ihrer langjährig etablierten „Analytica" die „BioAnalytica" ins Leben. Diese als reine Biotechmesse konzipierte Veranstaltung war eine offensichtliche Attacke auf die Deutsche Messe AG Hannover und ihre wenige Monate später stattfindende „Biotechnica".

Was soll man sagen – das Experiment scheiterte grandios. Schon die geplante zweite „BioAnalytica 2005" wurde mangels Interesse auf Ausstellerseite wieder abgesagt. Seitdem hieß es wieder: „Gerades Jahr, zur Analytica ich fahr'."

Erneuter Versuchsballon, dieses Mal in Niedersachsen

Man sollte meinen, Erfahrungen wie die der gefloppten BioAnalytica seien lehrreich. Nicht immer, wie sich wenig später zeigte. Denn 2007 probierte die Hannoveraner Konkurrenz das Gleiche: mit einem Schwenk zum jährlichen Turnus die Konkurrenz zu ärgern. Die Biotechnica fand von da an jeweils im Oktober 2008, 2009 und 2010 statt. In den geraden (Analytica-) Jahren, wen wundert's, allerdings mit sehr bescheidener Beteiligung: Eine halbleere Halle, lange Gesichter bei den wenigen Ausstellern und Besuchern, und hämische „ich-hab's-ja-gleich-gesagt-dass-das-nix-wird"-Kommentare bei den vielen, vielen Firmen, die gar nicht erst nach Hannover kamen.

Seltsam nur: Trotz der immer wieder erwähnten „Nähe zur Branche" und einer dauernd herausgekehrten „intensiven Zusammenarbeit mit Partnern aus Industrie", dank der die Messegesellschaft „Stimmungen, Trends sowie Entwicklungen aufnehmen" könne, schien man einigermaßen taub für die wirklichen Bedürfnisse der Branche zu sein.

Drei Jahre lang verbreitete man in Hannover Durchhalteparolen, obwohl die Veranstaltungen in den Jahren 2008 und 2010 laut Insiderinformationen hochdefizitär waren und kritische Stimmen immer wieder vor einer Überfrachtung der mitteleuropäischen Messelandschaft mit derlei Mini-Messen warnten. Zumal es mit den Traditions- (und Groß-)ereignissen Medica (Düsseldorf) und Achema (Frankfurt) längst weitere Veranstaltungen für ganz ähnliche Zielgruppen gibt.

Jährlicher Turnus seit gestern Geschichte. Es war Zeit.

Seit gestern ist das Experiment „jährliche Biotechnica" offiziell beendet. Eine Pressemitteilung der Deutschen Messe AG teilt mit: „Die Biotechnica (...) wird von 2011 an wieder im Zwei-Jahres-Turnus ausgerichtet." Und weiter: „Damit stellt sich die Biotechnica flexibel auf die Bedürfnisse der internationalen Branche ein (...) und optimiert die Messestruktur in der Biotechnologie- und Life-Science-Branche."

Schön gesagt. Optimierung durch die Revidierung einer konsequent durchgezogenen Fehlentscheidung. Das hätte man billiger haben können. Ob letztlich wirtschaftliche Gründe (sprich: das Dauerdefizit) oder aber der Druck aus der Industrie (oder beides) den Ausschlag gegeben hat, ist unbekannt. Bekannt hingegen ist, dass die viel zu spät, aber immerhin getroffene Entscheidung tosenden Beifall in der Branche auslösen wird.

Alle sind wieder zufrieden, und das ist doch die Hauptsache. Die nächste Biotechnica wird vom 11. bis 13. Oktober 2011 auf dem Messegelände in Hannover stattfinden. Laborjournal und Lab Times werden wieder mit einem Stand vertreten sein.


Winfried Köppelle



Letzte Änderungen: 04.03.2013