Editorial

Der Fehlerbalken im Auge des Forschers

"Der Charité-Skandal" (Folgen 1-16 und vorläufig letzte Folge 17, Update vom 23. März 2010) -- Es gehen Gerüchte, Forscher an der Charité hätten eine Unzahl von gefälschten Papern veröffentlicht. Höchste Stellen seien verwickelt, der Filz reiche bis nach Hamburg. Selbst Ulrike Beisiegel, Sprecherin des Ombudsman der DFG, Kandidatin für das Präsidentenamt der Göttinger Universität, Ikone der deutschen Wissenschaftsethik, wurde angegriffen.

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Da biegt sich der (Fehler-)Balken

Ergänzungen, Bemerkungen, Einsprüche und Zusprüche von in der Serie „Der Fehlerbalken im Auge des Forschers“ erwähnten Personen.

 

1. Olaf Ninnemann

 

In Folge 5 der Serie „Der Fehlerbalken im Auge des Forschers“ hatte der Laborjournal-Reporter u.a. folgendes geschrieben:

 

„Der zuständige Strahlenschutzbeauftragte Olaf Ninnemann sagte dazu: Er habe Kühbacher und Savaskan damals erlaubt, die Organe an einem Kryostaten zu schneiden, der vor dem Isotopenlabor der Anatomie und Biophysik gestanden sei. Dies deswegen, weil die Radioaktivitätsmenge (ca. 15 µCi) unter der damals geltenden Freigrenze gelegen sei. Er habe die Auflage gemacht, daß Kühbacher den Kryostaten putze und den radioaktiven Müll am HMI entsorge - was der auch getan habe. Im Isotopenlabor habe er, Ninnemann, das 75Se nicht haben wollen, da die Charite keine Umgangsgenehmigung für 75Se gehabt habe. Er habe das den beiden nur an einem einzigen Termin im Dezember 2001 erlaubt. Das sei ein Wochenende gewesen (der 20.12.01 und der 14.2.02, an denen Savaskan geschnitten haben will, waren Donnerstage). Kühbacher habe die radioaktiven Organe antransportiert und auch schneiden wollen. Ob er das wirklich gemacht habe und ob Savaskan auch geschnitten habe oder nicht, könne er, Ninnemann, nicht sagen, da er die beiden an dem Wochenende allein gelassen habe.

Rücksprache bei Savaskan ergab folgendes: Ja, es sei in der Tat vor dem Isotopenlabor geschnitten worden, nach seinem Laborbucheintrag am 20.12.01 und am 14.1.02. Er habe seine Laborantin, Frau Winkler, dabei gehabt. Kühbacher habe ihm die Organe gegeben und sei dann gegangen. Er habe mit Frau Winkler geschnitten und den Rest des Gewebes Kühbacher wieder zukommen lassen. Die Abfälle habe er im Abklingraum entsorgt und den Kryostaten dekontaminiert. Kühbacher habe später von Ninnemann die Erlaubnis für weitere Schneidesitzungen bekommen....

„ ........Olaf Ninnemann dazu: „Das kann nicht sein. Ich habe das Schneiden von 75Se-Organen nur einmal genehmigt und das an einem Wochenende. Von der Frau Winkler weiß ich nichts. Und Kühbacher hat auch keine Erlaubnis mehr erhalten.““

 

Am 24.3.2010 sandte uns Olaf Ninnemann eine Ergänzung zu seinen obigen Aussagen zu:

 

Ich habe nach meiner Erinnerung, auch wenn dieses Ereignis nun schon viele Jahre zurückliegt, das Schneiden von 75Se-Organen  tatsächlich so wie oben geschildert nur einmal genehmigt und das an einem Wochenende. Die einleitende Bemerkung „Das kann nicht sein“ in dem o.g. Zitat von mir– ist jedoch missverständlich. Natürlich kann ich nicht ausschliessen, dass ohne meine Einwilligung und ohne mein Wissen weitere Schnitte von mit 75Se markierten Geweben gemacht wurden.  Ich möchte daher dem Eindruck entgegentreten, ich könne sicher ausschliessen, dass Dr. Savaskan weitere solche Schnitte an anderen Tagen in unserem Institut hergestellt hat.

 

Dies erscheint mir notwendig, weil diese Aussage nun einen so wichtigen Stellenwert erhalten hat, da auf sie direkt in Folge 17 „Zusammenfassung und Kommentar“ eingegangen wird:

 

Zitat: „1. Wer hat die Hirne und Hoden geschnitten? Für Kühbacher spricht die Aussage des Strahlenschutzbeauftragten Ninnemann, für Savaskan der Eintrag in sein Laborbuch. Die geheimnisvolle Frau Winkler blieb stumm. Ninnemann ist ein unabhängiger Zeuge. In der Summe: Kühbachers Version ist wahrscheinlicher.“

 

Hinweis: Falls Sie Kommentare, Bemerkungen, oder Beobachtungen zu dieser Serie lesen oder gar selber loswerden wollen, können Sie das unter dem gleichnamigen Beitrag in unserem Laborjournal Blog gerne tun.

 

 

von Hubert Rehm

 

Als PDFs zum Download:

 

MS1 v4

MS1 v5

Ms2

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Was bisher geschah:

Folge 1: Die Kontrahenten

 

Folge 2: Der Krach

 

Folge 3: Die Affäre eskaliert

 

Folge 4: Savaskan weist die Vorwürfe zurück

 

Folge 5: Nachforschungen des LJ-Reporters

 

Folge 6: Vermittlungsversuche

 

Folge 7: Der DFG-Ombudsman wird angerufen

 

Folge 8: Der Ombudsman fordert Unterlagen an

 

Folge 9: Der DFG-Ombudsman gibt an den DFG Ausschuß für Fehlverhalten ab

 

Folge 10: Kühbachers Generaluntersuchung

 

Folge 11: Frau Beisiegels Stellungnahme

 

Folge 12: Noch ein fehlerhaftes Paper: Das Nogo Paper

 

Folge 13: Juristische Nullnummer

 

Folge 14: Ein neuer Ermittler schaltet sich ein

 

Folge 15: Hugo Habicht widerspricht Adebar Storch!

 

Folge 16: Seltsame Endziffern

 

Folge 17: Zusammenfassung und Kommentar

 

Folge 18: Ergänzungen und Bemerkungen

 



Letzte Änderungen: 09.08.2010