Editorial

Innsbrucker Unirat bleibt uneinsichtig

Die im Sommer 2008 erfolgte Absetzung des damaligen Rektors der Medizinischen Universität Innsbruck, Clemens Sorg, sei schon aus formalen Gründen unrechtmäßig, urteilte der österreichische Verwaltungsgerichtshof (siehe Meldung vom 29. September, "Clemens Sorg rechtswidrig abgesetzt"). Man hätte einen Bescheid ausstellen müssen. Hier die Weiterungen und ersten Reaktionen auf dieses Urteil.

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(1. Oktober 2009) Sorg hat nun Anspruch auf ausstehende 13 Monatsgehälter, umgerechnet etwa eine Viertelmillion Euro. Er will das Geld vor dem Arbeitsgericht einklagen. Dabei dürfte es Sorg allerdings in erster Linie um seine Rehabilitation gehen, denn ein Prozess vor dem Arbeitsgericht würde die Fadenscheinigkeit der Kündigungsgründe des Unirats enthüllen (Siehe dazu die Artikel auf dieser Netzseite und in Laborjournal).

Vom Standpunkt des Unirats aus gesehen, wäre es also am besten, Sorg das Geld freiwillig und schnell zuzuschieben (es ist ja nicht das Geld des Unirats, sondern des Steuerzahlers) und so einen Prozeß zu verhindern. Denn der Ausgang eines Solchen scheint klar, zumal es dafür den Präzedenzfall Martin Hirner gibt. Dem Direktor der Tiroler Arbeiterkammer war aus ähnlich schwammigen Gründen wie Sorg gekündigt worden. Hirner wurde rehabilitiert und mußte wieder eingestellt werden. Verliert der Unirat aber den Arbeitsgerichtsprozeß gegen Sorg, wären nicht nur die Viertelmillion fällig, es fielen weitere Anwaltskosten an und die Medizinische Universität und ihr Unirat wäre maximal blamiert. Dementsprechend hat der Senat der Medizinischen Universität Innsbruck schon gleich nach Bekanntwerden des Urteils, am 29, September, darauf gedrängt, daß sich der Unirat mit Clemens Sorg gütlich einigt. Die Vorsitzende des Unirats, Gabriele Fischer, zeigt sich jedoch uneinsichtig. Frau Fischer will Sorg nachträglich kündigen und dazu in förmlicher Weise nach einem Ermittlungsverfahren einen Bescheid ausstellen (nach Tiroler Tageszeitung). Dies dürfte vergeblich sein, wie der Fall Hirner zeigt. Auch der Vorsitzende des Senats der Medizinischen Universität Innsbruck ist der Meinung „Es bringe nichts, alles noch einmal aufzurollen, wie das der Unirat plane“ (zitiert nach presse.com).

Senat und Minister sollten die Gelegenheit nutzen, den auch anderweitig mit Skandalen (Stichwort: Spesen) belasteten Unirat loszuwerden. Insbesondere für den Minister könnte der Rat sonst zu einem Stolperstein werden. Er hat die Aufsichtspflicht und hat dennoch ein Jahr lang tatenlos dem Treiben dieses Gremiums zugeschaut.

 

Hubert Rehm

Foto: Parigger



Letzte Änderungen: 04.03.2013