Editorial

Kommentar von Siegfried Bär

Mich hat Herrn Rüdigers Entgegnung auf Lerchls Kritik nicht überzeugt. Jedem, der sich in den vier Grundrechenarten auskennt, wird das Summenproblem der Tabelle 2 in Schwarz et al auffallen. Diese Summen stimmen nicht. Rüdiger geht darauf nur mit der Bemerkung ein, er wisse nicht wo Lerchl die 14,6 Zellen hernehme. Da kommt man sich veräppelt vor. Des weiteren scheint den Autoren der Studie der Unterschied zwischen Standardabweichung und Standardfehler unbekannt zu sein, Jedenfalls legt das die Bemerkung in Materials und Methods von Schwarz et al nahe, wonach die Standardabweichungen so niedrig seien, weil sie die Zahl der ausgezählten Zellen von 50 auf 500 erhöht hätten. Die Standardabweichung bezieht sich aber auf die Zahl der ausgewerteten Objektträger und nicht auf die Zahl der Zellen auf einem Objektträger. Erhöht man die Zahl der Zellen wird der Wert des Kometenschweiffaktors eines Objektträgers genauer bestimmt. Auf die Standardabweichung der Werte von mehreren Objektträgern kann sich das auswirken aber nicht notwendigerweise verkleinernd. Erhöht man die Zahl der Objektträger (z.B. von n=3 auf n =9) wird sich die Standardabweichung ändern, allerdings wird sie auch dann nicht notwendigerweise kleiner werden. Kleiner, um Wurzel n, wird nur der Standardfehler.

Lerchl hat daher recht: die Standardabweichungen sind angesichts der vielen in die Messungen eingehenden Parameter verdächtig niedrig. Woran liegt das? An einer falschen Rechnung? An der unerhört exakten Arbeitsweise von Frau Kratochvil? Oder hat hier jemand in lauterer Absicht zu unlauteren Mitteln gegriffen? Rüdiger wendet ein, daß es sich ja um eine verblindete Untersuchung gehandelt habe. Das aber macht die Sache nur noch verdächtiger. Vielleicht sollte Niels Kuster, der die Verblindung organisierte, einmal prüfen, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Erstaunlich ist jedenfalls, daß ein Manuskript mit solchen Fehlern den Review Prozeß passiert hat. Aus der schlechten Qualität dieser Studie läßt sich natürlich nicht folgern, daß nun Mobil-funkstrahlung unschädlich wäre. Um darüber urteilen zu können, hätte ich die über 30 von Rüdiger aufgelisteten Publikationen auf das Genaueste studieren müssen. Dazu fühlte ich mich als Nichthändinutzer nicht berufen.

Ob seltsame Mobilfunkuntersuchungen wie Schwarz et al. ein Ablenkungsmanöver der Zigarettenindustrie darstellen, kann ich auch nicht sagen, wundern würde es mich nicht. Was mich aber wundert ist, daß fast 100% der Leute über 14 Jahre ein Händi besitzen und gleichzeitig ein Drittel dieser Leute glauben, daß Händis schädlich seien. Das scheint mir so seltsam wie die Statistik in Schwarz et al..

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Letzte Änderungen: 04.08.2008