Editorial

Was machen Sie gerade? (2)

Das Überraschungsinterview, das nie stattgefunden hat – aber genau so hätte stattfinden können. Heute: Dr. D. Enk, Virologisches Institut Universität Wankelheim.

(26.09.2007) LJ: Hallo, Herr Enk. Woher kommen Sie gerade?

Enk: Von meiner Technischen Angestellten.

LJ: Experimente besprochen?

Enk: Nein. Ich habe sie gefragt, ob sie Koautorin auf unserem neuesten Paper sein möchte.

LJ: Und? Was hat sie gesagt?

Enk: Sie war ziemlich überrascht. Schließlich war sie noch nie auf einem unserer Paper mit drauf.

LJ: Und zu diesem Paper hat sie jetzt besonders viel beigetragen?

Enk: Nein. Nicht mehr als zu anderen auch.

LJ: Ääh ... Entschuldigung, aber dann verstehe ich nicht ... Wieso soll sie dann ausgerechnet auf dieses mit drauf?

Enk: Ach, ich habe letzte Woche so eine Online-Diskussion zum Thema "Autorenschaft bei Forschungsartikeln" mitverfolgt. Das ging hin und her und wieder zurück. Am Ende waren sich aber ziemlich alle Beteiligten einig darüber, wer alles in die Autorenzeile gehört.

LJ: Und die wären?

Enk: Zuerst einmal diejenigen, die die Idee zu dem Projekt hatten. Denn ohne Idee kein Projekt. Im Idealfall, so betont einer der Diskutanten, sollen die Ideengeber dann aber auch konkret am Projekt mitarbeiten, um die künftige Autorenschaft vollends zu rechtfertigen. Automatisch eingeschlossen sind damit auch diejenigen, die die Mittel für das Projekt bereit stellen, da sie in der Regel für den Antrag die ursprüngliche Idee zum konkreten Projekt entwickeln. Na ja, und dann natürlich alle, die Experimente und Messungen gemacht haben, wie auch diejenigen, die irgendwelche Antikörper, Zelllinien oder sonst etwas zur Verfügung gestellt haben.

LJ: Und da TAs in der Regel bei den Experimenten und Messungen mitmachen, gehören sie demnach auch zu den potenziellen Koautoren.

Enk: Genau, das war richtig Thema. Die Leute haben in der Diskussion jede Menge Beispiele angeführt, wo TAs fast die gesamten Messungen gemacht haben und hinterher nicht in der Autorenziele erschienen sind. Fürchterlich aufgeregt haben sie sich. Und waren sich dann einig, dass in solchen Fällen TAs mit aufs Paper gehören – auch wenn sie rein gar nichts zur Idee beigetragen haben.

LJ: Und das hat Sie zum Grübeln gebracht?

Enk: Ja. Für das aktuelle Paper hat unsere TA zusammen mit einem Doktoranden alle Experimente gemacht. Also müsste sie drauf. Auf der anderen Seite heißt es immer, unabhängig vom konkreten Beitrag sei zwingende Bedingung für eine Koautorenschaft, dass jeder einzelne Autor das Paper in seiner Gesamtheit darstellen und vertreten können muss. Und sorry, bei aller Wertschätzung, das kann unsere TA nicht. Dazu hat sie gar nicht die Ausbildung.

LJ: Aber Sie haben sicherheitshalber noch mal nachgefragt?

Enk: Ja. Und habe ihr diese beiden Sichtweisen erklärt.

LJ: Und was hat sie gesagt?

Enk: Dass sie um Himmels willen nicht auf dem Paper drauf stehen will. Am Ende käme noch einer und wolle mit ihr über die "Conclusions" diskutieren, oder so was. Das wäre schon okay so, wie es bisher immer war.

LJ: Und was passiert jetzt?

Enk: Wie üblich. In den "Acknowledgements" wird stehen: "We thank ... for valuable technical assistance in performing the three-dimensional imaging analysis."

LJ: Also frei nach dem Vodafone-Slogan: "Alles bleibt besser."

Enk: Genau.



Letzte Änderungen: 27.09.2007