Editorial

Es war einmal …

(14.09.2021) ... oder: Warum wir heute an Pisum sativum forschen. Neue Erlebnisse unserer TA.
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Einstmals ritt ein junger Prinz durch ferne Lande. Dabei erblickte er in der Ferne eine grüne Hecke, die sich bis in den Himmel empor­reckte. „Was verbirgt sich hinter dieser Hecke?“, fragte er jeden, der ihm begegnete.

Die Leute erzählten ihm, dort befände sich ein verwun­schenes Schloss, in dem eine Königstochter seit vielen Jahren schliefe – nebst ihren Eltern und deren Hofstaat.

„Ich will mir die Prinzessin doch einmal ansehen“, dachte sich der Prinz, schwang sich auf den Rücken seines Pferdes und erreichte schließlich die grüne Festung.

„Das sieht nach Erbsen­pflanzen aus“, murmelte er, sobald er die grünen Schoten gewahrte, die allenthalben in der rankenden Hecke hingen. Allein, das Gestrüpp war so verfilzt, da ward kein Durchkommen.

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„Dem werde ich abhelfen“, sprach der Prinz.

Mit kraftvollen Schlägen schwang er sein Schwert. Der Duft frisch geschnittener Pflanzen stieg ihm in die Nase, bei jedem Schwung spritzte grüner Pflanzensaft umher und rann an der Klinge herab.

Im Turmzimmer angelangt betrachtete er flüchtig die schöne Prinzessin auf ihrer Bettstatt. Beim Anblick der zahllosen grünen Sprenkel, die seinen weiß­goldenen Waffenrock verunzierten, entschwand sie jedoch aus seinen Gedanken.

Was mag diese Pflanze enthalten, das ihr eine solche Färbekraft verleiht? War das Grüne schon immer darin, und wie ist es dort hinein­gelangt – und warum?

Spontan verwarf er seine Lebenspläne als Thronfolger und beschloss, fortan sein Leben der Suche nach Antworten zu widmen. Und weil er die ganze Forschungs­arbeit nicht allein machen wollte, küsste er noch rasch die erstarrten Lippen der schönen Königstochter.

Da schlug sie die Augen auf und war wieder lebendig. Der Prinz nahm ihre Hände in die seinen und schaute ihr tief in die Augen: „Willst du meine liebe Forschungs­partnerin sein auf immerdar? Willst du mit mir ein Grundlagen­forschungslabor eröffnen und die Geheimnisse der Natur ergründen?“

„Ja, ich will deine Partnerin sein, wenn wir abwechselnd als Erstautoren fungieren“, antwortete sie.

Damit erklärte der Prinz sich einverstanden.

Nach einem heftigen Wortwechsel mit dem ebenfalls wieder­erwachten König, der für seine Tochter eher eine Laufbahn als Prinzessin geplant hatte, ließ dieser seine Tochter letztendlich mit dem Prinzen ziehen. Sogar eine gute Erstaus­stattung wollte er ihnen für ihr Labor finanzieren: die Gehälter für zwei Doktoranden und eine technische Assistenz – dazu noch 13 Pipetten­sätze, damit für jede weise Frau, die vorbeischaute, einer zur Hand wäre.

Da hob der Prinz die Prinzessin auf sein Pferd und ritt mit ihr zum Schloss seiner Eltern, wo sie gemeinsam eine steile Forscher­karriere hinlegten. Gesegnet mit spektakulären Entdeckungen und vielen Impact-Punkten.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so forschen sie noch heute ...

Maike Ruprecht

Diese Kolumne erschien zuerst in Laborjournal 9-2021.


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Letzte Änderungen: 14.09.2021