Editorial

Löcher gegen Trockenrisse

(17.02.2021) Mit einer löchrigen Plexiglas-Platte und der Nadel einer Spritze verhindert man Risse beim Trocknen von PAGE-Gelen.
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Das PAGE-Gel ist gelaufen und sauber aufgetrennt zeichnen sich im Färbebad die ersehnten Banden ab. Jetzt nur noch schnell trocknen, scannen, Phospho­imager oder Röntgenfilm drauf und dann das Gel in das Laborbuch einkleben und für alle Ewigkeit aufbewahren. Doch allzu oft kommt man gar nicht so weit und das Gel zerbricht bereits beim Trocknen. Auch mit kommerziellem Zubehör für das Gel-Trocknen gibt es keine Antibruch-Garantie. Gel-Trockner, die Gele unter Vakuum für wenige Stunden erhitzen, führen bei einem Strom­ausfall oder vorzeitigem „Nachschauen“ zu einem Gel-Scherben­haufen. Zudem muss man bei älteren Fabrikaten oft genug darauf hoffen, dass sie überhaupt ein vernünftiges Vakuum ziehen.

Das Trocknen an der Luft, etwa zwischen zwei porösen, luftdurch­lässigen Cellophan-Blättern, braucht Zeit – Zeit, in der mitunter Luftblasen vom Rand in das Gel wandern und unverhofft eine erstaunliche Spreng­wirkung zeigen, die zu Trockenrissen führt.

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Simpel und wirkungsvoll

Ghanshyam Heda von der Mississippi University for Women in Columbus, USA, hat sich deshalb überlegt, wie man die lästigen Trocken­risse in PAGE-Gelen vermeiden kann. Ihre Gel-Trocknungs­apparatur ist zwar nicht das, was man neudeutsch als disruptive Innovation bezeichnen würde. Dafür lässt sie sich einfach selbst herstellen und ist offensichtlich auch sehr wirkungsvoll.

Hedas Gel-Trockner besteht aus einem Plexiglas-Rahmen, einer mit Löchern von 1 bis 2 Millimetern Durch­messern übersäten Plexiglas-Platte in der Größe des Rahmens, zwei Cellophan-Folien und einer Injektionsnadel.

Vor dem Trocknen wird das Gel in einem Bad aus 65 Prozent Methanol und 0,5 Prozent Glycerol eingeweicht und geschmeidig gemacht. Zwei rechteckige Cellophan-Folien, die etwas größer sind als das Gel, werden ebenfalls eingeweicht. Zunächst legt man eine der Folien auf die durch­löcherte Plexiglas-Platte und platziert auf dieser das Gel. Danach kommt die zweite Cellophan-Folie auf das Gel. Mit einer Glaspipette oder einem ähnlich geformten Gegenstand, den man auf das Cellophan-Gel-Sandwich drückt, verschiebt man Luftblasen an den Rand, wo sie entweichen können. Anschließend legt man den Plexiglas-Rahmen über das Sandwich und fixiert das Ganze an allen vier Kanten mit Klammern.

Luftblasenverdrängung

Die Ränder des Gels haben ein paar Millimeter Abstand zur Rahmen­innenseite. In einen beliebigen Punkt am Rand des Gels steckt man die Kanüle einer Spritze. Sollten sich am Rand des Gels Luftblasen bilden, können diese durch die Nadel entweichen und wandern nicht in das Gel. Mit einem Vergröße­rungsglas kann man das Gel zusätzlich nach Luftblasen absuchen. Findet man eine, legt man den Rahmen mit der perforierten Plexiglas-Platte nach oben auf den Tisch. Um die Luftblase zu entfernen, gibt man einige Tropfen der Methanol/Glycerol-Lösung durch eine Bohrung in der Nähe der Luftblase. Die Lösung gelangt durch die Poren in der Cellophan-Folie auf das Gel und verdrängt die Luftblase.

Auf diese Weise getrocknete Gele behalten durch die Methanol/Glycerol-Lösung ihre Original­größe. Nach dem Trocknen kann man sie zurecht­schneiden und mithilfe eines aufgelegten Gewichts, etwa schweren Büchern, glätten. Wie generell bei Protein-Gelen sind die Banden in getrockneten Gelen schärfer als in frischen und die Scans entsprechend sauberer. Je nach Dicke des Gels und dessen Polyacrylamid-Gehalt dauert das auch für Gradienten-Gele geeignete Prozedere etwa 24 bis 36 Stunden. Heda versucht aber schon, den Trocken­vorgang mit einem Ventilator oder durch Erhitzen zu beschleunigen.

Andrea Pitzschke

Heda G. (2021): A simple method of drying polyacrylamide slab gels that eliminates cracking. Biotechniques, 70(1):54-57

Bild: Pixabay/3308894





Letzte Änderungen: 17.02.2021