„Irgendwie werden die TA immer vergessen“
(20.07.2020) Nicht jedoch bei der German Biobank Alliance. Hier werden TA mit praktischen Fort- und Weiterbildungen gefördert. Zwei Biobank-Leiter berichten.
„Die Berechtigung von Biobanken beruht hauptsächlich auf der Qualität unserer Proben und Daten. Und wenn wir von Qualität sprechen, dann sprechen wir natürlich auch von sehr gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In erster Linie sind hier unsere MTA zu nennen“, sagt Ronny Baber, Leiter der Biobank an der Universität Leipzig. „Vor ein paar Jahren haben wir erkannt, dass es genau die Problematik der unsichtbaren TA gibt, die kürzlich auf laborjournal.de geschildert wurde [siehe „Eine Lobby für die ‚Unsichtbaren‘ vom 25.05.2020]. Und wir haben beschlossen, dass wir genau an der Stelle etwas tun müssen“, berichtet er.
Ronny Babers Biobank ist eine von 13 Biobanken in Deutschland, die sich vor drei Jahren zur German Biobank Alliance (GBA) zusammengeschlossen haben – inzwischen sind es stolze 22 Biobanken. Eigentlich hat jede Universitätsklinik eine Biobank, in der sie Körpermaterial von Patienten oder Studienteilnehmern sammelt: Blut, Urin, Gewebe und anderes. Doch was an Biobanken besonders wichtig ist, erklärt uns Sara Nußbeck, die die Zentrale Biobank der Universitätsmedizin Göttingen leitet: „Das Material wird systematisch und standardisiert gesammelt und unter sehr hohen Qualitätsstandards aufbewahrt. Außerdem ist es wichtig, dass man von den Patientinnen oder Studienteilnehmern entsprechende Daten hat, denn je mehr Daten zu einer Probe vorliegen, desto wertvoller ist diese. Forscher können diese Proben anfragen und für ihre Forschung nutzen“.
Kurse nur für Wissenschaftler
Ronny Baber und Sara Nußbeck wirken beide in der GBA mit, die seit 2017 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. „Im Rahmen des geförderten Projektes der GBA gibt es viele Arbeitspakete und eines davon beschäftigt sich mit der Fort- und Weiterbildung“, so Sara Nußbeck, die dieses Arbeitspaket leitet. „Im Fokus stehen genau die ‚Unsichtbaren‘, also die TA. In Biobanken gibt es speziellere Aufgaben als die, die in der breiten Ausbildung der TA vermittelt werden. Daher bieten wir explizit Fort- und Weiterbildungen für TA in Biobanken an“, erklärt Nußbeck. Denn auch sie haben festgestellt, dass es zwar viele Angebote zur Fort- und Weiterbildung gibt, aber hauptsächlich für Wissenschaftler, um sich auszutauschen und fortzubilden. Nußbeck meint: „Irgendwie werden die TA immer vergessen.“
Daher haben Nußbeck und ihr Team nun eine praktische Fortbildung auf die Beine gestellt mit drei unterschiedlichen Themen, gekoppelt mit theoretischen Grundlagen in Form von Online-Kursen. „In einer nationalen Umfrage haben uns die TA gesagt, dass sie gerne etwas hätten, das die Theorie und die Praxis koppelt“, so Sara Nußbeck. „Wir haben unsere Fragen nicht nur den TA, sondern auch ihren Kolleginnen und Vorgesetzten gestellt. Die Befragten schätzten vor allem das Thema Handhabung und Lagerung von Bioproben als besonders wichtig ein.“
Training in Heidelberg, Hannover und Leipzig
Ronny Baber berichtet, wie die praktischen Kurse bisher abgelaufen sind: „Wir haben jetzt schon fünf Trainings durchgeführt. Im ersten sind wir noch einmal auf die Umfrage eingegangen und haben spezifisch nach dem Bedarf gefragt“, so Baber. Dann gab es zwei Kurse zu histologischen Färbungen in Heidelberg, einen mit dem Thema ‚Isolation von DNA‘ in Hannover und einen zur Isolation mononukleärer Zellen in Leipzig. In den Kursen seien sowohl die theoretischen Grundlagen wichtig als auch die praktische Durchführung und ein genereller Überblick. „Biobanken befinden sich an der Schnittstelle zwischen Routine und Forschung und wir wollen einfach den Weitblick schärfen, damit die Mitarbeitenden wissen, was eigentlich mit dem Material gemacht wird und damit verinnerlichen, warum es so wichtig ist, dass die Proben so schnell wie möglich bearbeitet werden“, so der Biobank-Leiter.
Ist das alles den TA von Biobanken vorbehalten? „Im Moment ja, denn die Teilnehmerzahl ist aufgrund der Arbeitsmöglichkeiten und Betreuung in den praktischen Trainings leider begrenzt“, so Sara Nußbeck. „Aber wir denken bereits darüber nach, wie wir die Inhalte auch für andere TA nutzbar machen, die nicht in Biobanken arbeiten“. Dazu hätten sie schon mit TA-Verbänden gesprochen, wie etwa dem DIW-MTA.
Tausend Euro im Budget
Bleibt noch die Frage der Finanzierung. Bisher wurden die Kosten für die Kurse durch das geförderte Projekt der GBA gedeckt, doch in Zukunft müssten die Chefs der TA dafür in die eigenen Taschen greifen. Wie viel die Biobank-Leitungen bereit wären für Weiterbildungen auszugeben, haben Nußbeck und Baber auch mit ihrer Umfrage in Erfahrung bringen können: Den meisten Biobanken steht dafür ein Budget zwischen 500 und 1.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Auch wenn dieses Budget auf durchschnittlich 2–5 TA in jeder Biobank aufgeteilt werden müsste, würde es für einen Kurs reichen, wie ihn Nußbeck und Baber anbieten.
Eines ist jedenfalls sicher, Weiterbildungen für TA sind wichtig. „Die Technik schreitet heute so schnell voran, dass sich das Handlungsfeld der TA auch im Wandel befindet“, unterstreicht Baber. „Früher musste noch viel mit den Händen gearbeitet werden, heute stellt man meist eine Probe in ein Gerät, das die Probe bearbeitet und hinterher muss man die Ergebnisse aus- und bewerten. Das ist in der Labormedizin eine der Hauptaufgaben der TA. Da wird weniger selbst ‚gekocht‘, sondern mehr das Ergebnis begutachtet“, so Ronny Baber, der auch in der Labormedizin am Universitätsklinikum Leipzig arbeitet. „Daher muss man verstehen, was man genau macht. Und genau dieses Verständnis wollen wir in unseren Kursen vermitteln.“
Karin Lauschke
Foto: GBA